Krypto-Betrug: Neue „unsichtbare Angriffe häufen sich
27.11.2025 - 01:00:12Der Kampf gegen Kryptowährungsbetrug erreicht eine neue Dimension. Während Nutzer weltweit vor raffinierten „Gas-losen” Phishing-Attacken gewarnt werden, schlagen US-Behörden mit beispielloser Härte gegen internationale Betrugsringe zurück. Die jüngsten Entwicklungen zeigen: Die Branche wechselt von passiver Verteidigung zu aggressiver Strafverfolgung.
Die Bedrohungslage eskaliert dramatisch. Allein in den vergangenen 72 Stunden kündigten drei große Player koordinierte Gegenmaßnahmen an. Was dabei besonders alarmiert: Die Angreifer nutzen mittlerweile Sicherheitsstandards, die eigentlich Nutzer schützen sollten – und drehen sie gegen ihre Opfer.
Die Kryptobörse OKX schlug am Mittwoch Alarm. Ihr Warnung richtet sich gegen eine besonders heimtückische Betrugsmasche: „Permit Signature”-Angriffe. Anders als klassische Phishing-Methoden kommen diese völlig ohne Transaktionsgebühren aus – und genau das macht sie so gefährlich.
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Die Täter missbrauchen den EIP-2612-Standard, der ursprünglich Nutzern erlauben sollte, Genehmigungen offline zu erteilen. Auf gefälschten Webseiten, die legitime DeFi-Plattformen täuschend echt nachahmen, werden Opfer aufgefordert, eine scheinbar harmlose Textnachricht zu signieren. Kein Gas-Gebühren-Alarm, keine Warnmeldung der Wallet – nichts deutet auf Gefahr hin.
Doch genau in diesem Moment übertragen Nutzer unwissentlich die vollständige Kontrolle über ihre Token. Sobald die Signatur abgegeben ist, übertragen Kriminelle die Assets blitzschnell auf Mixer-Adressen. Selbst Hardware-Wallets, die normalerweise vor riskanten Transaktionen warnen, schlagen keinen Alarm – die Genehmigung erfolgt ja „offline”.
Das Perfide: Viele Opfer bemerken den Diebstahl erst, wenn ihre Wallets bereits leer sind. Die „unsichtbare” Natur dieser Angriffe hebelt bisherige Schutzmechanismen komplett aus.
USA gehen in die Offensive: 402 Millionen Dollar beschlagnahmt
Während Börsen ihre technischen Abwehrsysteme hochfahren, setzen US-Ermittler auf eine beispiellose Großoffensive. Das Justizministerium hat eine spezielle „Scam Center Strike Force” ins Leben gerufen – eine gemeinsame Einheit von FBI und Secret Service.
Im Visier: sogenannte „Pig Butchering”-Operationen. Bei dieser perfiden Masche bauen Betrüger über Wochen Vertrauen zu ihren Opfern auf, bevor sie zuschlagen. Die meisten dieser Syndikate operieren aus Compounds in Südostasien, wo teils verschleppte Arbeitskräfte zum Betrug gezwungen werden.
Die bisherige Bilanz: Behörden beschlagnahmten bereits 402 Millionen Dollar in Kryptowährungen. Gleichzeitig verhängte das US-Finanzministerium Sanktionen gegen die Democratic Karen Benevolent Army (DKBA) in Myanmar. Dieser bewaffneten Gruppe wird vorgeworfen, Betrugscamps zu betreiben, in denen Zwangsarbeiter amerikanische Bürger um ihr Geld bringen sollen.
Die Sanktionen schneiden die Organisation vom globalen Finanzsystem ab. US-Bürger und Unternehmen dürfen keinerlei Geschäfte mit den gelisteten Gruppen tätigen. Was hier geschieht, ist bemerkenswert: Krypto-Betrug wird nicht mehr nur als Wirtschaftskriminalität behandelt, sondern als Sicherheitsbedrohung auf einer Stufe mit Terrorfinanzierung.
Thailand schlägt zurück: 327 Festnahmen in einer Woche
Der Enforcement-Druck beschränkt sich nicht auf die USA. Die thailändische Polizei meldete am Montag Ergebnisse der „Operation Lightning Strike” – einer landesweiten Razzia gegen Geldwäsche-Netzwerke.
327 Verdächtige wurden festgenommen, über 55 Rekrutierungszellen ausgehoben. Diese Zellen waren spezialisiert darauf, „Mule Accounts” zu organisieren – Bank- und Krypto-Konten, über die gestohlene Gelder verschleiert werden. Ohne diese Konten können internationale Betrüger ihr Geld nicht in Bargeld umwandeln.
Die Ermittler deckten eine ausgeklügelte Hierarchie auf: Anwerber bezahlten Strohmänner dafür, Konten mittels Gesichtserkennung zu eröffnen. Diese wurden dann an Syndikate in Nachbarländern verkauft. Mit der Zerschlagung dieser lokalen Strukturen wird es für Kriminelle deutlich schwieriger, gestohlene Kryptos zu liquidieren.
Branchenchef fordert Paradigmenwechsel
Federico Variola, CEO der Kryptoplattform Phemex, geht die bisherige Reaktion der Industrie nicht weit genug. In einem Gastbeitrag forderte er am Dienstag einen grundlegenden Strategiewechsel: von reaktiver Verteidigung zu „vorausschauendem Schutz”.
Das Jahr 2025 verzeichne bereits jetzt Rekordverluste durch Sicherheitsvorfälle. Milliarden seien aus dem Ökosystem abgeflossen. Klassische Incident-Response-Verfahren und forensische Analysen kämen schlicht zu spät, argumentiert Variola.
Seine Vision: Künstliche Intelligenz soll Nutzerverhalten in Echtzeit analysieren. Ungewöhnliche Abhebungsmuster, neue Geräte oder Interaktionen mit verdächtigen Smart Contracts würden vor einer Transaktion erkannt und blockiert.
„Wenn Angreifer Credential-Diebstahl automatisieren und KI-generierte Phishing-Mails verwenden, die von echten kaum zu unterscheiden sind, ist Reagieren kein Schutz mehr”, so Variola. Er plädiert für ein gestaffeltes Sicherheitsmodell: Institutionelle Kunden erhalten striktere Kontrollen, Privatanleger profitieren von „unsichtbaren” Sicherheitsbarrieren, die nur bei Risiko-Aktivitäten aktiviert werden.
Wettrüsten geht weiter
Die Ereignisse Ende November 2025 zeigen deutlich: Sowohl Angreifer als auch Verteidiger werden sophistizierter. Der Wechsel von simplen Hacks zu komplexer Social Engineering und technischer Täuschung beweist, dass Kriminelle sich anpassen. Verbesserte Smart-Contract-Audits? Sie umgehen sie, indem sie das schwächste Glied angreifen: den Menschen.
Die aggressive Haltung des US-Justizministeriums, kombiniert mit OFAC-Sanktionen, markiert das Ende der Straffreiheit für Offshore-Betrugszentren. Indem Behörden sowohl die physische Infrastruktur in Myanmar als auch die finanziellen Kanäle in Thailand attackieren, wird die Profitabilität dieser Operationen von beiden Seiten ausgehöhlt.
Doch die technische Aufrüstung geht weiter. Während Wallets bessere Warnungen für Signaturen implementieren, werden Angreifer voraussichtlich auf andere obskure Standards ausweichen – oder Deepfake-Technologie nutzen, um biometrische Verifikation auszuhebeln.
Was kommt als Nächstes?
Für Dezember und Anfang 2026 zeichnet sich eine Verschärfung der Compliance-Standards ab. Die OFAC-Sanktionen werden große Börsen zwingen, rigorosere Wallet-Screening-Tools zu implementieren. Ziel: Verbindungen zu sanktionierten Entitäten wie der DKBA aufzudecken.
Auf technischer Ebene dürfte die Einführung „menschenlesbarer” Transaktionssignaturen beschleunigt werden. Die Undurchsichtigkeit von Hex-Daten war bisher ein Haupttreiber der „Permit Signature”-Betrügereien. Standardisierte, klare Genehmigungsabfragen in verständlichem Deutsch könnten ein kritischer Schritt für mehr Nutzersicherheit sein.
Die Botschaft von Sicherheitsexperten ist eindeutig: Jede Signatur verifizieren, unaufgeforderte Investment-Tipps als Bedrohung behandeln – und verstehen, dass in der aktuellen Bedrohungslage gerade die Stille, eine gebührenfreie Signatur, das gefährlichste Signal überhaupt sein kann.
PS: Viele Angreifer nutzen subtile Techniken, die gängige Wallet‑Warnungen umgehen – eine gebührenfreie Signatur kann zur kompletten Kontoentleerung führen. Der Gratis‑Report beschreibt reale Fallbeispiele, erklärt überraschende Taktiken der Betrüger und liefert eine kurze Checkliste, welche Prüfungen Sie bei Signatur‑Anfragen immer durchführen sollten, bevor Sie zustimmen. Schützen Sie Ihre Tokens mit sofort umsetzbaren Routinen. Gratis Anti‑Phishing‑Guide anfordern


