Meyer Werft sichert Standort Papenburg bis 2030
27.12.2025 - 22:22:12Ein Milliardenauftrag von MSC Cruises garantiert der Meyer Werft in Papenburg Planungssicherheit und den Erhalt von rund 3.100 Arbeitsplätzen bis mindestens 2030.
Die Meyer Werft hat die Zukunft ihres traditionsreichen Standorts in Papenburg bis mindestens 2030 fest verankert. Nach dem milliardenschweren Großauftrag von MSC Cruises setzen Werksleitung und Betriebsrat nun den „Standortsicherungs“-Pakt in die Tat um. Rund 3.100 Arbeitsplätze sind damit für dieses Jahrzehnt gesichert.
Mitbestimmung als Stabilitätsanker
Der Kern der Einigung liegt in der verbindlichen Umsetzung des Standortsicherungsvertrags. Dieser garantiert den Erhalt der etwa 3.100 Jobs im Emsland. Der im Rahmen der Restrukturierung 2024 geschaffene Rahmen war jedoch von neuen Großaufträgen abhängig. Mit dem MSC-Deal Mitte Dezember 2025 hat der Betriebsrat diesen kommerziellen Erfolg nun genutzt, um langfristige Zusagen durchzusetzen.
Die Strategie der Arbeitnehmervertreter: Die neue Auftragsflotte – die „New Frontier“-Kreuzfahrtschiffe von MSC – muss vorrangig mit der Stammbelegschaft gebaut werden. Übermäßiges Outsourcing wird abgewehrt. In dieser Woche ging es in den Gesprächen um die operativen Details, wie die Auftragsflut direkt in Jobsicherheit für die Festangestellten umgemünzt wird.
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Auch das Land Niedersachsen und der Bund, die seit der Rettung 2024 eine Mehrheitsbeteiligung halten, unterstützen weiter den Transformationskurs. Der Betriebsrat sieht diese öffentlich-private Partnerschaft als notwendigen Schutzschild gegen die Volatilität des globalen Schiffbaus.
Milliardenauftrag bestätigt Kurs
Ohne industrielles Volumen wäre die Standortsicherung nur ein leeres Versprechen. Dieses Volumen lieferte MSC Cruises: Am 15. Dezember unterzeichneten beide Parteien einen Vertrag über vier Schiffe der „New Frontier“-Klasse, mit Option auf zwei weitere. Das Auftragsvolumen von rund 10 Milliarden Euro belegt die Werftkapazitäten bis weit in das Jahr 2036 – und übertrifft die Garantiehorizonte deutlich.
Für die Mitbestimmung bedeutet der volle Auftragsbucht einen Paradigmenwechsel. Der Betriebsrat kann sich von der Krisenbewältigung auf die aktive Gestaltung der Arbeitswelt von morgen verlegen. Die ab 2030 auszuliefernden Schiffe benötigen hochmoderne Fertigungstechniken und grüne Technologien. Die Arbeitnehmervertreter wirken nun maßgeblich an der Definition der nötigen Qualifizierungsmaßnahmen mit. So soll die Standortsicherung auch eine Qualifizierungsgarantie werden.
Der MSC-Deal ist zudem ein starkes Vertrauensvotum der internationalen Kreuzfahrtbranche für den Standort Papenburg. Nach den finanziellen Turbulenzen der vergangenen Jahre validiert dieses langfristige Engagement den eingeschlagenen Sanierungskurs.
Modernisierungskampf gegen die „Zettelwirtschaft“
Mit gesicherten Aufträgen rückt nun die interne Effizienz in den Fokus – eine Kernbedingung des Standortpakts. Berichten zufolge hat das Sanierungsteam eine Initiative zur Überholung der veralteten IT-Infrastruktur gestartet. Ziel ist es, die historisch gewachsene „Zettelwirtschaft“ in Teilen der Produktion zu beenden.
Diese Modernisierung ist keine rein managementseitige Direktive, sondern eine gemeinsame Anstrengung mit dem Betriebsrat. Die Mitarbeitervertreter haben den Effizienzmaßnahmen im Gegenzug für die Jobgarantien zugestimmt. Bis 2027 soll eine einheitliche, digitale IT-Landschaft die komplexe Logistik im Kreuzfahrtschiffbau straffen.
Wo digitale Workflows oft Sorgen um Arbeitsplatzverluste schüren, hat der Betriebsrat durchgesetzt, dass Produktivitätsgewinne in Kapazitätsausweitungen und nicht in Personalabbau münden. Die Narrative der Gewerkschafter lautet „Modernisierung zum Erhalt“ – nur so bleibe der Standort im Wettbewerb mit asiatischen Werften konkurrenzfähig.
Von der Staatsrettung zur Reprivatisierung
Die heutige Stabilität kontrastiert scharf mit der Existenzkrise vor gut einem Jahr. 2024 erwarben Bund und Land Niedersachsen etwa 80 Prozent der Anteile, um einen Konkurs abzuwenden. Eine Kapitalspritze von 400 Millionen Euro und Milliardenbürgschaften retteten das industrielle Leuchtturmprojekt im Norden.
Die langfristige Vision von Politik und der Eigentümerfamilie Meyer bleibt die spätere Reprivatisierung. Die „Standortsicherung bis 2030“ ist die Brücke dorthin. Durch stabile Belegschaft und ein Jahrzehnt an Aufträgen soll die Werft wieder für privates Kapital attraktiv werden.
Auch der anstehende Führungswechsel spielt in diese Roadmap hinein. Wie kürzlich bestätigt, wird Airbus-Manager André Walter im Juli 2026 den CEO-Posten übernehmen. Der Betriebsrat blickt dieser Berufung positiv entgegen. Man erhofft sich von seiner Luftfahrt-Expertise den notwendigen industriellen Rigor für die komplexen Fertigungsprozesse.
Der Fokus liegt nun auf dem konkreten Start des „New Frontier“-Projekts und der digitalen Transformation. Für die Beschäftigten in Papenburg bringt das Jahresende 2025 ein rares Gut: Planungssicherheit. Die Herausforderung heißt jetzt Umsetzung – der Bau der nächsten Generation von Ozeanriesen in einer 230 Jahre alten Institution.
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