Refurbished-IT wird zum strategischen Compliance-Werkzeug
29.12.2025 - 06:24:12Die CSRD-Berichtspflicht und aktuelle Lieferengpässe professionalisieren den Markt für gebrauchte IT-Hardware. Refurbished-Geräte werden zum Schlüssel für prüfsichere CO?-Bilanzen und stabile Lieferketten.
Die Nachhaltigkeitsberichtspflicht CSRD und Lieferengpässe machen aufgearbeitete IT-Hardware zum zentralen Baustein für deutsche Unternehmen. Eine neue Analyse zeigt, wie sich der Markt professionalisiert, um den strengen EU-Vorgaben gerecht zu werden.
Vom Nischen- zum Compliance-Produkt
Das Jahr 2025 markiert einen Wendepunkt: Der Markt für gebrauchte IT-Hardware hat sich vom reinen Kostensparer zu einem kritischen Compliance-Ökosystem entwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Marktanalyse von it-daily.net. Der früher oft fragmentierte Sekundärmarkt professionalisiert sich rasant. Große Distributoren und Hersteller bieten inzwischen standardisierte „Refurbishment-Programme“ an, die Garantien und Service-Level neuer Ware erreichen.
Der Grund für diesen Wandel ist regulatorischer Druck. Die ersten verpflichtenden Berichte nach der EU-Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für das Geschäftsjahr 2025 stehen 2026 an. „Audit-ready“-Hardware – also Geräte mit zertifizierten CO₂-Einspardaten und vollständigem Lebenszyklus-Nachweis – wird zum Schlüssel für IT-Abteilungen. Damit lassen sich konkrete Reduktionen bei den schwer erfassbaren Scope-3-Emissionen belegen.
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CSRD: Weniger Unternehmen, mehr Verantwortung
Die Dringlichkeit wird durch eine regulatorische Anpassung verstärkt. Seit Mitte Dezember 2025 fokussiert die CSRD nur noch auf Großunternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als 450 Millionen Euro. Für sie gilt nun der strengere Prüfstandard der „angemessenen Sicherheit“ für ihre Nachhaltigkeitsdaten.
Das Paradox für IT-Compliance-Verantwortliche: Das Netz ist enger geknüpft, obwohl es weniger Unternehmen umspannt. Vage Schätzungen zu CO₂-Einsparungen reichen nicht mehr aus. Große Konzerne benötigen präzise, nachprüfbare Daten. Refurbished-Anbieter reagieren darauf und integrieren ihre Systeme direkt in die ESG-Plattformen der Unternehmen, um vermiedene Emissionen automatisch zu tracken.
Lieferengpässe beschleunigen den Umstieg
Neben der Regulierung treibt ein praktisches Problem den Markt: massive Lieferengpässe für RAM-Module und spezielle Chips im vierten Quartal 2025. Die hohe Nachfrage nach KI-fähiger Infrastruktur ließ Lieferzeiten für neue Geräte in die Wochen steigen.
Unternehmen wichen auf den Sekundärmarkt aus – und machten eine Entdeckung. Die Qualitätsstandards aufgearbeiteter Ware sind heute so hoch, dass aus der Notlösung oft eine Dauerstrategie wurde. Die „RAM-Krise“ habe das letzte Stigma gegenüber gebrauchter Hardware in Unternehmen beseitigt, so die Analyse. Die so bewiesene operative Resilienz fließt nun in Einkaufsrichtlinien für 2026 ein. „Circular IT“ wird zum Standard, um sich gegen künftige Lieferketten-Schocks abzusichern.
Der Kampf gegen die Scope-3-Emissionen
Hier setzt der größte Hebel an. Refurbished-IT bekämpft die indirekten Scope-3-Emissionen in der Wertschöpfungskette. Die Herstellung eines neuen Laptops verursacht 300 bis 400 kg CO₂-Äquivalente, rund 80 % davon entstehen bei der Produktion. Der Kauf eines aufgearbeiteten Geräts rechnet diese Last aus der eigenen CO₂-Bilanz heraus.
Diese Berechnung wird zum finanziellen Vermögen. Unternehmen mit nachweisbaren Scope-3-Reduktionen könnten bei der Kapitalbeschaffung oder der Vergabe von Staatsaufträgen bevorzugt werden. Die Professionalisierung des Marktes macht die Einsparungen zu zertifizierten, prüfsicheren Zahlen, die regulatorischer Kontrolle standhalten.
Ausblick 2026: Die Grenzen verschwimmen
Für das kommende Jahr prognostiziert die Analyse eine weitere Verwischung der Grenzen zwischen Neu- und Gebrauchtbeschaffung. Große IT-Ausschreibungen werden zunehmend einen „Hybrid-Ansatz“ vorschreiben: Ein prozentualer Anteil an refurbished Geräten neben Neukäufen, um Netto-Null-Ziele zu erreichen.
Die sich parallel entwickelnde „Right-to-Repair“-Gesetzgebung wird Hersteller zu mehr Gerätelanglebigkeit verpflichten. Das dürfte das Angebot hochwertiger Sekundärgeräte erhöhen und die Preise stabilisieren.
Die Botschaft zum Jahresende ist klar: IT-Compliance umfasst heute nicht mehr nur Datensicherheit und Software-Lizenzen, sondern den gesamten physischen Lebenszyklus der Hardware. Mit dem gesetzten regulatorischen Rahmen und der bewiesenen Lieferketten-Resilienz steht 2026 im Zeichen des Durchbruchs: Circular IT wird zum neuen Standard.
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