IBM weiht neuen Tech-Campus in Deutschland ein
20.11.2025 - 22:09:12Deutschland zieht bei der digitalen Transformation das Tempo an. Mit der Eröffnung des neuen IBM-Campus in Ehringen und einem historischen Digitalbudget setzt die Bundesregierung ein klares Signal.
Diese Woche brachte gleich drei Meilensteine für die digitale Zukunft des Landes: Der Bundestag genehmigte am Montag ein Rekordbudget von 4,47 Milliarden Euro für das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS). Nur drei Tage später folgte die feierliche Eröffnung des neuen IBM-Technologiecampus in Ehningen – ein zentraler Knotenpunkt für die Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft in Zukunftstechnologien.
Digitalminister Dr. Karsten Wildberger macht damit Ernst mit seinem Versprechen, die öffentliche Verwaltung zu modernisieren und die digitale Souveränität Deutschlands zu stärken. Die Frage drängt sich auf: Kann Deutschland seinen Rückstand bei der Digitalisierung endlich aufholen?
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Am 17. November genehmigte der Bundestag einen Haushalt von 4,47 Milliarden Euro für das BMDS für das Jahr 2026. Es ist das erste Mal, dass das neu geschaffene Digitalministerium über einen derart umfassenden eigenen Etat verfügt.
Der Haushalt ruht auf zwei Säulen: Rund 1,36 Milliarden Euro fließen direkt in den Ausbau und die Wartung der bundesweiten IT-Infrastruktur. Davon sind 956 Millionen Euro ausschließlich für die Modernisierung und Sicherheit zentraler IT-Systeme reserviert. Damit sollen kritische Schwachstellen in veralteten Systemen beseitigt werden.
Die zweite Säule umfasst 3,11 Milliarden Euro aus einem Sonderfonds für Infrastruktur und Klimaneutralität. Der Löwenanteil – etwa 2,3 Milliarden Euro – ist für den flächendeckenden Ausbau von Breitband- und Glasfasernetzen vorgesehen. Weitere 200 Millionen Euro sollen Funklöcher im ländlichen Raum schließen.
“Diese Finanzierung markiert einen bedeutenden Wendepunkt”, kommentierte The Munich Eye die Entscheidung. Die Mittel unterstreichen die wachsende Bedeutung der digitalen Transformation innerhalb der deutschen Regierungsstrukturen.
Neue Kriterien für digitale Souveränität
Einen Tag nach der Budgetentscheidung präzisierte Wildberger beim Gipfel zur Europäischen Digitalen Souveränität in Berlin seine Strategie. Sein Ansatz unterscheidet sich deutlich von manchen EU-Partner.
Der Minister widersprach französischen Vorschlägen für eine strikte “Buy European”-Regel bei öffentlichen Ausschreibungen. Stattdessen kündigte er rigorose neue Auswahlkriterien für staatliche Cloud-Anbieter an. Diese Standards fokussieren auf technische Souveränität statt auf die Herkunft der Anbieter. Im Vordergrund stehen strenge Protokolle zu Datenspeicherort, Verschlüsselungsstandards und Open-Source-Kompatibilität.
“Der Staat sollte als Ankerkunde auftreten und seine Kaufkraft strategischer einsetzen”, erklärte Wildberger auf dem Gipfel. Sicherheit und Leistungsfähigkeit hätten Vorrang vor protektionistischer Politik. Deutschland will so die besten globalen Technologien nutzen können, während gleichzeitig Bürgerdaten unter deutscher Jurisdiktion geschützt bleiben.
Innovation Hub in Ehningen eröffnet
Den Höhepunkt der ereignisreichen Woche bildete heute die offizielle Einweihung des neuen IBM-Hauptsitzes und Technologiecampus in Ehningen. Minister Wildberger eröffnete die Anlage gemeinsam mit IBM-Führungskräften vor rund 450 Gästen aus Politik und Wirtschaft.
Der neue Campus versteht sich als zentrale Drehscheibe für die Zusammenarbeit zwischen Staat und Privatwirtschaft bei kritischen Technologien. Die Anlage bietet 3.500 Arbeitsplätze für kollaboratives Arbeiten und beherbergt spezialisierte Zentren für Künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Hybrid-Cloud-Lösungen – Technologien, die das BMDS als essenziell für die nächste Generation staatlicher Dienstleistungen identifiziert hat.
“Der neue IBM-Technologiecampus sendet ein starkes Signal für den Innovationsstandort Deutschland”, sagte Wildberger bei der Eröffnungszeremonie. “Hier entsteht ein Ort, an dem KI, Quantencomputing und Cloud-Technologie die Zukunft gestalten.”
Das Zentrum soll eine Schlüsselrolle im “GovTech”-Ökosystem spielen. Bundesbehörden können hier sichere KI-Anwendungen in einer Sandbox-Umgebung testen, bevor sie öffentlich eingesetzt werden.
Pragmatische Souveränität statt Protektionismus
Die Entwicklungen dieser Woche markieren die ersten greifbaren Ergebnisse der Digitalstrategie der neuen Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz. Die Gründung des BMDS im Mai 2025 war ein strukturelles Signal – die Budgetzusage ist nun die finanzielle Bestätigung.
Beobachter werten die 4,47 Milliarden Euro als direkte Antwort auf jahrelange Kritik an Deutschlands schleppender Digitalisierung. Indem die Bundesregierung das Digitalbudget vom Innenministerium trennte und dem BMDS finanzielle Autonomie gewährte, versucht sie die bürokratischen Hürden zu umgehen, die frühere Initiativen wie das Onlinezugangsgesetz (OZG) ausgebremst hatten.
Die Spannung zwischen strikter digitaler Souveränität und dem Bedarf an praktischen, skalierbaren Tech-Lösungen bleibt ein prägendes Thema. Wildbergers Weigerung, sich auf eine harte “Buy European”-Linie festzulegen, deutet auf eine Doktrin der “pragmatischen Souveränität” hin – funktionale Modernisierung und sichere globale Partnerschaften haben Vorrang vor rein autarken europäischen Lieferketten.
Ausblick: Vom Plan zur Beschaffung
Mit gesichertem Budget verlagert sich der Fokus 2026 von der Planung zur Umsetzung. Das BMDS wird voraussichtlich im ersten Quartal 2026 eine Welle von Ausschreibungen für den Glasfaserausbau und die Cloud-Migration des Bundes veröffentlichen.
Marktbeobachter erwarten, dass die neuen “technischen Souveränitätskriterien” große US-Cloud-Anbieter zwingen werden, ihre deutschen Angebote weiter anzupassen, um Regierungsaufträge zu behalten. Der Ehninger Campus dürfte zudem zum primären Testgelände für Deutschlands geplanten “KI in der Verwaltung”-Fahrplan werden, der bis Ende 2026 Routineprozesse automatisieren soll.
Die schnelle Abfolge von Finanzierung, Politikdefinition und Infrastrukturstart zeigt: Deutschlands digitale Regierungsmaschinerie schaltet endlich vom Leerlauf in den Höchstgang.
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