Lecanemab: IQWiG verweigert Alzheimer-Medikament den Zusatznutzen
02.12.2025 - 10:19:12Der Schlüssel ist weg, der Name vergessen – ist das noch normal? Während die Wissenschaft auf der CTAD-Konferenz in San Diego neue Therapieansätze feiert, kam gestern für Patienten in Deutschland die Ernüchterung: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht für den Alzheimer-Antikörper Lecanemab keinen belegten Zusatznutzen.
Am gestrigen Montag veröffentlichte das IQWiG seine Bewertung zu Lecanemab (Handelsname Leqembi). Das Fazit fiel deutlich aus: Ein Zusatznutzen gegenüber der Vergleichstherapie sei nicht belegt.
Lecanemab gilt als medizinischer Durchbruch. Anders als bisherige Medikamente lindert der Wirkstoff nicht nur Symptome, sondern greift in den Krankheitsprozess ein: Er entfernt schädliche Amyloid-Plaques im Gehirn. Seit September 2025 ist das Medikament in Deutschland verfügbar.
Doch für die Kölner Bewertungsbehörde reicht der reine Plaque-Abbau nicht aus. Das Problem: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte die Zulassung im April 2025 stark eingeschränkt. Nur Patienten ohne oder mit einer Kopie des ApoE4-Gens dürfen behandelt werden – eine Vorsichtsmaßnahme gegen schwere Hirnblutungen und -schwellungen.
Vergessen Sie öfter Namen oder Termine? Der kostenlose Report “Gehirntraining leicht gemacht” liefert 11 alltagstaugliche Übungen, 7 praktische Geheimnisse und einen kurzen Selbsttest, mit denen Sie Konzentration und Gedächtnis gezielt stärken können. Besonders geeignet für Erwachsene und Angehörige, die früh aktiv werden möchten, um Demenz vorzubeugen. Sofort-Download per E‑Mail. Gratis-Report “Gehirntraining” jetzt anfordern
Genau für diese eingeschränkte Gruppe sieht das IQWiG keinen klaren Vorteil gegenüber “beobachtendem Abwarten” oder Standardmedikation. Die Daten zeigten keine signifikante Verbesserung im Alltag der Patienten.
San Diego: Die Forschung blickt nach vorn
Während Deutschland über die erste Generation der Antikörper-Therapien debattiert, öffnete gestern in San Diego die Clinical Trials on Alzheimer’s Disease (CTAD) 2025 ihre Tore. Die internationale Forschungsgemeinschaft präsentiert dort vielversprechende neue Ansätze:
Tau-Protein im Visier
Merck stellte zum Konferenzauftakt vielversprechende Daten zu MK-2214 vor. Der Antikörper zielt nicht auf Amyloid, sondern auf das Tau-Protein – verantwortlich für das Absterben der Nervenzellen im späteren Krankheitsverlauf. Die FDA hat dem Kandidaten bereits den “Fast Track”-Status verliehen. Experten sehen die Zukunft in der Kombination aus Amyloid- und Tau-Therapien.
Energie für die Zellen
Heute präsentierte GEN Pharmaceuticals einen völlig neuen Ansatz. Ihr Wirkstoff SUL-238 stärkt die Mitochondrien – die Kraftwerke der Zellen. Die Phase-1-Daten zeigen: Das Medikament ist sicher und erreicht effizient die Gehirnflüssigkeit.
Ein Paradigmenwechsel zeichnet sich ab: Weg von der reinen “Müllabfuhr” hin zum aktiven Zellschutz.
Die komplexe Realität für Betroffene
Für Patienten in Deutschland entsteht eine widersprüchliche Situation. Die Diagnostik wird präziser, die therapeutische Versorgung gleicht einem Hürdenlauf.
Verfügbar, aber nicht erstattet?
Lecanemab bleibt trotz negativem IQWiG-Votum zugelassen und verordnungsfähig. Doch das Urteil dürfte die Preisverhandlungen massiv erschweren. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) fällt voraussichtlich Mitte Februar 2026 den finalen Beschluss. Bis dahin herrscht Unsicherheit bei den Krankenkassen.
Strenge Verordnungsauflagen
Bereits am 20. November 2025 hatte der G-BA den Kreis verordnender Ärzte stark eingeschränkt. Nur Spezialisten für Neurologie und Psychiatrie mit Alzheimer-Erfahrung und direktem MRT-Zugang dürfen die neuen Antikörper verschreiben. Die gefürchteten ARIA-Nebenwirkungen müssen engmaschig überwacht werden.
Der zweite Kandidat wartet
Neben Lecanemab ist seit wenigen Wochen auch Donanemab (Eli Lilly) verfügbar. Das Nutzenbewertungsverfahren läuft – Ergebnisse werden im ersten Quartal 2026 erwartet. Wahrscheinlich wird das IQWiG ähnliche Maßstäbe anlegen.
Ein System im Stresstest
Das IQWiG-Urteil ist kein Beweis für Unwirksamkeit. Es zeigt vielmehr die extrem hohen Hürden des deutschen AMNOG-Verfahrens. Das Institut fordert spürbare Verbesserungen im Alltag – längere Selbstständigkeit, weniger Pflegebedarf. Die Studien messen jedoch primär die Verlangsamung des kognitiven Abbaus auf Skalen, die im Alltag schwer greifbar sind.
Für Menschen mit bloßer Vergesslichkeit ist dies zunächst eine Entwarnung: Die neuen Medikamente sind keine Lifestyle-Produkte zur Gedächtnissteigerung. Sie sind hochpotente Spezialtherapeutika mit ernstzunehmenden Risiken – nur für klar diagnostizierte Frühstadien der Alzheimer-Krankheit.
Was bringt 2026?
Der Blick richtet sich auf Februar 2026. Folgt der G-BA dem IQWiG-Votum, wäre Lecanemab theoretisch verfügbar, praktisch aber kaum wirtschaftlich zu verordnen.
Gleichzeitig bahnt sich ein Durchbruch in der Diagnostik an: Auf der CTAD-Konferenz verfestigt sich der Trend zu Bluttests (p-Tau 217). Diese könnten schon bald aufwendige Nervenwasser-Untersuchungen ersetzen und die Früherkennung deutlich vereinfachen.
Eine Voraussetzung, um neue Therapien wie SUL-238 oder MK-2214 rechtzeitig einzusetzen – sobald diese die Marktreife erreichen.
Die Botschaft bleibt: Nicht jede Vergesslichkeit ist bedenklich. Doch wer anhaltende Veränderungen bemerkt, sollte den Facharzt aufsuchen. Die Optionen werden mehr – auch wenn der Weg dorthin komplex ist.
PS: Sie möchten Gewissheit und praktische Übungen in einem Paket? Der Gratis-Report “Gehirntraining leicht gemacht” kombiniert einen 2‑Minuten‑Selbsttest, Ernährungs- und Alltagstipps sowie 11 Mini-Übungen, die sich leicht in den Alltag einbauen lassen. Ergebnis und Ratgeber kommen direkt per E‑Mail. Jetzt Gedächtnis-Report & Selbsttest anfordern


