Microsoft erneuert legendäre Windows-Ausführen-Box nach 30 Jahren
05.12.2025 - 22:10:12
Nach drei Jahrzehnten bekommt eines der ikonischsten Elemente von Windows ein Facelift: Microsoft testet erstmals eine modernisierte Version des „Ausführen”-Dialogs. Die über die Tastenkombination Win + R erreichbare Kommandozeile war seit Windows 95 nahezu unverändert geblieben – ein graues Relikt aus einer anderen Computerära.
Doch was bedeutet das für die Millionen von Power-Usern und IT-Profis, die täglich auf dieses Werkzeug zurückgreifen? Steht das Ende einer Ära bevor oder lediglich ein längst überfälliger Anstrich?
Die Entdeckung in den aktuellen Windows 11 Insider Preview Builds offenbart einen radikalen Designwechsel. Der Windows-Enthusiast @PhantomOfEarth machte diese Woche auf X (ehemals Twitter) eine versteckte Neuerung in Build 26534 ausfindig: Die neue Oberfläche verabschiedet sich von den kantigen Formen der 95er-Jahre und setzt auf das moderne Fluent Design von Windows 11.
Abgerundete Ecken, Acryl-Materialien und die charakteristischen „Mica”-Effekte prägen nun auch dieses Werkzeug. Kann ein simpler Dialog überhaupt so viel Aufmerksamkeit verdienen? Für Millionen von Anwendern, die mehrmals täglich regedit, cmd oder ncpa.cpl eintippen, durchaus.
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Mehr als nur Kosmetik
Die Neugestaltung beschränkt sich nicht auf die Optik. Microsoft setzt auf das moderne WinUI 3-Framework und integriert praktische Funktionen:
Intelligente Vorschläge: Während der Eingabe erscheinen App-Icons neben Befehlsvorschlägen – besonders hilfreich bei kryptischen Systemdienstprogrammen.
Verlaufsintegration: Eine neue Liste zeigt kürzlich verwendete Befehle direkt über dem Eingabefeld an. Häufig genutzte Kommandos lassen sich so per Mausklick erneut ausführen, ohne sie neu einzutippen.
Dark Mode: Endlich passt sich der Dialog dem systemweiten Dunkelmodus an – ein Detail, das Nutzer seit Jahren einforderten.
Das Herzstück bleibt unangetastet: Die Tastenkombination Win + R öffnet das Fenster weiterhin blitzschnell, alle klassischen Befehle funktionieren unverändert.
Freiwillig statt erzwungen
Microsoft zeigt sich überraschend behutsam. Die neue Oberfläche wird als optionales Feature eingeführt, das sich unter Einstellungen > System > Erweitert aktivieren lässt. Nutzer können zwischen dem modernen Design und dem klassischen Win32-Dialog wählen.
Diese Strategie deutet auf Microsofts Respekt vor jahrzehntelang trainierten Arbeitsabläufen hin. Systemadministratoren und Windows-Veteranen, die auf sekundenschnelle Reaktionszeiten angewiesen sind, müssen nichts umstellen. Branchenbeobachter werten diese Entscheidung als klugen Schachzug: „Bei einem kritischen Troubleshooting-Tool darf nichts schiefgehen.”
Das letzte Relikt aus Windows 95?
Die Modernisierung reiht sich in Microsofts Kampagne gegen die „Geister vergangener Windows-Versionen” ein. Selbst 2025 enthält Windows 11 noch Dutzende Dialoge, Icons und Menüs aus den Neunzigern und Nullerjahren. Nach Task-Manager und Notepad erhält nun auch die „Ausführen”-Box ihr Update.
Warum gerade jetzt? Möglicherweise spürt Microsoft den Druck durch moderne Alternativen wie Raycast oder PowerToys Run, die deutlich umfangreichere Funktionen als Spotlight-Launcher bieten. Die Modernisierung könnte Microsofts Versuch sein, die Lücke zwischen klassischer Kommandozeile und zeitgemäßen Produktivitäts-Tools zu schließen.
Wann kommt das Update?
Stand heute bleibt die Neuerung auf die Insider Preview Channels beschränkt. Microsoft hat keinen offiziellen Veröffentlichungstermin genannt, doch der funktionsfähige Code in den Test-Builds deutet auf eine baldige Auslieferung hin – möglicherweise als Teil eines „Moment”-Updates oder der für 2026 erwarteten 25H2-Aktualisierung.
Die Botschaft ist klar: Selbst die heiligsten Kuhställe von Windows sind nicht mehr tabu. In den kommenden Monaten dürften weitere Jahrzehnte alte Elemente einem Design-Refresh unterzogen werden. Für nostalgische Nutzer gibt es aber Entwarnung – zumindest vorerst bleibt der gute alte graue Kasten auf Wunsch erhalten.
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