Gesundheits-Apps und KI: Weltweit starten Regulatoren Offensive für mehr Vertrauen
23.12.2025 - 17:44:12Gesundheitsbehörden in den USA, der EU und Großbritannien starten Initiativen, um regulatorische Hürden für digitale Medizin und Künstliche Intelligenz abzubauen und Innovation zu beschleunigen.
Führende Gesundheitsbehörden in den USA, der EU und Großbritannien starten parallel Initiativen, um veraltete Regeln für digitale Medizin und Künstliche Intelligenz (KI) zu modernisieren. Ziel ist es, Innovation zu beschleunigen und gleichzeitig Patientensicherheit und Verbrauchervertrauen zu stärken.
USA wollen Bezahlung für KI in der Medizin reformieren
Das US-Gesundheitsministerium (HHS) hat eine breite Konsultation gestartet, um regulatorische Hürden für klinische KI abzubauen. Im Fokus steht eine Reform der Vergütungssysteme. Bislang behindern veraltete Abrechnungsmodelle oft den Einsatz bewährter digitaler Gesundheitslösungen. Das Ministerium sucht nun nach Wegen, wie Investitionen in Forschung und Entwicklung die Integration von KI, besonders in komplexen Behandlungsszenarien, besser unterstützen können. „Das Ziel ist es, die regulatorischen Rahmenwerke zu modernisieren, um KI-Werkzeuge einzubinden und gleichzeitig Patienten zu schützen“, so das HHS. Die Initiative folgt auf ein Jahr mit intensiver Debatte über Cybersicherheit im Gesundheitswesen.
EU plant milliardenschwere Entlastung für Medizintechnik
Die Europäische Kommission will die Bürokratie für die Gesundheitsbranche massiv reduzieren. Ihr Vorschlag zur Vereinfachung der Medizinprodukte-Verordnung (MDR) könnte dem Sektor jährlich bis zu 3,3 Milliarden Euro an Verwaltungskosten ersparen. Die Industrie begrüßt den Schritt als „längst überfällig“. Wichtige geplante Änderungen sind:
* Weniger Regulierung für KI: Vermeidung doppelter Anforderungen durch die EU-KI-Verordnung.
* Einfachere Einstufung von Software: Mehr Medizinprodukte-Software könnte in die niedrigste Risikoklasse fallen.
* Förderung von „Waisenprodukten“: Spezielle Regeln für Geräte zur Behandlung seltener Krankheiten.
Passend zum Thema KI-Regulierung: Seit August 2024 gelten neue Vorgaben für KI-Systeme in der EU – und gerade für klinische KI sind Kennzeichnungspflichten, Risikoklassen und Dokumentationsanforderungen entscheidend. Ein kostenloser Umsetzungsleitfaden erklärt kompakt, welche Pflichten jetzt gelten, welche Übergangsfristen zu beachten sind und wie Sie Ihr Produkt oder Projekt rechtskonform klassifizieren können. Besonders wichtig für Hersteller medizinischer KI: welche Nachweisdokumente nötig sind und welche Fristen greifen. Jetzt kostenlosen KI‑Leitfaden herunterladen
Großbritannien setzt auf Sicherheits-Kommission und Testumgebungen
Parallel arbeitet die britische Arzneimittelbehörde MHRA an einem neuen Rahmenwerk für KI. Eine neu gegründete nationale Kommission soll klären, wie Haftung und Verantwortung zwischen Entwicklern, Kliniken und dem Gesundheitssystem NHS aufgeteilt werden. „Es geht darum, wie KI von Fachkräften oder Patienten genutzt und in einem komplexen System wie dem NHS sicher reguliert wird“, erklärt Alastair Denniston, Leiter eines Exzellenzzentrums für KI-Regulierung. Ein zentrales Werkzeug ist der „KI-Airlock“ – eine Art Sandkasten, in dem neue Technologien unter kontrollierten Bedingungen getestet werden, bevor sie auf den Markt kommen.
Globale Trendwende: Vom „Wilden Westen“ zur geregelten Reife
Die synchronisierten Ankündigungen markieren eine Trendwende in der digitalen Gesundheitsbranche. Nach Jahren des schnellen Wachstums und einiger spektakulärer Pleiten rückt nun der nachgewiesene klinische Nutzen in den Mittelpunkt. Während die USA die Bezahlung reformieren, die EU die Bürokratie abbaut und Großbritannien Sicherheitsstandards setzt, zeichnet sich ein globaler Konsens ab: Verbrauchervertrauen entsteht nur durch klare, durchsetzbare Regeln. „Das Versprechen, das Telemedizin und Gesundheits-Apps nicht einlösen konnten, soll nun die Künstliche Intelligenz erfüllen“, kommentiert eine Branchenanalyse.
Was kommt als Nächstes?
Die kommenden Monate werden von Konsultationen und Gesetzgebungsverfahren geprägt sein.
* In den USA werden Interessenvertreter im ersten Quartal 2026 auf die HHS-Anfrage antworten. Neue Vergütungsregeln für KI könnten Ende des Jahres folgen.
* In der EU beginnt nun der Gesetzgebungsprozess. Eine vollständige Umsetzung der MDR-Vereinfachungen wird vor Ende 2026 nicht erwartet.
* In Großbritannien läuft die Befragung der MHRA bis zum 2. Februar 2026. Anschließend wird die nationale Kommission ihre Empfehlungen für ein neues KI-Regelwerk vorlegen.
Für Patienten bedeuten diese Entwicklungen langfristig mehr Zugang zu digitalen Gesundheitsdiensten, die nicht nur innovativ, sondern auch sicher und verlässlich sind – eine Grundvoraussetzung für den Durchbruch der digitalen Medizin.


