Psychische Ersthelfer: Die neue Antwort auf Rekord-Fehltage

Mental Health First Aid wird zum Standard im Betrieb, um psychische Krisen früh zu erkennen und Betroffene zu unterstützen, während Therapieplätze knapp sind.

Psychische Erkrankungen verursachen so viele Fehltage wie nie zuvor. Als Gegenmaßnahme setzen immer mehr Unternehmen auf ausgebildete psychische Ersthelfer – nach dem Vorbild der klassischen Ersten Hilfe. Das Konzept Mental Health First Aid (MHFA) gewinnt massiv an Bedeutung.

Die aktuellen Zahlen der Krankenkassen sind alarmierend: Depressionen und Anpassungsstörungen sind der Hauptgrund für langfristige Arbeitsausfälle. Besonders bei jüngeren Beschäftigten steigen die Fehltage stark an. Experten sprechen von einer “stillen Krise”, die der Wirtschaft Milliarden kostet.

Was ist Mental Health First Aid?

MHFA ist ein Programm, das Laien befähigt, psychische Probleme früh zu erkennen und Betroffene zu unterstützen – bis professionelle Hilfe eintrifft. Die Kurse vermitteln keine Therapie, sondern konkrete Handlungsstrategien für den Ernstfall.

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Zentral ist der ROGER-Plan, eine klare Handlungsanleitung für Ersthelfer:
* Reagieren auf akute Risiken wie Suizidgedanken.
* Offen und vorurteilsfrei zuhören.
* Geben von Unterstützung und Informationen.
* Ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
* Ressourcen für Selbsthilfe aktivieren.

Das Interesse an diesen Zertifizierungskursen ist im vergangenen Jahr explodiert. Tausende neue Ersthelfer wurden für Betriebe, Schulen und Vereine ausgebildet.

Unternehmen machen psychische Gesundheit zur Chefsache

Psychische Ersthelfer im Team sind kein nettes Extra mehr. Immer mehr Firmen erkennen: Obstkörbe reichen nicht aus, um der Komplexität psychischer Belastungen zu begegnen. Die Integration von MHFA wird zunehmend zum Standard im betrieblichen Gesundheitsmanagement.

Die bloße Anwesenheit geschulter Kollegen verändert das Klima. Sie signalisiert: Über mentale Probleme zu sprechen, ist erlaubt. Das schafft psychologische Sicherheit – einen entscheidenden Faktor für Produktivität und Mitarbeiterbindung.

Eine Brücke im überlasteten System

Die MHFA-Initiative füllt eine kritische Lücke. Wartezeiten auf Therapieplätze dauern oft Monate. Psychische Ersthelfer können diese Zeit nicht verkürzen, aber sie verhindern, dass sich Krisen in der Wartezeit verschlimmern.

Kritiker befürchteten eine Abwälzung der Verantwortung auf Laien. Studien zeigen jedoch: MHFA ersetzt keine Therapie, sondern erleichtert den Zugang dazu. Die Hemmschwelle, Hilfe zu suchen, sinkt, wenn ein vertrauter Kollege den ersten Schritt begleitet.

Der Trend ist international. In Ländern wie Großbritannien und Australien wird bereits über eine gesetzliche Verpflichtung für psychische Ersthelfer am Arbeitsplatz diskutiert.

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