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Digitale Kompetenzen: KI verdrängt klassische IT-Skills

07.12.2025 - 12:39:12

Die digitale Revolution beschleunigt sich radikal: Binnen 72 Stunden präsentierten globale Tech-Konzerne und Branchenverbände diese Woche eine Serie brisanter Studien, die einen fundamentalen Wandel belegen. Nicht mehr fehlende Mitarbeiter bedrohen Unternehmen – sondern fehlende KI-Kompetenz beim vorhandenen Personal.

Pünktlich zur Computer Science Education Week, die morgen startet, zeichnet sich ab: Bloße Digitalkompetenz reicht 2025 nicht mehr aus. Von Cybersecurity-Experten bis zu indischen Schülern lautet die Devise: Wer KI nicht beherrscht, wird abgehängt.

Am Donnerstag veröffentlichte ISC2, die weltweit führende Non-Profit-Organisation für Cybersecurity-Fachkräfte, ihre Workforce-Studie 2025 – mit alarmierenden Ergebnissen. Erstmals übersteigt der Mangel an spezifischen Qualifikationen den reinen Personalmangel als größtes Risiko.

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59 Prozent der Organisationen melden mittlerweile „kritische oder signifikante” Kompetenzlücken – ein Sprung um 15 Prozentpunkte binnen eines Jahres. „Die Daten sind eindeutig: Das dringendste Problem sind nicht fehlende Köpfe, sondern fehlendes Know-how”, erklärt ISC2-Interimschefin Debra Taylor.

Besonders brisant: 90 Prozent aller Jobs werden aktuell durch künstliche Intelligenz umgewälzt. KI-Expertise führt erstmals die Prioritätenliste an – und verdrängt damit Cloud-Sicherheit vom Spitzenplatz. 41 Prozent der Befragten sehen hier den dringendsten Qualifizierungsbedarf. 88 Prozent der Unternehmen erlitten bereits mindestens einen schwerwiegenden Cybersecurity-Vorfall, der direkt auf diese Kompetenzdefizite zurückgeht.

Tech-Riesen starten Qualifizierungs-Offensive

Die Reaktion der Industrie ließ nicht auf sich warten: Gleich mehrere Konzerne verdoppelten diese Woche ihre Weiterbildungsziele.

Cognizant setzt auf Synapse-Turbo
Der IT-Dienstleister kündigte am Donnerstag an, sein „Synapse”-Programm massiv auszubauen. Statt einer Million sollen nun zwei Millionen Menschen bis 2030 geschult werden – und zwar mit Schwerpunkt KI.

„Wir schaffen einen neuen Standard für Workforce Readiness”, betont CEO Ravi Kumar S. Der Grund für die Eile: Eine gemeinsame Studie mit Oxford Economics prognostiziert, dass bis 2035 selbst Führungskräfte in 90 Prozent aller Positionen mit KI-Disruption konfrontiert werden. Das ursprüngliche Ziel hatte Cognizant bereits Jahre vor dem geplanten Termin 2026 erreicht.

Amazons Bildungsoffensive in Indien
Parallel dazu will Amazon India bis 2030 vier Millionen Schüler an staatlichen Schulen KI-Kenntnisse vermitteln. Die Initiative unterstützt Indiens nationale „AI Mission” und zielt darauf ab, eine Generation nicht nur zu Technologie-Konsumenten, sondern zu Entwicklern zu machen. Praktische Experimente und Lehrerfortbildungen sollen das Curriculum ergänzen.

Die dunkle Seite der Digitalisierung

Doch die digitale Transformation hat ihren Preis. Eine gemeinsame Studie von Cisco und der OECD, ebenfalls am 4. Dezember präsentiert, warnt vor einem „Digital Divide” neuer Art.

Junge Erwachsene unter 35 in Schwellenländern – besonders in Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika – führen zwar die weltweite KI-Adoption an. Doch hohe Bildschirmzeiten korrelieren in diesen Regionen mit sinkender Lebenszufriedenheit und vermindertem Wohlbefinden.

„Generationsunterschiede bei der KI-Nutzung sind nicht unvermeidlich”, kommentiert Guy Diedrich, Global Innovation Officer bei Cisco. Die Studienergebnisse fordern eine Kopplung von digitaler Qualifizierung mit „Digital Well-being”-Training. Wie wir Technologie nutzen, ist ebenso wichtig wie dass wir sie beherrschen.

Bildungssektor denkt um: Von Code zu KI

Zur Computer Science Education Week (8. bis 14. Dezember) vollzieht sich ein symbolträchtiger Wandel. Die traditionelle „Hour of Code”-Bewegung, die Millionen Schüler ans Programmieren heranführte, wird 2025 zur „Hour of AI” transformiert.

LEGO Education betont in einem Blog-Beitrag vom Donnerstag: Das diesjährige Motto „CS Powers AI Innovation” zielt auf KI-Alphabetisierung. Nicht jeder Schüler muss Python beherrschen – aber nahezu jeder künftige Berufstätige wird mit KI-Agenten zusammenarbeiten müssen.

Die Botschaft ist klar: Es geht um Verständnis für Machine-Learning-Modelle, ethische Implikationen und kreative Problemlösung mit KI-Tools.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die zeitliche Ballung dieser Ankündigungen ist kein Zufall. Während 2023 und 2024 noch der Zugang zu Technologie im Vordergrund stand – Geräte verteilen, Breitband ausbauen –, dominiert Ende 2025 die Frage nach Kompetenz.

Die Halbwertszeit technischer Fähigkeiten ist auf unter zwei Jahre geschrumpft. Dass ein Cybersecurity-Verband KI-Skills über Cloud-Expertise stellt, markiert einen Epochenwandel. Statische Qualifikationsprofile beim Recruiting sind damit gescheitert – der neue Wettbewerbsvorteil heißt „Learning Agility”.

Gleichzeitig offenbart der Kontrast zwischen privaten Mega-Initiativen und staatlichen Programmen – etwa Ghanas „One Million Coders”, das am 4. Dezember kritisiert wurde – die Schwierigkeit, solche Projekte national zu skalieren. Kapital ist vorhanden, doch die Infrastruktur für zeitgemäße Schulungen bleibt Engpass.

Ausblick: Prompt Engineering als Grundqualifikation

2026 dürfte „KI-Kompetenz” in Stellenanzeigen so selbstverständlich werden wie einst „MS Office-Kenntnisse”. Prompt Engineering – vor Kurzem noch Nische – mutiert zur Basis-Anforderung.

Für das erste Quartal 2026 sind „KI-Apprenticeship”-Wellen zu erwarten, da klassische Universitätsabschlüsse mit der Entwicklung generativer Tools nicht mithalten. Die Cisco/OECD-Erkenntnisse legen zudem nahe, dass Digital-Well-being-Module bald verpflichtender Bestandteil staatlich geförderter Weiterbildungen werden.

Zum Start der CSEdWeek morgen steht fest: Das Zeitalter statischen Wissens ist vorbei. Im KI-Zeitalter gibt es nur eine essenzielle Fähigkeit – das permanente Neulernen.

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