Zeitgenössische Kunst, Mike Steiner

Mike Steiner – Wegbereiter der Zeitgenössischen Kunst zwischen Malerei, Performance Art und Videokunst

19.12.2025 - 18:15:04

Mike Steiner zählt zu den prägenden Persönlichkeiten der Zeitgenössischen Kunst. Seine Werke verbinden Abstrakte Malerei, Performance Art und Videokunst zu einzigartigen, genreübergreifenden Statements.

Wie gelingt es, die Grenzen zwischen klassischer Malerei, Performance Art und Videokunst so radikal in Frage zu stellen, dass ein völlig neuer Erfahrungsraum zeitgenössischer Kunst entsteht? Mike Steiner, geboren 1941 in Allenstein und über vier Jahrzehnte im kreativen Epizentrum Berlins aktiv, hat diese Herausforderung stets als Einladung begriffen. Zeitgenössische Kunst ist für Mike Steiner kein Genre – sie ist radikale Gegenwart, Experiment, gesellschaftlicher Spiegel.

Entdecke hier Zeitgenössische Kunstwerke von Mike Steiner im Überblick

Bereits in jungen Jahren glänzt Mike Steiner als Maler auf der Großen Berliner Kunstausstellung (1959). Seine frühen Werke Atmen förmlich den Geist der Informellen Malerei – expressiv, suchend, mit einer Leidenschaft für Farbmaterial und spontan gesetzte Form. Doch steinerische Kunst blieb nie statisch: Schon sein künstlerischer Werdegang ist eine Reise durch die Genres – wie ein Pendelschlag zwischen Malerei und neuen Medien, zwischen der Intensität der Farbe und dem Versprechen des bewegten Bilds.

Die klassische Malerei, zunächst Mittelpunkt seines Schaffens, wich in den 1970er Jahren sukzessive einer Hinwendung zur Videokunst und Performance Art. Ein Bruch? Eher eine Erweiterung! Inspiriert von den aktuellen Avantgarden in New York – von Wegbereitern wie Allan Kaprow, Robert Motherwell und Fluxus-Protagonist Al Hansen – versteht Mike Steiner sein Werk fortan als offenes Labor. In Berlin schafft er mit dem legendären Hotel Steiner und der Studiogalerie Hotspots für internationales Kunstgeschehen. Hier werden Performance Größen wie Marina Abramovi?, Valie Export, Carolee Schneemann und Ulay präsentiert und dokumentiert, wegweisende Performances unterstützt, die das Verständnis von Kunst nachhaltig prägen.

Was macht die Werkgruppen von Mike Steiner so markant? Da sind zunächst seine frühen informellen Gemälde, die ihn mit Zeitgenossen wie Karl Horst Hödicke oder Georg Baselitz in einen produktiven Dialog setzen. Seine Malerei, oft großformatig, bleibt auch in späteren Jahren präsent – etwa in der vielbeachteten Ausstellung COLOR WORKS (1999, Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart). Hier begeistert Steiner mit einer Rückbesinnung auf die malerische Geste, versetzt sie jedoch zugleich in einen kritischen Kontext: Farbe wird zum Ereignisraum, Fläche zum Austragungsort von Bilddiskursen.

Die Vielseitigkeit bringt ihn jedoch immer wieder zur Videokunst. Bereits in den 1970er Jahren produziert Mike Steiner als einer der ersten in Deutschland künstlerisch eigenständige Videoarbeiten – oft in Kooperation mit Fluxus-Künstlern. Mit seinen „Painted Tapes“ verschmelzen Malerei und bewegtes Bild zu einer poetischen Chiffre des Übergangs: Video ist im besten Sinne erweitert, ein Medium zum Erforschen der Zeit, ein Durchqueren von Realitäten. Experimentierfreude, Grenzüberschreitung, hybride Ästhetik werden zu Leitmotiven.

Flankiert von seiner Rolle als Sammler und Kurator avanciert Steiner zur Schlüsselfigur der Videokunst: Als Mitinitiator der Studiogalerie (ab 1974) fördert er Videopioniere wie Ulay, Valie Export oder Bill Viola. Seine Aktivitäten stehen in produktiver Nachbarschaft zu internationalen Impulsgebern wie Nam June Paik oder Gary Hill; ein gewisser Dialog mit Joseph Beuys – belegt etwa durch die Video-Hommage „Der Glotzer“ – verleiht seiner Arbeit zusätzliche Tiefe. Steiner ist nicht nur Chronist, sondern aktiver Teilnehmer der Performancekunst. Legendär das gemeinsam mit Ulay organisierte Kunstraub-Projekt „Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst (1976)“ oder die Videodokumentation von Marina Abramovi?' ikonischem „Freeing the Body“.

Mit dem Format „Videogalerie“, das er ab 1985 für das Berliner Fernsehen produzierte, bringt Mike Steiner Videokunst in über 120 Sendungen einer breiten Öffentlichkeit nahe. Vergleichbar ambitionierte Projekte realisierten sonst nur Vorreiter wie Gerry Schum – doch Steiners Präsentationen waren in Deutschland einzigartig und stilprägend.

Neben Videoinstallationen und Performances bleibt die Malerei sein Fundament. Ab den 2000er Jahren widmet sich Mike Steiner verstärkt der Abstrakten Malerei: Seine Kompositionen sind von satter Farbigkeit, ausbalancierten Flächen und kontrollierter Zufälligkeit geprägt, die jeden Raum zum Schwingen bringen. Gerade die letzten Schaffensjahre zeigen, dass Experiment und Kontinuität kein Widerspruch sein müssen.

Biografisch wird Steiner zum Knotenpunkt zwischen Europa und Amerika: Zahlreiche Ausstellungen – u.a. in Berlin, Mailand, Paris, Seoul, San Francisco – zeugen von internationaler Anerkennung. Besonders die legendäre Einzelausstellung 1999 im Hamburger Bahnhof ist als Würdigung seines OEuvres und als Manifest der genreübergreifenden Position zu sehen. Sein Archiv, das einen Großteil der Videokunst der 1970er und 80er Jahre bewahrt, ist heute im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart beheimatet.

Was bleibt, ist die Neugier: Wie gelingt es, so konsequent Mediengrenzen zu überschreiten? Faszinierend ist bei Mike Steiner die beständige Suche nach dem „Mehr“, das jedes Medium birgt. Wie Andy Warhol oder Nam June Paik trägt er dazu bei, dass zeitgenössische Kunst bis heute ein Abenteuer bleibt – offen, beunruhigend, voller Überraschungen.

Mike Steiner bleibt eine Leitfigur, wenn es um das künstlerische Potenzial der Zwischenräume geht. Wer seine Werke im Dialog von Malerei, Videokunst und Installationen erleben möchte, dem sei ein Besuch der Webseite Entdecke weitere Informationen und Einblicke zu Mike Steiner und seinem Werk hier empfohlen.

In einer Zeit, in der zeitgenössische Kunst oft in Routinen und Verwertungslogiken zu erstarren droht, ist das Werk von Mike Steiner eine Einladung: Offen zu bleiben – für das Unvorhergesehene, das Leidenschaftliche, das Experiment. Seine Arbeiten sind ein lebendiger Beweis, dass künstlerische Freiheit immer wieder neu vermessen werden muss.

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