Herzgesundheit: ACC fordert Salz-Warnungen auf Verpackungen
07.12.2025 - 18:29:12Eine Doppelstrategie gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt Gestalt an. Das American College of Cardiology (ACC) verlangt radikale Transparenz bei Lebensmitteln, während die POTCAST-Studie zeigt: Gezielt erhöhte Kaliumwerte senken das Risiko für Herzrhythmusstörungen um ein Viertel.
Die Ära des bloßen „Salz-Verzichts” endet. An ihre Stelle tritt ein differenzierter Ansatz: Weniger Natrium durch klare Warnungen im Supermarkt, mehr Kalium durch präzise Mineralstoffbalance im Blut.
Am 5. Dezember veröffentlichte das ACC seine neue Leitlinie im Journal of the American College of Cardiology. Die Forderung: Standardisierte Warnhinweise auf der Vorderseite aller Lebensmittelverpackungen.
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Das Problem liegt auf der Hand. Während die meisten Menschen wissen, dass zu viel Salz schadet, versteckt sich der tatsächliche Gehalt im Kleingedruckten auf der Rückseite.
„Die Ernährung ist das Fundament der Herzgesundheit, aber das Überangebot an Auswahlmöglichkeiten und widersprüchliche Botschaften haben Verwirrung gestiftet”, erklärt Dr. Kim Allan Williams, Vorsitzender des ACC-Schreibkomitees. Die Kennzeichnung müsse Natrium, gesättigte Fette und zugesetzten Zucker sofort sichtbar machen – ähnlich einer Ampel.
Für die Industrie bedeutet das: Die Zeit, in der „Low Fat” auf der Vorderseite prangte, während der Zuckergehalt explodierte, könnte durch diese hochrangige medizinische Empfehlung bald enden.
Kalium rettet Leben
Während das ACC den Salzkonsum drosseln will, liefert die Wissenschaft den zweiten Teil der Gleichung: Wir brauchen mehr Kalium. Die POTCAST-Studie der Universität Kopenhagen, deren Ergebnisse im August auf dem ESC-Kongress in Madrid präsentiert wurden, zeigt eindrucksvoll warum.
1.200 Patienten mit implantierten Defibrillatoren und niedrigen Kaliumwerten (≤ 4,3 mmol/L) nahmen teil. Bei jenen, deren Kaliumspiegel durch Ernährung oder Supplemente gezielt in den hoch-normalen Bereich (4,5–5,0 mmol/L) angehoben wurde, sanken lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen und Notfalleinweisungen um 24 Prozent.
„Es gibt Hinweise aus Beobachtungsstudien, dass Kaliumwerte im oberen Normbereich schützende Effekte haben”, so Dr. Christian Jons vom Rigshospitalet in Kopenhagen. POTCAST bestätigt dies erstmals in einer randomisierten Studie. Das Besondere: Ein Teil der Intervention bestand aus simpler Ernährungsberatung hin zu kaliumreichen Lebensmitteln.
Ein physiologisches Tauziehen
Warum sind ACC-Warnung und POTCAST-Daten zwei Seiten derselben Medaille? Weil moderne Ernährung das evolutionäre Gleichgewicht auf den Kopf gestellt hat.
„Der menschliche Körper entwickelte sich mit einer kaliumreichen, natriumarmen Diät”, erklärt Prof. Henning Bundgaard, Senior-Autor der POTCAST-Studie. Früher lag das Verhältnis von Kalium zu Natrium bei etwa 10:1. Heute, dominiert von verarbeiteten Lebensmitteln, liegt es oft bei 1:2.
Dieses Ungleichgewicht ist fatal:
- Natrium bindet Wasser im Körper, erhöht das Blutvolumen und den Druck auf die Gefäßwände
- Kalium fördert die Ausscheidung von Natrium über die Nieren und entspannt die Blutgefäße
Der stille Partner Magnesium
Auch wenn Kalium aktuell die Schlagzeilen dominiert: Die Mineralstoffbalance ist komplexer. Magnesium stabilisiert die Zellmembranen im Herzen. Ein Mangel macht das Herz „reizbarer” und begünstigt Rhythmusstörungen.
Ernährungsmediziner warnen davor, Kalium isoliert zu betrachten. Lebensmittel wie Spinat, Nüsse und Vollkornprodukte liefern beide Mineralstoffe im Paket – ein Argument mehr für echte Nahrungsmittel statt isolierter Pillen.
Was 2026 bringt
Die Koinzidenz der ACC-Richtlinien und POTCAST-Ergebnisse markiert einen Wendepunkt in der Präventivkardiologie.
Für die Industrie: Mit Rückendeckung des ACC könnte die FDA strengere Kennzeichnungspflichten schneller durchsetzen als erwartet. Ein hoher Natriumgehalt wird bald so abschreckend auf der Packung prangen wie Warnhinweise auf Zigaretten.
Für Patienten: Die „Hoch-Normal”-Strategie für Kalium könnte zum neuen Standard werden. Während früher ein Wert von 4,0 mmol/L als „in Ordnung” galt, könnten Kardiologen künftig aktiv versuchen, diesen auf 4,5 mmol/L zu heben – durch Bananen und Kartoffeln oder gezielte Medikation.
Die Botschaft zum Jahresende: Herzgesundheit ist keine Glückssache, sondern eine Frage der Balance. Und diese Balance wird künftig direkt am Supermarktregal entschieden.
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