GKV, Pflicht-Portal

GKV fordert Pflicht-Portal für Arzttermine

23.12.2025 - 08:31:12

Die gesetzlichen Krankenkassen fordern ein verpflichtendes Online-Buchungssystem für alle Praxen, um Patienten besser zu lenken und Notaufnahmen zu entlasten. Ärzteverbände kritisieren den Plan als Eingriff in ihre Autonomie.

Die gesetzlichen Krankenkassen fordern ein zentrales Buchungsportal für alle Arztpraxen. Das soll Wartezeiten verkürzen und Notaufnahmen entlasten.

Berlin – Der Druck auf Deutschlands Arztpraxen wächst: Der GKV-Spitzenverband hat am Dienstag offiziell die Einführung eines verpflichtenden digitalen Terminportals gefordert. Alle Vertragsärzte sollen künftig einen festen Anteil ihrer freien Kapazitäten an eine zentrale Plattform melden müssen. Patienten könnten dann über ihre Krankenkassen-Apps direkt verfügbare Termine buchen.

„Digital First“ für die Patientensteuerung

„Es ist heute Standard, alles Mögliche über das Smartphone zu regeln – das muss auch für Arzttermine zur Regel werden“, sagte GKV-Vizechefin Stefanie Stoff-Ahnis der Rheinischen Post. Der aktuelle Flickenteppich aus Anrufen bei einzelnen Praxen sei nicht mehr zeitgemäß.

Der Plan geht noch weiter: Bevor Patienten einen Termin buchen, sollen sie ihre Symptome in der App eingeben. Ein digitales Triage-System würde dann die Dringlichkeit bewerten und zur passenden Versorgungsstufe leiten – Hausarzt, Facharzt, Bereitschaftsdienst oder Ruhe. Ziel ist eine effizientere Lenkung der Patientenströme.

Anzeige

Passend zum Thema digitale Triage und KI-Einsatz in Arzt-Apps: Seit August 2024 gilt die EU‑KI‑Verordnung – viele Anbieter müssen Kennzeichnung, Risikoklassifizierung und umfangreiche Dokumentationen vorlegen. Ein kostenloser Leitfaden erklärt praxisnah, welche Pflichten jetzt auf Krankenkassen, Entwickler und Praxen zukommen und wie man rechtlich sicher bleibt. Kostenlosen KI‑Verordnungs‑Leitfaden herunterladen

Entlastung für überlastete Notaufnahmen

Hinter der Initiative steht ein drängendes Problem: die chronische Überlastung der Notaufnahmen. Viele Patienten suchen dort Hilfe, obwohl ihr Anliegen eigentlich in eine Praxis gehört. Ein zentrales Portal mit Ersteinschätzung könnte nicht-akute Fälle herausfiltern und zu freiwerdenden Praxisterminen lenken.

„Das würde den Menschen direkt helfen und gleichzeitig die Notaufnahmen entlasten“, so Stoff-Ahnis. Ein transparenteres System könnte auch den Eindruck vermeiden, dass Privatpatienten bevorzugt werden. Die Datenlage gibt den Kassen Recht: Laut einer Umfrage aus 2025 wartet etwa ein Viertel der Kassenpatienten länger als 30 Tage auf einen Facharzttermin.

Ärzteverbände warnen vor „Staatsmedizin“

Der Vorstoß stößt sofort auf Widerstand. Der Virchowbund, der Interessenvertreter der niedergelassenen Ärzte, lehnt eine verpflichtende Terminmeldung als Eingriff in die Berufsautonomie ab. Solche Pläne seien ein Schritt hin zur „Staatsmedizin“.

„Ein Buchungstool kann keine medizinischen Kapazitäten schaffen, die nicht da sind“, argumentiert Bundesvorsitzender Dr. Dirk Heinrich. Kritiker befürchten, dass das Portal den bestehenden Ärztemangel nur umverteilt, statt ihn zu lösen. Zudem werden Datenschutzbedenken laut, wenn Praxispläne zentral bei den Kostenträgern zusammenlaufen.

Offenheit im Bundesgesundheitsministerium

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zeigt sich reformbereit. Schon länger sorgen sich Ministeriumsvertreter um die Chancengleichheit. Private Buchungsplattformen bieten gegen Gebühr oder für Technikaffine oft „Fast Track“-Termine an – ein zweiklassiges System droht.

Noch liegt kein Gesetzentwurf vor. Die öffentliche Forderung der Kassen erhöht jedoch den Druck auf die Politik, die digitale Compliance für Praxen in den anstehenden Reformen zu verankern. Praxen müssten ihre Praxisverwaltungssysteme an die Plattform anbinden, was neue IT-Standards erfordern würde.

Die Debatte ist eröffnet: Effizienz und gerechter Zugang für Patienten stehen gegen die Planungshoheit der Ärzte. Angesichts des demografischen Wandels wird der Kampf um die digitale Terminvergabe die Gesundheitspolitik 2026 prägen.

Anzeige

PS: Digitale Terminportale und Triage‑Tools können in eine hohe Risikoklasse fallen und unter Fristen der EU‑KI‑Verordnung fallen. Unser kostenloser Umsetzungsleitfaden fasst Kennzeichnungspflichten, Risikoklassen und Dokumentationsanforderungen kompakt zusammen und hilft Praxisverantwortlichen wie Kostenträgern bei der praktischen Umsetzung. Jetzt kostenlosen Umsetzungsleitfaden zur KI‑Verordnung sichern

@ boerse-global.de