Pupsen, Alzheimer

Pupsen gegen Alzheimer? Was hinter dem viralen Hype steckt

08.12.2025 - 15:49:12

Heute überfluten kuriose Schlagzeilen die sozialen Medien: “Pupsen könnte Alzheimer-Risiko senken”. Berichte von CHIP und internationalen Portalen lassen das Thema innerhalb von 72 Stunden viral gehen. Doch was ist dran an der sensationellen Behauptung? Die Antwort enttäuscht alle Hoffnungen auf eine einfache Lösung – und offenbart gleichzeitig faszinierende Wissenschaft.

Die aktuelle Berichterstattung bezieht sich auf Schwefelwasserstoff (H₂S) – jenes Gas, das faulen Eiern und Blähungen ihren Geruch verleiht. Die wissenschaftliche Basis ist solide: H₂S fungiert im Körper als wichtiger Signalstoff.

Forscher haben identifiziert, dass H₂S das Enzym GSK3β regulieren kann. Gerät dieses Enzym außer Kontrolle, fördert es die Bildung jener Tau-Proteine, die bei Alzheimer Nervenzellen verklumpen lassen.

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Die oft zitierten Mäuse-Experimente mit einer 50-prozentigen Verbesserung der kognitiven Leistung wurden bereits 2021 publiziert. Das erneute Medieninteresse erklärt sich durch neue Forschung: Im Juni veröffentlichte Dr. Bindu Paul in der Fachzeitschrift Neurotherapeutics aktuelle Erkenntnisse zum therapeutischen Potenzial der H₂S-Signalwege.

Das entscheidende Missverständnis

Hier wird es enttäuschend für Schnellleser: Die Wissenschaftler raten strikt davon ab, Blähungen einzuatmen.

  • Die therapeutische Wirkung wurde nicht durch das Einatmen von Gas erzielt, sondern durch chemische “H₂S-Donatoren”. Die Forscher verwendeten eine Verbindung namens NaGYY, die das Gas langsam und kontrolliert direkt in die Zellen freisetzt.

Das Einatmen von Schwefelwasserstoff aus der Luft ist wirkungslos:

  • Die Konzentration ist viel zu gering für therapeutische Effekte im Gehirn
  • In hohen Konzentrationen wäre das Gas sogar giftig
  • Eine kontrollierte Freisetzung im Zellinneren ist unverzichtbar

Aus “intrazelluläres H₂S schützt Nervenzellen” wurde die klickstarke Schlagzeile “Riechen an Pupsen heilt Alzheimer” – ein klassisches Beispiel für mediale Stille Post.

Warum der Hype gerade jetzt?

Neben dem viralen Zyklus sozialer Medien gibt es echte wissenschaftliche Fortschritte in diesem Jahr. Eine Schlüsselrolle spielt die Forschung zur Schnittstelle zwischen H₂S und dem Nrf2-Signalweg.

Nrf2 steuert die zelluläre Abwehr gegen oxidativen Stress. Die Forschergruppe um Dr. Bindu Paul hat dargelegt, wie H₂S diesen Schutzmechanismus aktivieren kann. Diese Erkenntnisse untermauern: Medikamente, die H₂S freisetzen, könnten bei Alzheimer, Parkinson und Huntington helfen.

Die Wissenschaft bewegt sich weg von reiner Symptombekämpfung hin zu Mechanismen, die die Widerstandsfähigkeit der Zellen stärken. Das Medieninteresse spiegelt – wenn auch verzerrt – die wachsende Hoffnung wider, die die Pharmaindustrie in diese “Gasotransmitter” setzt.

Warum Menschen darauf anspringen

Dass seriöse Forschungsergebnisse Jahre später als virale “News” wiederkehren, ist nicht ungewöhnlich. Zwei Faktoren treffen aufeinander:

  • Das Tabu-Thema: Alles rund um Verdauung generiert hohe Klickraten
  • Die Sehnsucht nach einfachen Lösungen: Angesichts der Komplexität von Alzheimer suchen Menschen nach hoffnungsvollen Nachrichten

Experten warnen vor falschen Schlüssen. Es gibt derzeit keine klinische Empfehlung, die eigene Lebensweise auf Basis dieser Berichte zu ändern. Die Verbindung zwischen Darmbakterien und Gehirn (Darm-Hirn-Achse) ist tatsächlich ein heißes Forschungsthema – aber der direkte Weg über die “Atemluft” bleibt ein Mythos.

Was kommt als Nächstes?

Die Forschung an H₂S-Donatoren wie NaGYY befindet sich weiterhin im präklinischen oder frühen klinischen Stadium.

Kurzfristig: Weitere Studien zu Dosierung und Sicherheit sind zu erwarten. Langfristig: Bis ein Medikament in der Apotheke erhältlich ist, werden noch Jahre vergehen.

Die wichtigste Nachricht bleibt: Die Wissenschaft ist einer heißen Spur auf der Fährte. Das Lachen über den Pups-Witz mag nicht direkt gegen Alzheimer helfen – aber der zugrundeliegende biologische Mechanismus könnte eines Tages tatsächlich Leben retten.

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