Geldanlage, Potenzial

Geldanlage: das verkannte Potenzial ausländischer Märkte

18.12.2015 - 09:50:56

Wenn es um das Spekulieren an der Börse geht, wird noch immer überwiegend in heimische Unternehmen investiert. Dabei könnte sich der Blick Richtung Ausland auszahlen. Viele private Sparer haben dieses Potenzial längst erkannt und setzen beispielsweise beim Festgeld auf Banken im europäischen Ausland. Denn angesichts der hierzulande vorherrschenden Niedrigzinsen gilt: Wer Gewinn machen will, muss bei der Anlagensuche auch über die Ländergrenzen hinaus schauen.

Finanzexperten und Verhaltensökonomen sind sich längst einig: Wer Gewinn machen will, darf sich nicht auf inländische Märkte versteifen. Dieses Prinzip scheinen viele deutsche Sparer inzwischen mit einem ausländischen Festgeldkonto umsetzen zu wollen. Betrachtet man die verschiedenen Angebote europäischer Banken, erschließt sich einem der Grund für diese Entwicklung: Banken aus Bulgarien und Tschechien bieten Anlegern einen Zinssatz von bis zu 2,50 Prozent auf Festgeld an. Im Vergleich dazu können viele deutsche Finanzinstitute mit ihren Zinsen von unter einem Prozent nur schwer mithalten. Im europäischen Ausland lässt sich mit einem Festgeldkonto also eine deutlich höhere Rendite erzielen, als es hierzulande der Fall ist. Was beim Festgeld funktioniert, sollte bei Aktien längst Standard sein, könnte man meinen. Viele Forscher kritisieren jedoch, dass Anleger zu häufig zu viele heimische und zu wenig internationale Aktien kaufen. Und das ist nicht nur bei deutschen Anlegern der Fall. Nach Durchsicht der Portfolios von Aktienanlegern stellten Experten fest, dass überall auf der Welt die Tendenz besteht, in Firmen des eigenen Landes zu investieren. Das Depot deutscher Anleger besteht zu fast 90 Prozent aus heimischen Aktien. Und wenn dann doch in ausländische Werte investiert wird, dann bevorzugt in die der ausländischen Nachbarn. Investitionsstreuung sieht anders aus. Dadurch entgehen vielen Anlegern sowohl höhere Rendite als auch die Chance, das Anlagerisiko zu minimieren. Dabei sind Finanzmarktforscher seit Jahrzehnten überzeugt: Wer sein Geld breit streut, indem er in verschiedene Aktienmärkte der Welt investiert, kann nur gewinnen – und zwar mindestens einen Prozentpunkt Rendite. Schwächelt der heimische Aktienmarkt – so beispielsweise die Aktien des Autoherstellers und Zulieferer nach Enthüllung des VW-Abgasskandals – können ausländische Aktien die Gewinne des eigenen Aktiendepots ankurbeln. Doch es scheint, als hätte das Platzen der New-Economy-Blase den Anlegern das Fürchten gelehrt. Hinzu kommt, dass viele Sparer Aktien aus einem entfernten Land nicht richtig einschätzen können und die im Vergleich zu deutschen Papieren hohen Kosten scheuen. Die Währungsrisiken im Ausland schrecken viele zusätzlich vor einer Investition ab. Dabei müssen Anleger nicht direkt in Aktien der Pazifikregion oder asiatischer Schwellenländer investieren. Einen guten Einstieg in die breite Börsenwelt bieten börsengehandelte Indexfonds (ETF), so die aktuelle Empfehlung von Finanztest. Mit mehr als 1600 Aktien – davon die drei größten Apple, Exxon und Microsoft mit einem Anteil von vier Prozent – erweist sich der MSCI World im Vergleich zu MSCI Germany mit gerade mal 54 Aktien – davon die größten Allianz, Siemens und Bayer mit einem Anteil von etwa 24 Prozent – als die bessere Wahl für Anleger.

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