Kinderpsyche in Deutschland: Resilienz gegen die Dauerkrise
06.12.2025 - 19:59:12Die Corona-Pandemie ist vorbei, doch die psychische Belastung junger Menschen bleibt hoch. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat am Donnerstag die achte Welle der COPSY-Studie veröffentlicht – und die Ergebnisse zeigen: 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden weiterhin unter geminderter Lebensqualität. Das liegt deutlich über dem Vor-Corona-Niveau von 15 Prozent.
Die gute Nachricht: Viele junge Menschen entwickeln starke Bewältigungsstrategien. “Nicht jedes Kind mit psychischen Belastungen muss behandelt werden”, betont Studienleiterin Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer. Diese Resilienz gelte es gezielt zu fördern.
Was Kinder und Jugendliche heute belastet, hat sich fundamental gewandelt. Statt Schulschließungen und Isolation dominieren nun globale Krisen die Sorgen der jungen Generation. Die Zahlen aus der Befragung von über 1.600 Familien sind eindeutig:
- 70 Prozent fürchten sich vor Kriegen
- 62 Prozent haben Angst vor Terrorismus
- 57 Prozent belastet wirtschaftliche Unsicherheit
- 56 Prozent sorgen sich wegen gesellschaftlicher Spaltung
Besonders alarmierend: Der geschlechtsspezifische Unterschied verstärkt sich. Bei Mädchen ab 14 Jahren schnellten depressive Symptome von 11 auf 17 Prozent hoch, Angstsymptome sogar von 20 auf 31 Prozent. Jungen sind deutlich weniger betroffen.
Passend zum Thema Burnout bei Eltern und Lehrkräften: Viele Berufstätige kämpfen mit chronischem Stress – das “Deutsche Schulbarometer 2025” nennt etwa 34 Prozent der Lehrkräfte, die sich mehrmals pro Woche emotional erschöpft fühlen. Ein kostenloses E‑Book zeigt sofort anwendbare Sofortmaßnahmen, simple Achtsamkeitsübungen und Praxis-Tipps, wie Sie Beruf, Familie und Erholung besser in Einklang bringen – ideal für Eltern und Pädagogen, die Vorbild sein wollen. Jetzt kostenloses Work‑Life‑Balance E‑Book sichern
Warum Resilienz wichtiger ist als Therapie
Ravens-Sieberer warnt vor übertriebener Pathologisierung. Sorgen und Niedergeschlagenheit seien oft normale Reaktionen auf abnormale Weltzustände. “Viele junge Menschen verfügen über persönliche Ressourcen”, erklärt die Forscherin. “Diese Stärken müssen wir gezielt fördern, idealerweise schon in der Schule.”
Was bedeutet das konkret? Kinder brauchen das Gefühl von Selbstwirksamkeit – die Überzeugung, schwierige Situationen aus eigener Kraft meistern zu können. Dieser Schutzfaktor wirkt stärker gegen Hilflosigkeit und Angst als jede Therapie.
Eltern als Resilienz-Trainer
Der sogenannte “autoritative” Erziehungsstil gilt als Goldstandard: emotionale Wärme kombiniert mit klaren Strukturen. Eltern stärken ihre Kinder nicht, indem sie alle Hindernisse beseitigen, sondern indem sie ihnen zutrauen, Herausforderungen selbst zu bewältigen.
Der offene Dialog über Ängste – sei es Klima, Krieg oder Schulstress – ist dabei entscheidend. Gleichzeitig gilt: Zuversicht muss vorgelebt werden. Kinder lernen Bewältigungsstrategien nicht aus Ratgebern, sondern durch Vorbilder.
Schulen unter Druck
Auch Schulen spielen eine Schlüsselrolle, kämpfen aber selbst mit Belastungen. Das “Deutsche Schulbarometer 2025” zeigt: 34 Prozent der Lehrkräfte fühlen sich mehrmals pro Woche emotional erschöpft. Trotzdem bieten Schulen oft den ersten Zugang zu Hilfsangeboten – besonders wichtig für Kinder aus bildungsfernen oder psychisch belasteten Familien.
Das UKE fordert niedrigschwellige Präventionsprogramme, die nicht erst bei einer Diagnose ansetzen. Alltagskompetenzen und Selbstvertrauen müssen bereits im Schulalltag trainiert werden.
Chronische Belastung statt Normalisierung
Ein Blick auf die Langzeitdaten macht die Dimension deutlich: Während der Lockdowns schnellte die Quote der belasteten Kinder auf über 30 Prozent. Die erhoffte Rückkehr zum Vorkrisenniveau blieb aus. Stattdessen hat sich die Belastung bei 22 Prozent eingependelt – sieben Prozentpunkte über dem Normalwert.
Auch Einsamkeit bleibt ein Thema. 18 Prozent der jungen Menschen fühlen sich häufig allein – deutlich weniger als die 39 Prozent während der Pandemie, aber mehr als die 14 Prozent vor Corona.
Der DAK-Kinder- und Jugendreport 2025 zeigt zudem: Physische und psychische Gesundheit hängen eng mit dem sozioökonomischen Status zusammen. Kinder aus benachteiligten Familien haben ein 36 Prozent höheres Adipositas-Risiko.
Investitionen in mentale Gesundheit gefordert
“Wir werden substanziell investieren müssen, um die mentale Gesundheit junger Menschen zu stärken”, mahnt Ravens-Sieberer. Politik und Krankenkassen müssen Präventionsprogramme entwickeln, die vor einer Diagnose greifen.
Die Krise ist permanent geworden – die Fähigkeit, sie zu bewältigen, muss es auch werden. Für 2026 erwarten Experten verstärkte Diskussionen über schulische Resilienzprogramme und niedrigschwellige Hilfsangebote. Die Botschaft ist klar: Der Status quo darf nicht zur neuen Normalität werden.
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