Proton Sheets startet: Verschlüsselte Tabellen gegen Big-Tech-KI
09.12.2025 - 15:40:12Der Schweizer Verschlüsselungsspezialist Proton attackiert Google und Microsoft mit einer radikal privaten Alternative zu deren Cloud-Diensten. Die vergangene Woche gestartete Tabellenkalkulation Proton Sheets setzt auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – und verzichtet komplett auf KI-Integration. Zeitgleich zeigt OnlyOffice, wie kontrollierte KI-Nutzung ohne Datenweitergabe funktioniert.
Die Botschaft ist klar: Wer sensible Geschäftsdaten in Google Sheets oder Microsoft Excel eingibt, riskiert, dass diese Informationen zum Training öffentlicher KI-Modelle herangezogen werden. Proton verspricht das Gegenteil – absolute Privatsphäre durch Verschlüsselung, die selbst das Unternehmen ausschließt.
Seit dem 4. Dezember ist Proton Sheets verfügbar und komplettiert die Produktivitäts-Triade des Unternehmens neben Proton Mail und Proton Docs. Das Besondere: Alle Zellinhalte, Formeln, Formatierungen und sogar Metadaten wie Dateinamen werden Ende-zu-Ende verschlüsselt. Diese Zero-Knowledge-Architektur stellt sicher, dass Proton selbst keinen Zugriff auf Nutzerdaten hat – ein fundamentaler Unterschied zu herkömmlichen Cloud-Diensten.
„Die meisten Tabellenkalkulations-Tools stammen von Tech-Giganten, deren Geschäftsmodelle auf der Auswertung von Nutzerdaten basieren”, erklärt Anant Vijay Singh, Produktchef bei Proton Drive. Die tiefe Integration von KI-Assistenten wie Microsoft Copilot oder Google Gemini verstärke das Risiko exponentiell: „Vertrauliche Geschäftsdaten könnten in öffentlichen KI-Modellen landen.”
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Was Proton Sheets bietet:
* Verschlüsselung by Default für alle Tabelleninhalte inklusive Diagrammen
* Echtzeit-Kollaboration ohne serverseitige Entschlüsselung
* Schweizer Rechenzentren mit strengem Datenschutz
* Import-Funktion für CSV- und XLSX-Dateien zur Migration
* Kostenloser Zugang auch in der Basis-Version von Proton Drive
Die Echtzeitbearbeitung funktioniert dabei über Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kanäle – technisch anspruchsvoll, aber entscheidend für den Datenschutz.
OnlyOffice: KI ja, aber unter eigener Kontrolle
Während Proton KI komplett ablehnt, wählt OnlyOffice einen Mittelweg. Das am 3. Dezember veröffentlichte Update auf Version 9.2 erlaubt Nutzern, eigene KI-Modelle anzubinden – ohne Daten an Drittanbieter wie OpenAI oder Google zu senden.
Das Konzept: Organisationen können lokale Sprachmodelle oder selbst gehostete KI-Agenten integrieren. Die neuen KI-gestützten Grammatikprüfungen und Makro-Aufzeichnungen bleiben strikt optional. Besonders für europäische Unternehmen interessant: Die kostenlose Community Edition lässt sich komplett auf eigenen Servern betreiben – die Cloud-Anbindung entfällt vollständig.
Diese „Bring Your Own AI”-Strategie trifft einen Nerv bei Firmen, die Produktivitätsgewinne wollen, aber ihre geistigen Eigentumsrechte schützen müssen. Kein automatisches Abschöpfen für Modelltraining, keine heimliche Datenanalyse.
LibreOffice: Der Offline-Veteran hält Stand
Als dritte Säule im Markt bleibt LibreOffice die konsequenteste Lösung für alle, die jede Cloud-Verbindung ablehnen. Die aktuelle stabile Version 25.8.3 vom 13. November arbeitet vollständig lokal – kein Upload, keine KI-Anbindung, keine Metadaten-Übertragung.
Die Document Foundation hat sich bewusst gegen native KI-Features entschieden, die externe Datenverarbeitung erfordern würden. Für Rechtsabteilungen, Forschungsteams oder kreative Professionals, die absolute Kontrolle über ihre Dokumente benötigen, bleibt diese „reine” Lösung konkurrenzlos.
Die Gegenreaktion auf den KI-Zwang
Was zeigt dieser Dreisprung aus Proton, OnlyOffice und LibreOffice? Eine fundamentale Marktspaltung. Nach einem Jahrzehnt der Konsolidierung hin zu Google Workspace und Microsoft 365 formiert sich Widerstand gegen die aggressive KI-Integration.
„Nutzer suchen nicht mehr nur kostenlose Software – sie suchen sichere Software”, fassen Branchenbeobachter die aktuelle Entwicklung zusammen. Die Angst vor KI-Scraping treibt Anwaltskanzleien, Entwicklungsabteilungen und Content-Produzenten in die Arme der Alternativen.
Die drei Antworten auf das Problem:
* Proton: „Wir sehen deine Daten nicht, also können wir sie nicht zum Training nutzen”
* OnlyOffice: „Du hostest selbst, du kontrollierst die KI”
* LibreOffice: „Es verlässt nie deine Festplatte”
Ausblick: Lokale KI statt Cloud-Zwang
Für Anfang 2026 erwarten Experten weitere Verschärfung des Wettbewerbs. Proton arbeitet mutmaßlich an Desktop-Anwendungen für Docs und Sheets, um Microsofts native Apps direkt anzugreifen. OnlyOffice und LibreOffice könnten ihre Unterstützung für Local AI ausbauen – kleine, effiziente KI-Modelle, die komplett auf dem Gerät des Nutzers laufen, ohne Internetverbindung.
Der Start von Proton Sheets bietet jedenfalls schon jetzt einen konkreten Ausstieg aus dem Big-Tech-Ökosystem. Kostenlos, sofort verfügbar und mit dem Versprechen, dass kein Algorithmus im Hintergrund mitliest. Bleibt die Frage: Reicht das aus, um Nutzer von der Bequemlichkeit von Google und Microsoft wegzulocken?
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