Discord: Auto-Neustart gegen Speicher-Exzesse
06.12.2025 - 19:29:12
Die Chat-Plattform kämpft mit drastischen Mitteln gegen RAM-Verschwendung: Eine automatische Neustartfunktion soll Windows-11-Nutzer vor Systemabstürzen bewahren. Doch ist das die Lösung – oder nur ein digitales Pflaster?
San Francisco – Discord gibt zu, was Millionen Nutzer längst wissen: Die Anwendung frisst zu viel Arbeitsspeicher. Seit dieser Woche testet das Unternehmen eine umstrittene Notbremse: Überschreitet die App die 4-GB-Marke, startet sie sich künftig automatisch neu. Eine Maßnahme, die gleichermaßen Erleichterung wie Kritik auslöst.
Die Zahlen sprechen Bände: Während Discord von „normalem” Verbrauch unter einem Gigabyte spricht, dokumentieren Windows-11-Nutzer regelmäßig Werte zwischen 12 und 24 GB RAM. Bei länger geöffneten Sessions verwandelt sich die Chat-Software in einen digitalen Ressourcenfresser, der selbst Gaming-PCs in die Knie zwingen kann.
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Die Ursache liegt tief in der technischen DNA der Anwendung. Discord basiert auf dem Electron-Framework – einer Technologie, die Desktop-Programme auf Basis von Chromium und Node.js erstellt. Praktisch für Entwickler, die Updates schnell auf allen Plattformen ausrollen wollen. Verheerend für die Performance.
„Jeder Server, jede Nachricht verhält sich wie ein separater Browser-Tab”, erklärt ein Discord-Mitarbeiter auf Reddit. „Je mehr Inhalte geladen werden, desto mehr Speicher sammelt sich an.” Das Resultat: sogenannte Memory Leaks, bei denen die Software nicht mehr benötigten Arbeitsspeicher nicht freigibt.
Zum Vergleich: Microsoft Teams kämpft mit identischen Problemen. Der Konzern musste kürzlich ebenfalls Isolierungsmechanismen einführen, um die Anruf-Prozesse vom Hauptprogramm zu trennen. Ein branchenweites Dilemma zwischen modernen Features und Effizienz.
Automatischer Neustart als Notlösung
Die jetzt getestete Funktion überwacht den Speicherverbrauch kontinuierlich. Kritisch wird es ab 4 GB – dann prüft Discord, ob der Nutzer mindestens 30 Minuten inaktiv war. Erst dann erfolgt der Neustart, um laufende Sprachkonferenzen oder Gaming-Sessions nicht zu unterbrechen.
Discord betont, bereits seit Oktober 2025 an Optimierungen zu arbeiten. Neun verschiedene Memory Leaks seien gefixt worden, der durchschnittliche Verbrauch bei intensiver Nutzung um fünf Prozent gesunken. Doch die Einführung der Auto-Neustart-Funktion zeigt: Code-Optimierung allein reicht nicht.
Zwischen Notwendigkeit und Notbehelf
„Das ist im Grunde ein automatisiertes ‘Haben Sie schon mal versucht, es aus- und wieder einzuschalten?'”, kommentiert ein erfahrener Entwickler auf X. Die Community reagiert gespalten: Viele begrüßen jede Maßnahme gegen Systemfreezer, andere kritisieren den Ansatz als Symptombekämpfung.
Tatsächlich gesteht Discord damit indirekt ein, dass das grundlegende Speicherproblem mit der aktuellen Architektur nicht lösbar ist. Die Electron-Basis mag praktisch für plattformübergreifende Entwicklung sein – ressourcenschonend ist sie nicht.
Für Anfang 2026 kündigt Discord weitere Optimierungen an. Die aktuellen Telemetrie-Daten sollen zeigen, ob die 4-GB-Schwelle optimal gewählt ist. Windows-11-Nutzer sollten die Anwendung konsequent aktuell halten – die Memory-Leak-Fixes werden über reguläre Updates ausgeliefert. Bis die automatische Lösung flächendeckend verfügbar ist, empfiehlt Discord einen manuellen Neustart pro Tag.
Bleibt die Frage: Wann folgt die echte Lösung statt des digitalen Notverbands?
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