Thema des Tages, Aktienfokus

Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Importzölle haben die Aktien von Europas Autoherstellern am Donnerstag schwer belastet.

27.03.2025 - 12:47:54

AKTIEN IM FOKUS: Trumps Importzölle belasten europäische Autowerte stark

Allen voran sanken die Aktien der Porsche AG DE000PAG9113 in Frankfurt um 4,7 Prozent. Die DZ Bank schätzt den negativen Ergebniseffekt bei dem Sportwagenbauer am stärksten ein. Deutliche Verluste von 2,2 bis 3,6 Prozent gab es aber auch bei den anderen deutschen Branchengrößen Volkswagen DE0007664039, BMW DE0005190003 und Mercedes-Benz DE0007100000.

Trump kündigte Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Autoimporte an und verschärfte damit den globalen Handelsstreit. Die Zölle sollen für alle importierten Autos gelten - von Kleinwagen über Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen.

"Auch wenn damit das letzte Wort mit dem 'Dealmaker' im Weißen Haus noch nicht gesprochen sein dürfte, eine Eskalation im Handelsstreit der USA gegen den Rest der Welt ist es allemal", betonte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Die Commerzbank sprach von einem "weiteren Schritt in der Umsetzung der protektionistischen Agenda der Trump-Administration".

Recht deutlich erwischte die Zollpolitik von Trump auf europäischer Bühne auch den Opel-Mutterkonzern Stellantis NL00150001Q9, der mit der Tochter Chrysler auch zu den großen Autobauern in den USA zählt. Die Stellantis-Aktien sackten in Paris zuletzt um 4,6 Prozent ab, zeitweise standen sie auf einem Rekordtief. Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 EU0009658202 Automobiles & Parts war das Schlusslicht in der europäischen Branchenwertung.

Besonders die deutsche Autoindustrie dürfte unter den Zöllen leiden, die laut dem Weißen Haus am 3. April in Kraft treten sollen. Laut der Commerzbank liegt Deutschland nach Mexiko, Japan, Südkorea und Kanada auf dem fünften Platz der Länder, aus denen fertiggestellte Automobile in die USA importiert werden. Philippe Houchois von Jefferies Research schätzt den Wert des zusätzlichen Zolls auf etwa zwei Prozent des Konzernumsatzes bei BMW, ein Prozent bei VW DE0007664039 und zehn Prozent bei der Porsche AG.

Analyst Henning Cosman von der Barclays-Bank stufte am Donnerstag die BMW-Aktien unabhängig von den Zoll-Nachrichten auf "Underweight" ab und äußerte dabei seine Präferenz für Mercedes-Benz. Zum Thema Handelszölle sagte er in seiner Studie, diese seien für alle schlecht, aber andere träfen sie deutlich weniger hart als BMW. Mit seinen operativen Ergebnisschätzungen für die Münchner bis 2027 liegt der Experte deutlich unter dem Konsens.

Den Commerzbank-Experten zufolge dürften die Zölle aber auch die Lieferketten der nordamerikanischen Autoindustrie belasten. In den USA zeichnet sich bei General Motors US37045V1008 vorbörslich denn auch ein gravierendes Minus von 6,6 Prozent ab. Bei Ford US3453708600 betrug es drei Prozent. Importeure aus Kanada und Mexiko können allerdings nachweisen, dass ihre Produkte US-Anteile enthalten, sodass der Zoll nur auf den nicht aus den USA stammenden Wertschöpfungsteil angewendet wird.

"Dies ist kein symbolischer Schritt, sondern einer, der die Kostenstruktur der US-Automobilindustrie erheblich verändert", betonte der beim Analysehaus Bernstein für US-Hersteller zuständige Analyst Daniel Roeska. Am US-Markt sieht er in Tesla US88160R1014 einen Gewinner, während die drei großen Hersteller aus Detroit unter den hohen Abgaben litten. Er erwähnte, das Freihandelsabkommen USMCA biete nur begrenzte Kompensationsmöglichkeiten.

Während die EU und andere betroffene Länder vorab bereits Gegenzölle in Aussicht stellten, erwähnte Roeskas Bernstein-Kollege Stephen Reitman die immer noch vorhandene Möglichkeit von Verhandlungen. Trump selbst geht mit seinen Drohungen allerdings noch weiter. Wenn die EU mit Kanada zusammenarbeite, um den USA wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, würden beide Länder mit weitaus größer angelegten Zöllen belegt als derzeit vorgesehen, schrieb er auf der Online-Plattform Truth Social.

Laut Reitman hat Trump die Aktien- und Anleihemärkte bereits "extrem nervös" gemacht. Der US-Präsident sehe den Dow Jones Industrial US2605661048, der im Nachgang seiner Amtseinführung unter Druck geraten war, eigentlich als "wichtigen Gradmesser für seinen Erfolg" an. Unter diesen Voraussetzungen sei es schwer abzuschätzen, wie lange diese "kettensägenartige Politik" von Trump anhält, wenn sie einen nicht nur vorübergehenden Markteinbruch verursacht.

Der Auto-Fachmann Daniel Schwarz vom Analysehaus Stifel glaubt aber perspektivisch, dass Entlastung in Sicht ist, sobald der Analystenkonsens und die Konzernausblicke an die neuen Bedingungen angepasst wurden. "Sobald dieser Umstand verdaut ist, sollte die größte kurzfristige Unsicherheit bei europäischen Autobauern beseitigt sein", schrieb er. Hiesige Autohersteller könnten dann seiner Ansicht nach für Investoren wieder attraktiver werden.

@ dpa.de

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