EU-Kommission ermittelt gegen Meta wegen WhatsApp-Blockade
06.12.2025 - 07:21:12Die EU-Kommission hat am Donnerstag eine Kartelluntersuchung gegen Meta eingeleitet. Der Vorwurf: WhatsApp sperrt gezielt KI-Konkurrenten aus, um der eigenen “Meta AI” einen unfairen Vorteil zu verschaffen.
Brüssel reagiert damit auf Metas umstrittene Richtlinienänderung vom Oktober 2025. Die neuen Nutzungsbedingungen verbieten Drittanbietern die WhatsApp Business API, wenn deren Hauptgeschäft KI-Dienste wie Chatbots sind. Betroffen sind Unternehmen wie OpenAI oder Perplexity – ausgerechnet jene Firmen, die direkt mit Metas eigenem KI-Assistenten konkurrieren.
„Wir müssen verhindern, dass dominante Platzhirsche innovative Wettbewerber aus dem Markt drängen, bevor diese überhaupt Fuß fassen können”, erklärt Teresa Ribera, Exekutiv-Vizepräsidentin der Kommission. Die Ermittler vermuten einen Verstoß gegen EU-Kartellrecht: Meta missbrauche sein Messenger-Monopol, um den KI-Markt zu verzerren.
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Die neue Regelung trifft einen neuralgischen Punkt: Unternehmen dürfen WhatsApp nicht mehr nutzen, wenn KI-Modelle oder Chatbots ihr primäres Geschäft sind. Ein Reiseassistent auf KI-Basis? Blockiert. Ein allgemeiner Chatbot ähnlich ChatGPT? Gesperrt.
Die Ausnahme zeigt, worauf Meta abzielt: KI als „unterstützende Funktion” bleibt erlaubt – etwa für automatisierten Kundensupport im E-Commerce. Diese Unterscheidung sichert Metas Geschäftskundenumsatz, eliminiert aber direkte Konkurrenten.
Zeitplan der Einschränkungen:
* Neue Anbieter: Blockade seit 15. Oktober 2025
* Bestandskunden: Gnadenfrist bis 15. Januar 2026
* Metas eigene KI: Weiterhin prominent in WhatsApp integriert
Meta AI: Freie Fahrt auf gesperrter Plattform
Während externe KI-Dienste draußen bleiben müssen, baut Meta seinen eigenen Assistenten tiefer in WhatsApp ein. Nutzer finden “Meta AI” prominent platziert – oft nur einen Klick entfernt.
Die Kommission prüft, ob diese Ungleichbehandlung gegen Artikel 102 des EU-Vertrags verstößt. Branchenbeobachter ziehen Parallelen zu Microsofts Browser-Kriegen der 1990er Jahre: Damals nutzte Microsoft Windows, um den Internet Explorer durchzusetzen. Heute ist die Währung der direkte Zugang zum Nutzer über Messenger.
Metas Verteidigung: Technische Limits statt böser Absicht
Meta weist die Vorwürfe als „grundlos” zurück. Ein Sprecher argumentiert, die Einschränkungen seien technisch motiviert: „Das Aufkommen von KI-Chatbots belastet unsere Systeme auf eine Weise, für die sie nicht konzipiert wurden.”
WhatsApp sei für menschliche Kommunikation gebaut, nicht für massiven Rechen- und Datenverkehr komplexer KI-Dialoge. Zudem hätten Nutzer zahlreiche andere Wege, auf Dienste wie ChatGPT zuzugreifen – etwa über deren eigene Apps.
Das Argument überzeugt Kritiker nicht: Warum funktioniert Meta AI problemlos, wenn die Infrastruktur angeblich überfordert ist?
Italienischer Sonderweg
Ein Detail am Rande: Die EU-Untersuchung umfasst den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum – außer Italien. Die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM war schneller und hatte bereits im Juli eigene Ermittlungen eingeleitet.
Rom prüft zusätzlich, ob Meta Nutzer unzulässig drängt, Meta AI zu verwenden, ohne einfache Abwahlmöglichkeit. Um juristisches Chaos zu vermeiden, klammert Brüssel Italien aus seinem Verfahren aus.
Was steht auf dem Spiel?
Für die KI-Branche ist WhatsApp strategisch entscheidend. Mit über zwei Milliarden Nutzern weltweit ist der Messenger der „Heilige Gral” für die Distribution von KI-Diensten. Eine App herunterzuladen ist eine Hürde – einen Bot einfach anzuschreiben ist nahtlos.
Sollte Meta die Plattform wieder öffnen müssen, könnte eine Blütezeit für spezialisierte KI-Bots auf WhatsApp anbrechen. Bleibt die Blockade bestehen, zementiert Meta seine Position als alleiniger KI-Ansprechpartner für Millionen Europäer.
Eilmaßnahmen möglich
Kartellverfahren dauern normalerweise Jahre. Doch die Januarfrist setzt Brüssel unter Zugzwang. Riberas Aussage, man müsse „schnell handeln, um irreparablen Schaden zu verhindern”, deutet auf einstweilige Maßnahmen hin.
Die EU könnte Meta zwingen, die Richtlinienänderung auszusetzen, bis das Hauptverfahren abgeschlossen ist. Bei einer Verurteilung drohen Geldstrafen von bis zu 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes – potenziell Milliarden.
Fürs Erste bleibt die Situation für KI-Startups prekär: Ab Januar sind sie von einer der wichtigsten Kommunikationsplattformen der Welt ausgesperrt – und müssen auf Hilfe aus Brüssel hoffen.
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