Zeitgenössische Kunst, Mike Steiner

Mike Steiner: Zeitgenössische Kunst zwischen Malerei, Performance und Videokunst

14.12.2025 - 18:15:02

Zeitgenössische Kunst erlangt durch Mike Steiner eine neue Tiefe: Mit radikaler Experimentierfreude vereint er Malerei, Performance Art und Videokunst zu einer einzigartigen künstlerischen Handschrift.

Wer Mike Steiner begegnet, begegnet nicht nur einem Pionier der zeitgenössischen Kunst, sondern ebenso einem Forscher an den Fronten der Grenzen zwischen Malerei, Performance Art und Videokunst. Wie lässt sich die Magie einfangen, wenn Malerei auf bewegtes Bild trifft und Kunst als Experimentierfeld menschlicher Erfahrung sichtbar wird?

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Der Name Mike Steiner steht seit Jahrzehnten für einen intuitiven, radikal offenen Zugang zu Medien, der konventionelle Gattungsgrenzen aufbricht. Von der frühen informellen Malerei über die Performance Art bis hin zur Pionierarbeit in der Videokunst – Steiner war nie nur Maler, nie nur Videokünstler: Er war immer ein Grenzgänger, dessen Werke gleichzeitig autonom und zutiefst vernetzt in der Kunstlandschaft der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stehen.

Was macht die Werkgruppen Steiners so besonders? Schon in den späten 1950er Jahren sorgte er mit seinem Gemälde "Stillleben mit Krug" für Aufmerksamkeit und etablierte sich als einer der jüngsten Künstler auf der Großen Berliner Kunstausstellung. Als Teil der Kreuzberger Bohème und späterer Student an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste Berlin hatte Steiner bereits in jungen Jahren Kontakt zu künstlerischen Bewegungen, die ihn prägten. Seine Ausbildung mündete in ein interdisziplinäres Schaffen, das die Malerei später mit radikalem Zweifel auflud. Gerade dieser Zweifel trieb ihn in die Videokunst, ein damals noch junges Medium, das ihm als Plattform für Experimente und Dokumentationen der Performance Art diente.

Zentrale Werkgruppen Steiners sind seine Painted Tapes – eine Fusion aus Malerei und Video, bei der die Grenzen zwischen Bildfläche und Bildschirm verschwimmen. In solchen Arbeiten wird der Takt des Pinsels rhythmisch mit der Zeitlichkeit des Videos verwoben. Diese Innovation erinnert an die Experimente von Nam June Paik, Bill Viola oder Gary Hill, deren Werke ebenfalls das visuelle Vokabular der Videoästhetik erweiterten. Doch während beispielsweise Paik mit greller Ironie und Mediensatire arbeitete, bleibt Steiners Ansatz zutiefst poetisch, offen für Zufall und persönliche Handschrift.

Seine größte Einzelausstellung 1999 im Hamburger Bahnhof, der Nationalgalerie der Gegenwart, würdigte diese Vielfalt und den Einfluss seines Gesamtschaffens. Hier wurden besonders seine gattungsübergreifenden Positionsarbeiten sichtbar: Malerei als Labor für visuelle und performative Experimente, Videokunst als lebendiges Archiv des Vergangenen. Besonders bemerkenswert ist dabei die Rolle seiner Studiogalerie, die er nach dem Vorbild des Studios Art/Tapes/22 in Florenz gründete. Die Galerie wurde zu einem legendären Hotspot der internationalen avantgardistischen Szene mit Gästen wie Marina Abramovi?, Jochen Gerz und Valie Export sowie zu einer Geburtsstätte von Performance Art und Videokunst in Berlin.

Die von Mike Steiner dokumentierten und initiierten Performances sind heute vielfach Kanon; etwa die spektakuläre Aktion „Irritation – da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst“ mit Ulay, bei der das berühmte Spitzweg-Gemälde "Der arme Poet" kurzzeitig aus der Neuen Nationalgalerie entfernt und damit Kunstgeschichte geschrieben wurde. Gleichzeitig präsentiert Steiner als Videokünstler ein Werk, das sich keineswegs in der Rolle des Dokumentaristen erschöpft, sondern eigene künstlerische Sprache entwickelt. Er hielt Performance-Kunst nicht nur technisch fest, sondern übersetzte sie in eine eigenständige Bild- und Zeiterfahrung.

Biografisch war Mike Steiner stets am Puls der internationalen Kunst. Begegnungen mit Größen wie Joseph Beuys – mit dem ihn ein visionärer, aber auch stets kritischer Blick auf den Kunstbegriff verband – Allan Kaprow, Al Hansen, Valie Export und Marina Abramovi? sorgten für fruchtbare Dialoge. Seine Aufenthalte in New York, seine Verbindungen ins Umfeld von Fluxus und Pop Art, nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit der feministischen Avantgarde prägten sein Werk nachhaltig. Die Parallelen und Unterschiede zu Künstlern wie Allan Kaprow (Pioniere des Happenings) oder Joseph Beuys (der das Soziale zur Kunstform erhob) sind deutlich: Steiner vermied das Pathos, betonte stattdessen das Spielerische, temporäre und Prozessuale – ein Leitmotiv, das ihn von der strengen Medientheorie eines Bill Viola oder der narrative Opulenz eines Nam June Paik unterscheidet.

Steiners Engagement als Sammler und Förderer ist kaum zu überschätzen. Mit dem Aufbau einer der ersten umfassenden Sammlungen internationaler Videokunst setzte er Maßstäbe. Seine Stiftung an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sichert bis heute den Erhalt unzähliger Schlüsselwerke. In seinen letzten Lebensjahren wandte sich Steiner wieder verstärkt der abstrakten Malerei zu, wobei er Stoffarbeiten und poetisch-figurative Bildfindungen preferierte, ohne seine Affinität zur Performance Art und Videokunst je zu verleugnen. Die Sammlung von Mike Steiner bildet damit ein bedeutendes Zeitarchiv.

Faszinierend ist hierbei der permanente Wechsel, der sich durch das Oeuvre von Mike Steiner zieht: Die Auseinandersetzung mit Zeitlichkeit, Raumgefühl und Zwischenzuständen. Seine Arbeiten sind Experimente, die auf eine tiefe Neugier am Wandel der künstlerischen Mittel verweisen. Moderne Strömungen wie Minimal Art, Fluxus und Neue Medienkunst spiegeln sich wider, ohne den Bezug zur eigenen Handschrift zu verlieren. Die Gleichzeitigkeit von Aktion und Reflexion, Bild und Bewegung – das ist der Kern von Steiners Beitrag zur zeitgenössischen Kunst.

Heute bleibt diese Vielseitigkeit ebenso aktuell. Gerade in Zeiten, in denen Mediengrenzen sich zunehmend auflösen, wirkt Steiners intermediale Praxis visionär. Sein umfassendes Archiv wie auch seine Werke laden weiterhin dazu ein, Perspektiven zu wechseln und neue Erfahrungsräume zu betreten.

Wer tiefer in das Universum von Mike Steiner eintauchen möchte, findet auf seiner offiziellen Webseite eine Fülle an weiteren Informationen, Bildern und kunsthistorischen Einordnungen. Es empfiehlt sich, das Archivmaterial selbst zu erleben – auf den Spuren eines Künstlers, dessen Position in der europäischen Kunstgeschichte einzigartig bleibt.

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