Medfluencer-Studie: Gefährliche Gesundheitstipps auf Social Media
04.12.2025 - 19:51:12Forscher schlagen Alarm: Gesundheitsratschläge von Influencern sind oft falsch und gefährlich. Eine heute im British Medical Journal veröffentlichte Analyse des MCI Innsbruck zeigt gravierende Sicherheitsrisiken – besonders für junge Nutzer, die sich zunehmend auf Social-Media-Tipps verlassen statt auf Ärzte.
Die Brisanz der Ergebnisse liegt im enormen Einfluss dieser digitalen Akteure: Über 80 Prozent der jungen Erwachsenen in Deutschland und Österreich konsumieren regelmäßig Gesundheitsinhalte in sozialen Medien. Doch statt evidenzbasierter Aufklärung erhalten sie oft versteckte Werbung und gefährliche Halbwahrheiten.
Die Analyse deckt erschreckende Sicherheitsverstöße auf: Rund zwei Drittel der von deutschen Influencern empfohlenen Dosierungen für Vitamine und Mineralstoffe überschreiten die nationalen Sicherheitsrichtlinien. Sieben Prozent der Empfehlungen liegen sogar über den Grenzwerten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).
„Influencer sind für junge Menschen eine der wichtigsten Gesundheitsquellen, aber ihr Rat ist oft verzerrt, interessengeleitet oder schlicht falsch”, warnt Dr. Raffael Heiss, Hauptautor der Studie am Center for Social & Health Innovation des MCI.
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Die Konsequenzen sind messbar: 31 Prozent der jungen Follower kauften bereits Nahrungsergänzungsmittel, 13 Prozent sogar Medikamente – rein auf Basis von Influencer-Empfehlungen.
Vier systematische Schwachstellen
Das Forschungsteam identifiziert zentrale Verzerrungen im Social-Media-Gesundheitssystem:
- Fehlende Expertise: Viele äußern sich zu komplexen medizinischen Themen ohne Qualifikation
- Industrieller Einfluss: Bei medizinischen Heimtests nennen 87 Prozent der Posts nur Vorteile, lediglich 15 Prozent erwähnen Risiken
- Verkaufsinteressen: Viele Influencer vertreiben eigene Produktlinien – der Ratschlag wird zur Werbung
- Ideologische Voreingenommenheit: Anti-wissenschaftliche Narrative wie Impfskepsis breiten sich aus
Diese Verzerrungen verstärken sich durch parasoziale Beziehungen – die einseitige emotionale Bindung zwischen Followern und Idolen. Diese gefühlte Nähe schaltet kritisches Denken aus und lässt Werbung wie gutgemeinten Rat erscheinen.
Konkrete Gefahren: Von Überdosierung bis Fehlbehandlung
Die realen Auswirkungen reichen von finanziellen Schäden bis zu direkten Gesundheitsrisiken. Der renommierte US-Kardiologe Eric Topol warnt vor Fehlbehandlungen durch medizinisch nicht indizierte Ganzkörper-Scans oder hochdosierte Vitamin-Kuren.
Besonders gefährlich: die Verzögerung wirksamer Behandlungen. Wer bei ernsthaften Symptomen zunächst Influencer-Tipps wie “Darmreinigung” oder “Cortisol-Senkung durch Ernährung” befolgt, verliert wertvolle Zeit. Ohne klare Regeln droht wachsende Skepsis gegenüber evidenzbasierter Medizin.
Regulatorischer Handlungsbedarf
Die Studie kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Während die EU mit dem Digital Services Act erste Schritte unternommen hat, greifen diese Maßnahmen im Gesundheitsbereich noch nicht. Im Vergleich zur streng regulierten Arzneimittelwerbung in traditionellen Medien operieren Influencer oft in einer Grauzone.
Branchenbeobachter fordern strengere ethische Codes für “HealthTok” und “Insta-Doc”. Die Kennzeichnungspflicht für Werbung existiert zwar, wird aber bei “redaktionell wirkenden” Gesundheitstipps geschickt umgangen.
Was sich ändern muss
Die Autoren fordern ein Bündel an Maßnahmen:
- Kurzfristig: Förderung von Medienkompetenz, damit Nutzer kommerzielle Interessen erkennen
- Mittelfristig: Plattformen wie TikTok und Instagram müssen Gesundheitsbehauptungen einem Faktencheck unterziehen
- Langfristig: Algorithmen anpassen, um wissenschaftlich fundierte Inhalte zu priorisieren
Für Verbraucher gilt: Wer Gesundheitstipps im Netz sucht, sollte die Qualifikation des Absenders prüfen. Bei konkreten Beschwerden stets eine ärztliche Zweitmeinung einholen, bevor Produkte gekauft oder Therapien begonnen werden. Die Ära des blinden Vertrauens in den “Online-Guru” ist angesichts dieser Beweislage vorbei.
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