GovTech, Kommunal

GovTech Kommunal: Deutschlands Gemeinden starten Digital-Offensive

19.12.2025 - 10:40:12

13 Kommunen gründen bundesweite Initiative, um den digitalen Stillstand vor Ort zu durchbrechen. Mit GovTech Kommunal startet eine einzigartige Allianz, die Software, Wissen und Vergabeverfahren bündeln will. Ziel ist es, die digitale Souveränität der Kommunen zu stärken und monatelange Ausschreibungen zu umgehen.

Die Gründungsversammlung am 12. Dezember markiert einen historischen Schritt: Erstmals schließen sich Städte und Gemeinden wie Heilbronn, Rüsselsheim am Main und Wiesenburg/Mark auf Bundesebene zusammen, um ihre Digitalisierung in die eigene Hand zu nehmen. Angesichts knapper Kassen und fehlender IT-Expert*innen vor Ort will der Verein als zentrale Plattform agieren – von Kommunen für Kommunen.

Der entscheidende Hebel ist die rechtliche Konstruktion. Als eingetragener Verein erlangt GovTech Kommunal den Status einer „Inhouse-Fähigkeit“. Das erlaubt es Mitgliedskommunen, Dienstleistungen direkt vom Verein zu beziehen, ohne das aufwändige EU-weite Vergaberecht in Anspruch nehmen zu müssen. Ein Verfahren, das Projekte sonst um Jahre verzögern kann.

„Wir erfinden das Rad nicht neu. Wir bauen das Fahrzeug, um das Rad ins Rollen zu bringen“, sagt Marian Schreier, Geschäftsführer der Initiative und ehemals jüngster Bürgermeister Deutschlands. Ob digitale Bauanträge, Personalprozesse oder Smart-City-Sensoren – die Vision ist ein digitaler Werkzeugkasten, aus dem alle Mitglieder schöpfen können.

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Drei Säulen für die Praxis

Die Arbeit des Vereins ruht auf drei operativen Pfeilern:
1. Lösungen & Plattformen: Ein Marktplatz, auf dem in einer Kommune erprobte Software für alle anderen verfügbar wird.
2. Akademie: Ein Schulungsprogramm, das Verwaltungsmitarbeiterinnen in Zukunftstechnologien wie KI, Cloud Computing und Cybersicherheit weiterbildet.
3.
Umsetzungsunterstützung:* Direkte Hilfe bei der Integration neuer Tools in oft veraltete IT-Landschaften.

Bezahlbar für alle: Die Mitgliedschaft nach Einwohnerzahl

Um eine digitale Spaltung zwischen reichen Städten und finanzschwachen Gemeinden zu verhindern, setzt GovTech Kommunal auf niedrige, gestaffelte Jahresbeiträge. Kleine Gemeinden unter 10.000 Einwohnern zahlen 2.500 Euro, große Städte über 500.000 Einwohner 12.500 Euro. „Das ist das fehlende Puzzleteil“, so Benedikt Paulowitsch, Bürgermeister der Gründungskommune Kernen im Remstal, über den Ansatz, Risiko und Ressourcen zu teilen.

Antwort auf das OZG-Versagen

Hintergrund der Initiative ist die als schleppend kritisierte Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG), das keine einheitlichen digitalen Dienstleistungen in Deutschlands 11.000 Kommunen schaffen konnte. GovTech Kommunal ist der jüngste und kommunale Arm von GovTech Deutschland, der ehemaligen „GovTech Campus“-Initiative. Während sich die Mutterorganisation auf Bundes- und Länderebene konzentriert, schließt der neue Verein die Lücke an der Basis.

Kann dieser dezentrale, aber koordinierte Ansatz den „Föderalismus-Falle“ deutscher IT-Projekte entkommen? Die Weichen sind gestellt. Ab dem ersten Quartal 2026 starten erste Pilotprojekte, etwa für digitale Baugenehmigungen. „Die Zeit für Pilotprojekte, die in Schubladen verschwinden, ist vorbei“, so Schreier. „2026 wird das Jahr, in dem wir anfangen, das zu skalieren, was funktioniert.“ Der Erfolg wird maßgeblich davon abhängen, wie viele Kommunen dem Beispiel der 13 Gründer folgen.

@ boerse-global.de