Netflix Aktie: WBD-Deal rückt näher
18.12.2025 - 03:38:31Der WBD-Verwaltungsrat empfiehlt das Netflix-Angebot über 83 Mrd. USD. Die Transaktion verspricht strategische Vorteile, birgt aber erhebliche Regulierungsrisiken.
Netflix hat im Übernahmekampf um Warner Bros. Discovery (WBD) einen wichtigen Etappensieg erzielt. Der WBD-Verwaltungsrat empfiehlt den eigenen Aktionären, das Übernahmeangebot von Netflix über rund 83 Milliarden US‑Dollar anzunehmen und das feindliche, höher bepreiste Konkurrenzangebot von Paramount Skydance abzulehnen. Die Mitteilung kurz vor Handelsschluss sorgte nachbörslich für etwas Entspannung bei der Netflix-Aktie, die zuletzt deutlich unter Druck stand.
Damit verschiebt sich die Ausgangslage im Rennen um eines der wertvollsten Content-Portfolios Hollywoods spürbar zugunsten von Netflix. Doch wie solide ist der nun eingeschlagene Weg aus Sicht von Aktionären beider Seiten?
Netflix-Angebot vs. Paramount-Gebot
Laut den heute veröffentlichten Unterlagen sieht der WBD-Verwaltungsrat im Netflix-Vorschlag „überlegene Sicherheit und langfristigen Wert“ im Vergleich zum 108,4 Milliarden US‑Dollar schweren Barangebot von Paramount Skydance, das als feindliches Übernahmeangebot direkt an die Aktionäre adressiert war.
Wichtige Eckpunkte der Transaktion:
- Netflix-Angebot: rund 83 Milliarden US‑Dollar in Bar- und Aktienkomponenten, mit strategischer Prämie auf die WBD-Assets
- Konkurrenzgebot: 108,4 Milliarden US‑Dollar reines Barangebot von Paramount Skydance, vom WBD-Board als „illusorisch“ und mit „nicht tragbaren Risiken“ versehen
- Break-up Fee: vorgesehene Vertragsstrafe von rund 5,8 Milliarden US‑Dollar bei Scheitern der Transaktion
In einem Schreiben an die Aktionäre hebt das WBD-Gremium vor allem die Risiken der Paramount-Offerte hervor. Kritisch gesehen werden insbesondere die erwartete hohe Verschuldung und die erhebliche Umsetzungsunsicherheit des deutlich größeren Barangebots.
Die Netflix-Aktie schloss im regulären Handel nahezu unverändert um die Marke von 95 US‑Dollar, legte nachbörslich jedoch um rund 2 % zu. Der Markt bewertet damit die höhere Wahrscheinlichkeit, dass der Deal in der von der Unternehmensführung favorisierten Struktur zustande kommen könnte.
Marktreaktion und strategische Dimension
An der Börse bleibt der Blick auf Netflix ambivalent. Die Aktie liegt aktuell rund 30 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch von 134 US‑Dollar. Anleger sorgen sich vor allem um die Finanzierungskraft und mögliche Verwässerung, da die Integration von WBD erhebliche Mittel bindet. Bisher galt die Verschuldung von Netflix mit einer Debt-to-Equity-Ratio von 0,66 als gut beherrschbar.
Gleichzeitig stützt die heutige Entscheidung des WBD-Boards die strategische Linie des Managements: In einem reifen Streaming-Markt soll zusätzliche Größe Kosten senken, Preissetzungsmacht sichern und Kundenabwanderung begrenzen. Ein Überbietungswettlauf mit Paramount Skydance, der den Kaufpreis weiter nach oben treiben würde, wäre für Netflix deutlich riskanter gewesen.
Analysten verweisen auf das außergewöhnliche Synergiepotenzial der Kombination. Mit HBO, Warner Bros. Studios und dem Discovery-Portfolio würde Netflix seinen Katalog um etablierte Marken wie DC Comics, Harry Potter und Game of Thrones erweitern. Langfristig könnte dies den Druck verringern, permanent hohe Budgets in neue Eigenproduktionen zu stecken.
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Auf der Gegenseite stehen erhebliche Integrations- und Regulierungsrisiken. Der Zusammenschluss des größten globalen Streamers mit einem der führenden Studios und einem großen Kabelnetzwerk-Betreiber dürfte weltweit Wettbewerbsbehörden auf den Plan rufen und einen langwierigen Genehmigungsprozess auslösen.
Einordnung im schwierigen Streaming-Umfeld
Das Jahr 2025 verlief für Netflix holprig. Nach einem Aktiensplit tat sich der Kurs schwer, an frühere Dynamik anzuknüpfen. Im dritten Quartal sorgten ein Ergebnismiss und rückläufige Margen für zusätzlichen Druck. Ein Streit mit Steuerbehörden in Brasilien belastete das Zahlenwerk zusätzlich.
Parallel hat sich der Wettbewerb im Streaming grundlegend verändert. Die Phase aggressiven Nutzerwachstums ist abgeflaut, der Fokus liegt inzwischen stärker auf Profitabilität und Konsolidierung. Vor diesem Hintergrund wirkt der erwartete Zusammenschluss mit WBD wie eine strategische Antwort auf Marktsättigung, vor allem in Nordamerika, und auf den Bedarf nach „unverzichtbaren“ Franchise-Rechten.
Mit einem aktuellen Kurs um 95 US‑Dollar und einem KGV (trailing) von etwa 39,6 notiert Netflix deutlich günstiger als in den Hochwachstumsjahren. Gleichwohl bleibt der Titel aus Sicht vieler eher wachstumsorientierter Anleger eine „Beweisstory“, da der Kapitalbedarf für die geplante Großübernahme erheblich ist und die Umsetzung über Jahre hinweg im Fokus stehen wird.
Ausblick: Abstimmung und Behördenprüfung
Der Weg bis zum Vollzug des Deals ist lang. In den kommenden Wochen müssen sich die WBD-Aktionäre zwischen schneller Barprämie und der vom Board favorisierten Netflix-Struktur entscheiden. Eine außerordentliche Hauptversammlung und die entsprechende Abstimmung werden für Anfang des ersten Quartals 2026 erwartet.
Wichtige bevorstehende Termine:
- Q4-Zahlen: Mitte Januar will Netflix die Ergebnisse für das Schlussquartal 2025 vorlegen. Im Zentrum stehen dann der Ausblick auf den freien Cashflow und Details zur geplanten Finanzierung der WBD-Übernahme.
- Kartellprüfung: Die zuständigen Wettbewerbsbehörden haben bereits signalisiert, größere Mediendeals intensiv prüfen zu wollen. Der Antitrust-Prozess dürfte sich über 12 bis 18 Monate ziehen. Die hohe Break-up Fee von 5,8 Milliarden US‑Dollar zeigt, dass Netflix mit einem anspruchsvollen Verfahren rechnet.
- Charttechnik: Auf der Unterseite gilt die Zone um 82 US‑Dollar, markiert nach dem Abverkauf im Anschluss an die Q3-Zahlen, als zentrale Unterstützung. Ein nachhaltiger Sprung zurück über die Marke von 100 US‑Dollar wäre ein erstes technisches Signal für eine Trendwende.
Kurzfristig hat Netflix einen klaren Punktsieg im Ringen um Warner Bros. Discovery gelandet. Über den Erfolg der Transaktion werden jedoch erst die anstehende Aktionärsabstimmung und der Ausgang der kartellrechtlichen Prüfungen entscheiden, die den Kurs der Aktie in den nächsten Quartalen maßgeblich prägen dürften.
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