EU-Entwaldungsverordnung: Zwölf Monate Aufschub für Unternehmen
06.12.2025 - 00:59:12Brüssel – Durchbruch nach monatelangem Streit: EU-Parlament und Rat verschieben die umstrittene Entwaldungsverordnung um ein Jahr. Der Start rückt vom 30. Dezember 2025 auf Ende 2026. Gleichzeitig ist die heftig kritisierte “Null-Risiko”-Kategorie vom Tisch.
Die Verhandlungen am Donnerstagabend standen unter extremem Zeitdruck. Ohne Einigung wäre die Wirtschaft in wenigen Wochen vor vollendete Tatsachen gestellt worden – mit fehlenden IT-Systemen und unvorbereiteten Lieferketten. Verbände sprachen bereits vom “Chaos-Szenario”.
Die Europäische Volkspartei (EVP) setzte ihre zentrale Forderung durch: mehr Zeit für die Wirtschaft. Dafür musste sie ihre weitreichenden Lockerungspläne begraben. Die geplante “No-Risk”-Kategorie für entwaldungsfreie Länder wie Deutschland hätte massive Schlupflöcher geschaffen – und möglicherweise gegen WTO-Regeln verstoßen.
Achtung für Importeure und Händler: Die Verschiebung der Entwaldungsverordnung schafft kurzfristig Planungsspielraum – ersetzt aber nicht die Prüf- und Sorgfaltspflichten. Wer jetzt nicht seine Lieferketten prüft, riskiert künftig Sanktionen, Lieferstopps oder Reputationsschäden. Das kostenlose E‑Book zur EU-Entwaldungsverordnung erklärt kompakt, welche Rohstoffe betroffen sind, welche Nachweis‑ und Dokumentationspflichten gelten und enthält eine praktische Checkliste zur schnellen Risiko‑Einschätzung. Jetzt kostenloses E‑Book & Checkliste herunterladen
Christine Schneider (CDU), Verhandlungsführerin des Parlaments, bilanzierte: Das “Herzstück der Verordnung” bleibe intakt, aber die Unternehmen bekämen ihre dringend benötigte Atempause.
Diese Fristen gelten jetzt
Die neuen Stichtage beseitigen endlich die Unsicherheit der letzten Wochen:
- Große und mittlere Unternehmen: Start am 30. Dezember 2026
- Kleinst- und Kleinunternehmen: Start am 30. Juni 2027
Dazu kommt eine wichtige Vereinfachung: Künftig muss nur noch derjenige, der ein Produkt erstmals in die EU bringt, die volle Sorgfaltserklärung abgeben. Nachgelagerte Händler brauchen lediglich Referenznummern. Doppelte Prüfungen im Binnenhandel fallen damit weg.
Wirtschaft erleichtert, Umweltverbände kritisch
Die Unternehmen atmen auf. Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband nannte die Verschiebung “unvermeidbar” – schließlich steht das zentrale IT-System der EU-Kommission noch nicht. Auch Kaffee- und Kakaoimporteure begrüßen die gewonnene Planungssicherheit.
Umweltorganisationen schlagen Alarm. WWF und Greenpeace warnen: Ein weiteres Jahr ohne Regulierung bedeutet unnötige globale Waldzerstörung. Dennoch zeigen sich die NGOs erleichtert über das Scheitern der “Null-Risiko”-Kategorie. Diese hätte europäische Forstbetriebe weitgehend von Kontrollen befreit, während Produzenten im globalen Süden streng überwacht worden wären.
Warum der Kompromiss unvermeidbar war
Die Einigung verhindert in letzter Minute eine handfeste Handelskrise. Brasilien, Indonesien und die USA hatten massiven Druck aufgebaut und die ursprünglichen Fristen als protektionistisch gebrandmarkt.
Politisch rettet die Lösung alle Gesichter: Ursula von der Leyen kann ihr Green-Deal-Prestigeprojekt fortsetzen, ohne die Wirtschaft in der Rezession zu überfordern. Die EVP präsentiert sich als Bürokratie-Abbauer, während Grüne und Sozialdemokraten das Gesetz vor Aushöhlung bewahren.
Experten schätzen: Ohne Verschiebung hätten Kaffee und Schokolade deutlich teurer werden können. Viele Importeure hätten die bürokratischen Hürden nicht rechtzeitig gemeistert.
Die letzten formalen Schritte
Der Kompromiss muss noch durch zwei Instanzen: Das EU-Parlament stimmt voraussichtlich zwischen dem 15. und 18. Dezember ab. Da EVP, S&D und Renew den Deal mittragen, gilt das als Formsache. Anschließend folgt die finale Zustimmung im Rat.
Ziel ist die Veröffentlichung im EU-Amtsblatt noch vor Weihnachten – damit die Verschiebung rechtskräftig wird, bevor die alte Frist am 30. Dezember ausläuft. Für Unternehmen heißt das: Der Druck ist raus, aber die Vorbereitung läuft weiter. Nun mit einem realistischen Zeithorizont bis Ende 2026.
PS: Für Betriebe, die Kaffee, Kakao, Holz oder andere betroffene Rohstoffe importieren, kann die zusätzliche Vorbereitungszeit entscheidend sein – fehlerhafte Sorgfalts‑ oder Dokumentationsnachweise führen zu Bußgeldern und Marktproblemen. Der Gratis‑Leitfaden zur Entwaldungsverordnung fasst Prüfpflichten, erforderliche Nachweise und eine praxisnahe To‑Do‑Checkliste übersichtlich zusammen – ideal für Compliance‑Verantwortliche und Logistikteams. Gratis‑Leitfaden zur Entwaldungsverordnung jetzt sichern


