Pack holt 5,8 Millionen Euro für KI-gestützte Personalentwicklung
04.12.2025 - 19:19:12Die jahrelange Jagd nach Fachkräften ist vorbei – jetzt beginnt der Kampf um Produktivität. Europaweit setzen Personalabteilungen erstmals stärker auf intelligente Software zur Mitarbeiterentwicklung als auf klassisches Recruiting. Das zeigt eine heute veröffentlichte Studie der Fosway Group. Passend dazu expandiert das italienische HR-Tech-Startup Pack mit frischem Kapital nach Deutschland.
66 Prozent der Personaler nennen laut der Erhebung “Steigerung von Leistung und Produktivität” als größte Herausforderung. Vor vier Jahren stand noch der Fachkräftemangel an erster Stelle. Was ist passiert? Künstliche Intelligenz macht es möglich, vorhandene Teams effizienter zu nutzen – theoretisch. Denn praktisch experimentieren noch 70 Prozent der Unternehmen nur mit den neuen Tools, statt sie systematisch einzusetzen.
Am Dienstag dieser Woche sicherte sich Pack 5,8 Millionen Euro in einer Serie-A-Finanzierung. Das Geld soll den Markteintritt in Deutschland, Frankreich und Großbritannien finanzieren. Hinter dem Investment stehen prominente Namen: David Clarke, ehemaliger CTO von Workday, und HR-Tech-Analyst Thomas Otter.
Was unterscheidet Pack von klassischen Personalsystemen? Die Plattform kartiert Kompetenzen mit KI, bewertet Potenziale und erstellt automatisch Mentoring-Programme. Kein nachträglich aufgepfropftes Feature – die Software ist von Grund auf für autonome Talententwicklung konzipiert.
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“Pack führt eine neue Denkweise in der Mitarbeiterentwicklung ein”, kommentierte Clarke sein Investment. Für deutsche Personalabteilungen bedeutet das: Weniger externe Stellenausschreibungen, mehr Fokus auf interne Karrierepfade. Gerade für mittelständische Unternehmen könnte das den Unterschied machen.
Fachkräftemangel rutscht auf Platz sechs
Die HR Realities 2025-Studie der Fosway Group bringt heute Vormittag die Zeitenwende auf den Punkt. Erstmals seit Beginn der Erhebung ist die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte nicht mehr Top-Priorität.
Die Rangfolge der Herausforderungen:
– Platz 1: Produktivität steigern (66 Prozent)
– Platz 2: KI und Zukunft der Arbeit (55 Prozent)
– Platz 6: Fachkräfteverfügbarkeit (48 Prozent)
David Perring, Chief Insight Officer bei Fosway, spricht von einem “bedeutenden Wendepunkt”. Wirtschaftsdruck und KI-Innovation treffen aufeinander und formen die Personalabteilung zur Produktivitätsmaschine um. Doch die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit bleibt groß: 95 Prozent sehen KI als relevant für ihre Arbeit, aber nur drei von zehn nutzen die Technologie strukturiert.
Bewerbungsflut trifft auf KI-Gegenwehr
Während intern Produktivität zählt, tobt extern ein Wettrüsten zwischen Bewerbern und Unternehmen. Eine gestern veröffentlichte Studie der Plattform Willo bestätigt: Die von Experten prognostizierte Bewerbungsschwemme ist da.
76,6 Prozent der Recruiting-Teams begegnen regelmäßig KI-optimierten Bewerbungen. Massenbewerbungen per Knopfdruck, automatisch generierte Anschreiben – die Personaler schlagen zurück: 52,1 Prozent setzen eigene KI-Tools ein, um die Flut zu filtern und zusammenzufassen.
Entscheidend für deutsche Arbeitgeber: Der Mensch muss das letzte Wort behalten. 78,7 Prozent der Befragten stimmen zu, dass finale Entscheidungen in menschlicher Hand bleiben müssen. Das deckt sich mit den Anforderungen des EU AI Acts für Hochrisiko-KI-Systeme im Personalwesen.
EU AI Act macht Weiterbildung zur Pflicht
Auf der Workday Rising EMEA in Barcelona ging es Anfang der Woche um das “Agentic Enterprise” – ein Konzept, bei dem KI-Agenten nicht nur Fragen beantworten, sondern selbstständig Arbeitsabläufe über verschiedene Systeme hinweg ausführen.
Für deutsche Arbeitgeber bedeutet das unmittelbare rechtliche Verpflichtungen. Artikel 4 der KI-Verordnung verlangt, dass Mitarbeiter über “ausreichende KI-Kompetenz” verfügen, wenn sie algorithmische Systeme nutzen. Die “einfach installieren und laufen lassen”-Ära ist vorbei.
Personalverantwortliche stehen damit unter doppeltem Druck: Sie müssen die neuen Produktivitätstools einsetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig sind sie verpflichtet, verpflichtende Schulungen auszurollen, damit die Nutzung rechtskonform bleibt. Kontinuierliche Überwachung wird zum neuen Standard.
Was 2026 bringt
Die Experimentierphase endet. Das zeigen die Investitionen in Spezialtools wie Pack, die strategische Neuausrichtung laut Fosway-Daten und die operative Realität KI-gestützter Personalprozesse. Das erste Quartal 2026 dürfte drei Entwicklungen bringen:
Konsolidierung von Einzellösungen: Experimentelle KI-Tools werden entweder in große Plattformen wie Workday oder SAP integriert – oder verschwinden vom Markt.
Interne Mobilität wird Standard: Wenn externes Recruiting immer schwieriger wird, rücken interne Talentmärkte in den Fokus. Was heute DAX-Konzernen vorbehalten ist, wird zum Mittelstandsthema.
KI-Schulungen werden Pflicht: “AI Literacy” entwickelt sich vom freiwilligen Weiterbildungsangebot zur compliance-relevanten Notwendigkeit für alle Personalmitarbeiter.
Kann die Produktivitätsrevolution gelingen, ohne dass der Datenschutz auf der Strecke bleibt? Die nächsten Monate werden zeigen, ob deutsche Unternehmen den Spagat zwischen technologischem Fortschritt und rechtlicher Vorsicht meistern.
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