Österreich, Deutschland und Schweiz: Souveränität statt digitaler Abhängigkeit
27.11.2025 - 10:36:12Österreich verankert digitale Souveränität gesetzlich, Schweizer Kantone investieren Millionen in Online-Portale und Deutschland bekämpft Doppelentwicklungen in der IT.
Die deutschsprachigen Staaten rüsten digital auf – und denken dabei erstmals strategisch. Österreich verankert „digitale Souveränität” gesetzlich, Schweizer Kantone investieren Millionen in eigene Portale, Deutschland kämpft gegen Doppelentwicklungen. Ein Paradigmenwechsel mit Folgen.
Lange war es ein Flickenteppich aus PDF-Formularen und guten Absichten. Doch diese Woche zeigt: Der DACH-Raum meint es ernst mit der digitalen Verwaltung. Österreich machte am Mittwoch einen historischen Schritt: Der Wissenschaftsausschuss des Nationalrats beschloss einstimmig eine Resolution zur Stärkung der „digitalen Souveränität” in der Bundesverwaltung.
Was bedeutet das konkret? Die Regierung muss künftig bei IT-Beschaffungen offene Standards bevorzugen, Open-Source-Software systematisch fördern und einen „Souveränitätsbonus” in Ausschreibungen einbauen. Ziel: Die einseitige Abhängigkeit von außereuropäischen Tech-Konzernen brechen.
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„Das Parlament setzt den nächsten wichtigen Schritt zur digitalen Unabhängigkeit auf österreichischer Ebene”, erklärte Digitalisierungs-Staatssekretär Alexander Pröll nach der Entscheidung. Die Resolution folgt der Berliner Erklärung vom 18. November, in der EU-Staaten gemeinsam digitale Souveränität einforderten.
Schweiz investiert in die digitale Infrastruktur
Während Österreich den rechtlichen Rahmen schafft, legen die Schweizer Kantone konkrete Zahlen vor. Der Kanton Thurgau beantragte heute einen Rahmenkredit von 9,6 Millionen Schweizer Franken für die Jahre 2026 bis 2029. Das Geld soll den „Digitalen Schalter” ausbauen – eine zentrale Plattform, die bis Jahresende voraussichtlich 120 Verwaltungsleistungen online anbieten wird.
Die Kantonsregierung betont: Digitale Kanäle werden zum Standard, aber nur dort, wo es technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist. Eine pragmatische Linie, die sich auszahlt.
Das zeigt auch Graubünden: Das dortige „ePortal” feierte diese Woche sein einjähriges Bestehen. Knapp 3.000 registrierte Nutzer, rund 1.500 wöchentliche Besucher, über 40 Verwaltungsdienstleistungen online – von Steuerfristverlängerungen bis zu Aufenthaltsbewilligungen. Die Behörden werten die hohe Akzeptanz als Beleg: Bürger fordern ortsunabhängigen Zugang zu staatlichen Services.
Deutschland kämpft gegen den Wildwuchs
In Deutschland liegt der Fokus auf Effizienz – und auf einem schmerzhaften Eingeständnis. Das Netzwerk NExT e.V. führt bis 30. November eine zentrale Umfrage zur „Nachnutzung” digitaler Lösungen durch. Der Hintergrund: Kommunen und Länder entwickeln parallel zueinander oft identische Software-Anwendungen, statt bewährte Lösungen zu übernehmen.
Diese Verschwendung von Ressourcen widerspricht den Prinzipien des OZG 2.0 („One-for-All”). Die Umfrage soll kulturelle und technische Hürden identifizieren, die das Kopieren funktionierender Systeme verhindern. Die Ergebnisse werden Anfang 2026 erwartet und dürften neue Richtlinien für die IT-Beschaffung des Bundes prägen.
Sicherheit als Grundvoraussetzung
Ohne Schutz keine Skalierung – diese Erkenntnis dominierte heute die Konferenz Next IT Security DACH in Frankfurt. Kritische Infrastrukturen geraten zunehmend ins Visier von Cyberangriffen. Branchenführer und CISOs aus dem öffentlichen Sektor diskutierten die Umsetzung von Zero-Trust-Architekturen und die Einhaltung neuer EU-Vorgaben wie NIS2 und DORA.
Der Konsens: Digitale öffentliche Dienste können nur mit einer robusten, automatisierten Sicherheitsinfrastruktur wachsen – die auch Drittanbieter einbezieht.
Vom Zugang zur digitalen Reife
Die Entwicklungen Ende November 2025 markieren einen Wendepunkt. Die erste Phase – hastig PDF-Formulare ins Netz stellen – ist weitgehend abgeschlossen. Jetzt geht es um Reife, Souveränität und Skalierung.
Österreichs Gesetzesinitiative zeigt: Digitale Infrastruktur wird als Frage der nationalen Sicherheit verstanden. Wer Verwaltung zukunftssicher machen will, muss sich gegen geopolitische Schocks wappnen.
Die Schweizer Beispiele beweisen: Wenn Benutzeroberflächen gut gestaltet sind, folgt die Akzeptanz von selbst. Pragmatismus schlägt Perfektion.
Deutschlands Fokus auf Nachnutzung ist ein spätes, aber ehrliches Bekenntnis: Geld und Code wurden für redundante Entwicklungen verschwendet. Der Erfolg des OZG 2.0 hängt weniger von neuer Technologie ab – sondern vom administrativen Mut, funktionierende Lösungen anderer zu übernehmen.
Ausblick auf 2026
Die Region steht vor wichtigen Weichenstellungen. Österreich wird den „Souveränitäts-Kompass” einführen – ein Instrument zur systematischen Bewertung und Reduktion digitaler Abhängigkeiten in Behörden.
In der Schweiz entscheiden die Kantonsparlamente über die neuen Kredite und bestimmen damit das Tempo der Digitalisierung bis 2029.
Deutschland erwartet Anfang 2026 die Ergebnisse der NExT-Umfrage, die voraussichtlich neue Vorgaben für die IT-Zusammenarbeit des Bundes auslösen werden.
Digitale Dienste sind längst Teil der Beziehung zwischen Staat und Bürgern. Der DACH-Raum hat die Lektion verstanden: Es geht nicht mehr darum, digital zu werden – sondern darum, digital souverän zu bleiben.
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