Michalsen warnt: „Die meisten Nahrungsergänzungsmittel sind überflüssig
08.12.2025 - 14:59:12BERLIN/ESSEN – Während rund ein Drittel der Deutschen regelmäßig zu Vitamin-Pillen greift, zieht einer der führenden Ernährungsmediziner eine ernüchternde Bilanz: Professor Andreas Michalsen vom Immanuel Krankenhaus Berlin rechnet heute mit dem boomenden Nahrungsergänzungsmittel-Markt ab. Seine klare Botschaft: Die meisten Präparate sind wissenschaftlich nicht belegt – und oft schlicht unnötig.
In einem heute veröffentlichten Interview nimmt Michalsen die „klassischen Drei” unter die Lupe: Vitamin D, Vitamin B12 und Omega-3-Fettsäuren. Diese könnten bei nachgewiesenen Mängeln oder speziellen Ernährungsformen tatsächlich sinnvoll sein. Doch schon bei hochdosierten Vitamin-C-Tabletten wird der Experte deutlich: „Jahrzehntelange Forschung konnte keinen Vorteil gegenüber einer obstreichen Ernährung nachweisen.”
Das Problem liegt im System: Anders als Arzneimittel durchlaufen Nahrungsergänzungsmittel keine strengen Wirksamkeitsprüfungen. Sie unterliegen lediglich dem Lebensmittelrecht – eine regulatorische Grauzone, die der Industrie Spielraum lässt, den Michalsen scharf kritisiert. „Die wichtigste Quelle für Vitamine und Mineralstoffe bleibt unsere Nahrung”, betont der Mediziner.
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Seine Kritik kommt nicht von ungefähr: Bereits am 4. Dezember veröffentlichte Michalsen als Mitautor einen wegweisenden „101-Punkte-Konsensreport” im Fachjournal Frontiers in Nutrition. Die zentrale Aussage: Persönliches Gesundheitsverhalten – Ernährung, Stressmanagement, Bewegung – hat ein viermal höheres Potenzial, vorzeitige Todesfälle zu verhinern als die konventionelle Medizin allein.
Schwedische Massage statt Abführmittel
Während die Supplement-Debatte tobt, liefert die Carstens-Stiftung neue Argumente für sanfte Medizin. Am vergangenen Freitag, 5. Dezember, berichtete die Stiftung über vielversprechende Studienergebnisse zur Schwedischen Massage bei chronischer Verstopfung im Kindesalter.
Die Erkrankung verursacht erhebliche Bauchschmerzen und belastet betroffene Familien massiv. Die Studie untersucht, wie gezielte Massagetechniken die Darmbewegung anregen und Schmerzen lindern können – ganz ohne sofortigen Griff zu Abführmitteln. Für Kinderärzte könnte das eine evidenzbasierte Alternative werden, die Eltern zunehmend einfordern: „sanfte” Medizin mit wissenschaftlichem Fundament.
Die Stiftung setzt damit ihre Mission fort, komplementäre Methoden durch rigorose Forschung zu validieren. Beobachter erwarten, dass positive Ergebnisse die Forschungsförderung für großangelegte Studien 2026 ankurbeln werden – um standardisierte Massage-Protokolle für die Kindermedizin zu etablieren.
13 Prozent weniger Herz-Kreislauf-Risiko durch planetare Kost
Gestern, am 7. Dezember, legte die Medical Tribune nach: Eine Langzeit-Analyse mit über 13.000 Teilnehmern der ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk in Communities) bestätigt die „Planetary Health Diet” als wirksamen Herz-Schutz. Wer sich konsequent nach diesem vorwiegend pflanzlichen Ernährungsmodell richtet, senkt sein Herz-Kreislauf-Risiko um 13 Prozent und reduziert die Sterblichkeit signifikant.
Was für den Klimaschutz entwickelt wurde, entpuppt sich als präventivmedizinische Intervention: Eine Kost, die die planetaren Grenzen respektiert – wenig Fleisch, viel Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorn – schützt gleichzeitig Arterien und Herz. Experten rechnen damit, dass künftige Ernährungsrichtlinien ökologische und medizinische Gesundheitskennzahlen verschmelzen werden.
Die Verbindung von Nachhaltigkeit und Kardiologie könnte Druck auf Fachgesellschaften ausüben: Konkrete „Planetary Health”-Ernährungsprotokolle dürften 2026 Eingang in Behandlungsleitlinien finden.
Rote-Bete-Saft für Muskeln und Durchblutung
Parallel dazu sorgen neue physiologische Daten für Aufsehen: Eine am 4. Dezember in Frontiers in Nutrition akzeptierte Studie belegt, dass Rote-Bete-Saft die neuromuskuläre Leistung akut steigert. Der Mechanismus: Nitrate aus der Rübe werden im Körper zu Stickstoffmonoxid umgewandelt, das die Blutgefäße erweitert und so die Muskeldurchblutung verbessert.
Besonders interessant: Dieser Effekt wird derzeit auch für die Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), umgangssprachlich „Schaufensterkrankheit”, erforscht. Könnte ein natürliches Lebensmittel zur therapeutischen Ergänzung von Bewegungstherapien werden?
Industrie unter Druck, Forschung im Aufwind
Die Ereignisse der letzten 72 Stunden markieren eine Zeitenwende: „Lifestyle-Medizin” mutiert vom Marketing-Begriff zur klinischen Verschreibung. Doch die Konvergenz von Michalséns Kritik, neuen Kinderstudien und Herz-Kreislauf-Daten setzt die Branche unter Zugzwang.
Regulatorischer Druck: Hochkarätige Kritik wie die von Michalsen könnte EU-weite Verschärfungen bei Gesundheitsaussagen für Supplemente beschleunigen. Die Diskrepanz zwischen lukrativem, unreguliertem Markt und medizinischen Evidenzforderungen wird immer offensichtlicher.
Pädiatrische Wende: Eltern und Kinderärzte suchen verstärkt nicht-medikamentöse Optionen bei funktionellen Störungen. Die Carstens-Daten treffen einen Nerv der Zeit.
Nachhaltigkeit wird Medizin: Die Planetary-Health-Daten schlagen die Brücke zwischen Umweltpolitik und Präventivmedizin – ein Paradigmenwechsel mit weitreichenden Folgen für Ernährungsempfehlungen.
Was kommt 2026?
Die medizinische Community erwartet bis Jahresende intensive Debatten über den „101-Punkte-Konsensreport” – mit direkten Auswirkungen auf Public-Health-Strategien 2026. Die Grenze zwischen „alternativ” und „konventionell” verschwimmt zusehends, ersetzt durch einen singulären Fokus: wirksame Medizin, die biologische Wissenschaft mit Lebensstil-Interventionen integriert.
Bleibt die Frage: Wird die Supplement-Industrie den Kurswechsel mitmachen – oder droht ein Konflikt zwischen Kommerz und Evidenz?
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