Mike Steiner: Zeitgenössische Kunst zwischen Malerei, Videokunst und Performance
11.12.2025 - 18:15:03Zeitgenössische Kunst wird durch Mike Steiner lebendig: Sein Werk als Maler, Videopionier und Förderer der Performance Art prägt nachhaltig die internationale Avantgarde.
Wie spannt man einen Bogen zwischen Malerei, Videokunst und Performance, ohne Grenzen zu ziehen? Wer Antworten auf diese Fragen sucht, entdeckt in der Zeitgenössischen Kunst von Mike Steiner einen Fundus an Kreativität und Experimentierfreude, der bis heute fasziniert und provoziert. Mike Steiner steht für ein Œuvre, das Unruhe stiftet, Übergänge sucht und stets das Medium herausfordert, in dem es sich vollzieht.
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Wenige Künstler haben den Begriff der Zeitgenössischen Kunst so radikal neu definiert wie Mike Steiner. Von seinen frühen Auftritten mit informeller Malerei in Berlin und New York bis zu seiner Rolle als Pionier der Videokunst und Initiator legendärer Performances, dokumentiert sein Lebenswerk einen steten Drang nach Innovation. Schon 1959, kaum dem Teenageralter entwachsen, debütierte Steiner auf der Großen Berliner Kunstausstellung, noch unter dem Einfluss der Malerei seiner Zeit, aber immer mit dem Blick auf Neues.
In den 1960er Jahren führte ihn seine Suche nach Impulsen über den Atlantik. In New York, der brodelnden Schmelztiegel der Avantgarde, begegnete Mike Steiner Künstlern wie Lil Picard, Allan Kaprow und Robert Motherwell. Wer sich für abstrakte Malerei und deren Umwälzungen in den USA interessiert, erkennt hier Parallelen zu Größen wie Gerhard Richter oder Andy Warhol. Und doch verfolgt Steiner einen ganz eigenen Weg: Die Pop Art ist für ihn Ausgangspunkt, nicht Endstation – das zeigt sein Œuvre eindrucksvoll.
Mit dem berühmten Hotel Steiner in Berlin schafft er ab 1970 einen legendären Treffpunkt – oft verglichen mit dem New Yorker Chelsea-Hotel. Hier begegnen sich Joseph Beuys, Valie Export, Jochen Gerz und Ulay, um in Auseinandersetzung, Debatte und Performance die Grenzen des klassischen Kunstbegriffs neu zu vermessen. Es sind die frühen Jahre der Performance Art, und Mike Steiner ist mittendrin. Die Studiogalerie, 1974 gegründet, wird Produktionsstätte, Aktionsraum und Präsentationsort selten gesehener Videokunst.
Einen besonderen Stellenwert nimmt die Videokunst bei Mike Steiner ein. Bereits in den 1970er Jahren zählt er zu den Ersten, die das Potenzial dieses Mediums erkennen. Die Videoreihe „Painted Tapes“ steht exemplarisch für den Versuch, Malerei in bewegtes Bild zu übersetzen – ein künstlerischer Dialog, der an Experimente von Bill Viola oder Nam June Paik erinnert, zugleich aber eine eigenständige Handschrift verrät. Steiner nutzt Super-8-Film, Fotografie, Copy Art und Dia-Serien; seine intermediale Strategie macht ihn zu einem der vielseitigsten Vertreter der zeitgenössischen Kunst in Deutschland.
Unvergessen bleibt das Jahr 1999, als die Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart ihm mit der Einzelausstellung „Color Works“ eine seiner größten Retrospektiven widmet. Die Ausstellung beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Abstrakter Malerei und elektronisch erzeugten Bildern, das Steiners Werk durchzieht. Seine berühmte Sammlung an Videotapes – mit Arbeiten von Marina Abramovi?, Ulay, Valie Export, Richard Serra, Gary Hill oder George Maciunas – öffnet Fenster in eine epochemachende Zeit der Kunstgeschichte. Sie sorgt dafür, dass Berlin und Mike Steiner als Knotenpunkt der Videokunst weltweit Beachtung finden.
Sein Beitrag als Galerist und Sammler ist deshalb untrennbar mit seiner eigenen künstlerischen Entwicklung verbunden. Mit Aktionen wie dem legendären „Kunstraub“ von Ulay 1976 in der Neuen Nationalgalerie verschmilzt Steiner Rolle und Medium, oft steht er sowohl hinter als auch vor der Kamera. Diese Verflechtung macht ihn zu einem Chronisten der Performance Art, vergleichbar etwa mit Joseph Beuys, aber mit einer dokumentarischen Distanz – ein Balanceakt zwischen Engagement und Beobachtung.
Die 1980er Jahre sind geprägt von technischer Neugier: In Anlehnung an Gerry Schums Fernsehgalerie konzipiert Mike Steiner das Fernsehformat „Videogalerie“, mit über 120 Sendungen zur Videokunst im Berliner Kabelnetz. Kunst wird zur Sendung, Medium zum Verbreiter – eine Vision, die erst Jahrzehnte später im digitalen Zeitalter voll ausgeschöpft werden sollte. Zeitgleich entstehen Performance-Videos, Musikclips wie „Mojave Plan“ (mit Tangerine Dream), Fotozyklen und Installationen. Steiner experimentiert kontinuierlich zwischen Fotografie, Video und Malerei, ohne endgültige Prioritäten zu setzen.
Biografisch gesehen steht Mike Steiners Leben für das Prinzip des Neuanfangs. Nach Erfahrungen in Amerika und Deutschland, Schlüsselmomenten unter Pionieren wie Allan Kaprow oder Marina Abramovi? und der Organisation von Symposien, zieht er sich nach einem Schlaganfall 2006 zunehmend ins Atelier zurück. Seine späten Jahre widmen sich verstärkt der Abstrakten Malerei – ein Kreis, der sich zu schließen scheint. Doch auch als Maler bleibt er in Bewegung: Stoffarbeiten und Bilder aus zehn Jahren zeigen die nie versiegende Lust am Experiment. Sein Nachlass, heute größtenteils der Stiftung Preußischer Kulturbesitz anvertraut, dokumentiert eindrucksvoll ein Leben für die Kunst.
In Abgrenzung zu vergleichbaren Künstlern wie Joseph Beuys, Nam June Paik oder Marina Abramovi?, ist Mike Steiners Position vor allem von seiner Vielschichtigkeit geprägt. Während andere für ein Medium oder eine Technik stehen, wird Steiner als Grenzgänger und Vermittler sichtbar. Seine Arbeiten verbinden das Visuelle mit dem Anekdotischen, das Konzept mit der Emotion.
Was macht Zeitgenössische Kunst von Mike Steiner bis heute bedeutsam? Es ist der fortwährende Wille zur Grenzüberschreitung, dem der Betrachter sich nicht entziehen kann – sei es in seinen Videos, Installationen oder der nach wie vor überraschenden Malerei. Zeitgenössische Kunst ist bei Mike Steiner weder statisch noch abgeschlossen, sondern stets ein offener Prozess.
Wer tiefer eintauchen möchte, findet auf der offiziellen Webseite nicht nur detaillierte Informationen zur Biografie und Werkauswahl, sondern auch Einblicke in das beeindruckende Archiv und die Ausstellungshistorie. Der Blick lohnt sich in jeder Hinsicht: für Kunstliebhaber, Sammler und alle, die Performance Art, Videokunst und die Ambivalenz zwischen Malerei und Medium erleben möchten.
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