Oettinger schließt Traditionsbrauerei Braunschweig mit Sozialplan
22.12.2025 - 20:31:12Der Getränkekonzern Oettinger setzt die Schließung seines Braunschweiger Standorts durch. Nach einem Sozialplan erhalten etwa 140 Mitarbeiter ihre Kündigung kurz vor den Feiertagen.
Der Getränkekonzern Oettinger hat den Sozialplan für die Schließung seines Braunschweiger Werks durchgesetzt. Für rund 140 Mitarbeiter kommt die Kündigung pünktlich zu Weihnachten – die Gewerkschaft spricht von einem „zynischen“ Schlag.
Einigung nach Schlichtung – Kündigungen zu Weihnachten
Die Zukunft des Braunschweiger Oettinger-Standorts ist besiegelt. Nach gescheiterten Verhandlungen und einem finalen Schlichtungsverfahren am Wochenende einigten sich Konzern und Betriebsrat auf einen Sozialplan. Die Produktion wird eingestellt, die meisten der etwa 140 Beschäftigten wechseln ab Januar 2026 in eine Transfergesellschaft. Dort erhalten sie Qualifizierungsmaßnahmen und Unterstützung bei der Jobsuche. Zudem sieht der Plan Abfindungen vor.
Doch die Einigung hat einen bitteren Beigeschmack. Die Kündigungsbriefe erreichten die Belegschaft unmittelbar nach der Vereinbarung – nur wenige Tage vor Heiligabend. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) verurteilt diesen Schritt scharf. „Kündigungsschreiben pünktlich zum Fest – ein kälteres Ende für ein Traditionsunternehmen und die darin verwurzelten Kollegen ist kaum vorstellbar, es ist eine Schande“, erklärt NGG-Gewerkschaftssekretär Alexander Nimptsch. Statt des oft beschworenen Familiensinns zeige das Unternehmen hier sein hartes Profitgesicht.
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Marktkrise zwingt Oettinger zum harten Sparkurs
Hinter der Schließung steht ein strategischer Umbau des gesamten Konzerns. Unter CEO Stefan Blaschak reagiert Oettinger, das sich jüngst in Oettinger Getränke umbenannte, auf einen strukturellen Wandel. Der Bierabsatz in Deutschland schrumpft seit Jahrzehnten. „Bei Oettinger sind die Umsätze auf ein Niveau von vor über 20 Jahren gefallen. Den eigenen Überkapazitäten zu reduzieren, ist unausweichlich“, so Blaschak.
Die Braunschweiger Brauerei, 1871 gegründet und 2009 von Carlsberg übernommen, galt als veraltet. Eine notwendige Modernisierung der Technik wäre angesichts sinkender Nachfrage nicht wirtschaftlich gewesen. Die Kapazitäten werden nun auf die moderneren Hauptstandorte in Oettingen (Bayern) und Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen) verlagert. Nur ein kleines Logistik-Team von etwa zehn Mitarbeitern bleibt in Braunschweig.
Ende einer Ära – und ein schwieriger Neuanfang
Für die Stadt Braunschweig bedeutet dies das Ende einer über 150-jährigen Brautradition. Für die betroffenen Mitarbeiter beginnt ein unsicherer Weg. Die Erfolgsbilanz von Transfergesellschaften in Deutschland ist durchwachsen. Ob der regionale Arbeitsmarkt die spezialisierten Brauereifachkräfte aufnehmen kann, ist ungewiss.
Für Oettinger ist die Schließung der nächste harte Schritt nach der Werksschließung in Gotha 2022. Das Unternehmen setzt verstärkt auf alkoholfreie Getränke und innovative Softdrinks, um den Rückgang im Kerngeschäft auszugleichen. Ob der radikale Sparkurs die Margen stabilisiert, wird sich 2026 zeigen. Der Markt wird es genau beobachten.


