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Microsoft Fara-7B: KI-Agenten verlassen die Cloud

08.12.2025 - 09:39:12

Die Ära der KI-Agenten verlagert sich vom Rechenzentrum direkt auf den Schreibtisch. Mit Fara-7B bringt Microsoft erstmals einen autonomen KI-Assistenten auf den Markt, der vollständig auf lokalen Rechnern arbeitet – ohne Cloud-Verbindung, ohne Datenlecks. Während sich die Konkurrenz weiter auf rechenintensive Cloud-Lösungen verlässt, setzt der Konzern aus Redmond auf eine radikale Wende: künstliche Intelligenz, die auf dem Gerät des Nutzers bleibt.

Nach der Veröffentlichung Ende November durch Microsoft Research nimmt Fara-7B seit dieser Woche richtig Fahrt auf. Entwickler weltweit integrieren das Modell, während Microsoft parallel neue Geschäftstarife und Sicherheitsarchitekturen ausrollt. Das Timing ist kein Zufall: Der Konzern will Standards setzen, bevor die Konkurrenz aufholt.

Fara-7B ist ein multimodales Sprachmodell mit sieben Milliarden Parametern, das Bildschirminhalte interpretiert, Buttons klickt, Texte eingibt und Websites navigiert – exakt wie ein Mensch. Der entscheidende Unterschied zu Lösungen von Anthropic oder OpenAI: Das Modell läuft komplett lokal auf Copilot+ PCs mit Neural Processing Units (NPUs).

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“Fara-7B nimmt Webseiten visuell wahr und führt Aktionen wie Scrollen, Tippen und Klicken auf direkt vorhergesagten Koordinaten aus”, erklärt Microsoft Research in der Dokumentation. “Es benötigt keine separaten Modelle für das Parsen des Bildschirms und keine zusätzlichen Informationen wie Accessibility-Bäume.”

Die ersten Benchmarks zeigen beeindruckende Ergebnisse: Eine Erfolgsquote von 73,5 Prozent bei WebVoyager-Aufgaben – und das bei deutlich besserer Performance als wesentlich größere Cloud-Modelle. Die Kostenersparnis ist dramatisch: etwa 0,025 Euro pro Aufgabe lokal statt rund 0,27 Euro in der Cloud. Das entspricht einer Reduktion um über 90 Prozent.

Für datenschutzsensible Branchen löst dieser Ansatz ein fundamentales Problem: Die Informationen verlassen nie den Unternehmensperimeter. Keine Screenshots in der Cloud, keine Compliance-Risiken durch externe Verarbeitung.

Kampfpreis für den Mittelstand

Parallel zur technischen Innovation greift Microsoft die Preisschraube an. Mit Microsoft 365 Copilot Business startet Anfang Dezember ein Tarif für 21 Euro pro Nutzer und Monat – deutlich günstiger als die Enterprise-Variante für 27 Euro. Die Zielgruppe: Unternehmen mit bis zu 300 Mitarbeitern.

“Wir freuen uns, die allgemeine Verfügbarkeit von Microsoft 365 Copilot Business bekannt zu geben”, heißt es im offiziellen Blog. “Für nur 21 US-Dollar pro Nutzer und Monat bringt Copilot Business sichere, unternehmenstaugliche KI in die Microsoft-365-Apps, die KMU täglich nutzen.”

Das Paket umfasst Security auf Enterprise-Niveau, vollständige Integration in Word, Excel, PowerPoint, Outlook und Teams sowie vereinfachte Admin-Kontrollen für IT-Generalisten. Keine Spezialisten für KI-Engineering erforderlich.

Diese Kampfpreise setzen Google Gemini for Workspace und Zoom AI Companion unter Zugzwang. Microsofts Ziel ist klar: Copilot soll bis Ende des ersten Quartals 2026 zum Standard in Unternehmen jeder Größe werden.

Agent 365: Die Kontrollzentrale für autonome Helfer

Doch während kleine Firmen gerade erst einsteigen, kämpfen Konzerne bereits mit einem neuen Problem: Agent Sprawl, die unkontrollierte Ausbreitung autonomer KI-Assistenten. Tausende Custom Agents – gebaut über die neu benannte Plattform Microsoft Foundry – bevölkern mittlerweile Unternehmensnetzwerke. Wer kontrolliert sie? Wer schaltet sie ab, wenn sie Amok laufen?

Die Antwort heißt Agent 365, ein zentrales Kontrollsystem, das Funktionen aus Microsoft Defender, Entra und Purview vereint. IT-Abteilungen erhalten ein Dashboard, über das sie Agenten-Verhalten überwachen, Datenzugriffsrichtlinien durchsetzen und im Notfall einen Kill-Switch aktivieren können.

Die wichtigsten Sicherheitsupdates seit Dezember 2025:

  • Security Copilot inklusive: Jetzt ohne Aufpreis in Microsoft 365 E5-Lizenzen enthalten, mit 400 Security Compute Units (SCUs) pro 1.000 Nutzer.
  • Critical Point Recognition: Ein Sicherheitsmechanismus, der vor riskanten Aktionen – etwa dem Versenden von E-Mails oder Überweisungen – pausiert und menschliche Bestätigung anfordert.
  • Harmful Content Protection (HCP): Administratoren können Sicherheitsfilter für spezielle Rollen überschreiben, etwa für digitale Forensik oder medizinische Ersthelfer, die sensible Daten analysieren müssen.

Legacy-Systeme im Visier

Das Copilot Studio erhält ebenfalls bedeutende Neuerungen. Ab sofort ist eine öffentliche Preview der “Computer Use”-Funktionen verfügbar. Entwickler können damit Agenten bauen, die mit Legacy-Desktop-Anwendungen ohne APIs interagieren.

Basierend auf der gleichen bildbasierten Technologie wie Fara-7B “sehen” diese Agenten alte ERP- oder CRM-Oberflächen und führen Dateneingaben oder -extraktionen durch. Dazu kommen neue Debugging-Tools, die es Entwicklern erlauben, während der Laufzeit in Bedingungsaktionen “einzusteigen” – seit Dezember allgemein verfügbar.

Könnte das endlich das Ende mühsamer manueller Datenpflege in veralteten Systemen bedeuten?

Von Chat zu Aktion

Die gleichzeitige Veröffentlichung eines leistungsstarken lokalen Modells und eines günstigen Business-Tarifs offenbart Microsofts Doppelstrategie für 2026: Die einfache Chat-Oberfläche wird zur Massenware, während hochwertige, autonome “Action Agents” an den Rand des Netzwerks wandern.

“Der Wechsel von ‘Chat’ zu ‘Aktion’ ist das bestimmende Thema Ende 2025”, fassen Branchenanalysten nach der Ignite-Konferenz zusammen. “Mit Fara-7B beweist Microsoft, dass nützliche KI-Agency kein riesiges Rechenzentrum benötigt. Sie braucht ein intelligentes Modell und einen Bildschirm.”

Für das erste Quartal 2026 erwarten Experten die Integration der Sora 2-Videogenerierung in die Microsoft-365-Suite sowie die Erweiterung des Model Context Protocol (MCP). Letzteres soll Windows-Agenten nahtlos mit Drittanbieter-Ökosystemen wie GitHub und Atlassian verbinden.

Im Dezember steht für IT-Verantwortliche jedoch zunächst die Navigation durch die neue Lizenzlandschaft im Vordergrund – und die Etablierung von Governance-Strukturen für Agenten, die bereits jetzt ihre Netzwerke bevölkern. Der unterschätzte Umbruch hat längst begonnen.

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