Die Anleger an Europas AktienmÀrkten haben sich am Montag letztlich unbeeindruckt von der US-BonitÀtsabstufung durch Moody's gezeigt.
19.05.2025 - 18:11:52Europa Schluss: US-BonitÀtsabstufung von Moody's belastet nicht
Der EuroStoxx 50 EU0009658145 machte am Nachmittag mit den sich schnell berappelnden US-Börsen sein Minus fast wett. Zum Handelsende notierte der Leitindex der Eurozone 0,01 Prozent tiefer bei 5.427,23 Punkten.
Noch besser sah es beim SMI CH0009980894 in ZĂŒrich aus, der 0,18 Prozent höher mit 12.356,77 Punkten schloss. In London verabschiedete sich der FTSE 100 GB0001383545 0,17 Prozent höher mit 8.699,31 Punkten. Vergangene Woche war es mit den europĂ€ischen Aktienkursen klar bergauf gegangen.
Mit Moody's verloren die USA auch bei der letzten groĂen Ratingagentur die Spitzennote fĂŒr die BonitĂ€t. Auslöser ist die hohe Staatsverschuldung. Dieser Schritt "war lĂ€ngst ĂŒberfĂ€llig", schrieb Dirk Chlench, Analyst bei der Landesbank Baden-WĂŒrttemberg. Denn die Vereinigten Staaten verzeichneten trotz guter Konjunktur Jahr fĂŒr Jahr hohe Finanzierungsdefizite. Die Schulden des Gesamtstaats seien mittlerweile auf rund 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts geklettert und Besserung sei nicht in Sicht.
US-PrĂ€sident Donald Trump versuche dieser Tage, ein umfassendes Steuergesetz durch den Kongress zu bringen, fuhr Chlench fort. Sollte ihm dies gelingen, dĂŒrfte es die heimische Staatsverschuldung um einige Billionen US-Dollar weiter in die Höhe treiben. Diesen besorgniserregenden Fiskalzahlen stĂŒnden allerdings die GröĂe, die WiderstandsfĂ€higkeit und die Dynamik der US-Wirtschaft entgegen. Auch Mark Haefele, Chief Investment Officer bei der UBS, wollte die Bedeutung der Moody's-Abstufung nicht zu hoch hĂ€ngen. Er erwartet "keine gröĂeren direkten Auswirkungen auf die FinanzmĂ€rkte".
Mit dem Schritt von Moody?s könnte es fĂŒr die USA etwas teurer werden, sich Geld auf dem Kapitalmarkt ĂŒber Staatsanleihen zu besorgen. Die Renditen an den internationalen AnleihenmĂ€rkten zogen an, was prinzipiell die AttraktivitĂ€t von Aktien gegenĂŒber festverzinslichen Wertpapieren schmĂ€lert.
Was die tatsĂ€chlichen Effekte dieser Herabstufung angeht, lĂ€sst sich laut Kapitalmarktstratege JĂŒrgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets zwar einmal mehr daran zweifeln, dass die USA nun weniger Kapital anziehen und der Dollar weniger Nachfrage erfĂ€hrt. Die Nachricht sei aber ein weiteres Puzzle-Teil in einem eh schon angeknacksten Vertrauensbild in die US-Administration, das dem Bullenmarkt der vergangenen Jahre zunĂ€chst den Deckel aufsetzen könnte.
Im europĂ€ischen Branchenvergleich waren zu Wochenbeginn vor allem Reise- und Freizeittitel CH0019112744 gefragt - begĂŒnstigt durch ein Kursplus von fast 5 Prozent sowie ein Rekordhoch bei Ryanair IE00BYTBXV33, nachdem die Billigfluggesellschaft einen optimistischen Ausblick gegeben hatte. Auf Interesse stieĂen auch TelekommunikationsaktienEU0009658947.
Dagegen ging es fĂŒr Automobil- EU0009658681 sowie Ăl- und Gasaktien EU0009658780 am klarsten bergab. Letztere folgten damit den schwĂ€chelnden Ălpreisen.
Die anfangs freundlichen Anteilscheine von Diageo GB0002374006 gaben in London am Ende um 0,9 Prozent nach. Der Spirituosenhersteller kĂŒndigte angesichts des durch Kriege und Zölle zunehmend schwierigen Handelsumfelds ein Sparprogramm an, um die Verschuldung mittelfristig zu drĂŒcken.
Luxuswerte litten etwas unter durchwachsenen Konjunkturdaten aus dem wichtigen Absatzmarkt China. In der zweitgröĂten Volkswirtschaft der Welt stieg zwar die Industrieproduktion im April - also dem ersten Monat des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA - stĂ€rker als erwartet. Der Einzelhandelsumsatz aber enttĂ€uschte. Kering FR0000121485, LVMH FR0000121014 und Hermes FR0000052292 verloren im EuroStoxx 50 bis zu 1,6 Prozent.
Bei einigen Bankaktien EU0009658806 machte das anhaltende Interesse der Anleger nach dem höchsten Stand seit dem Branchenkrisenjahr 2008 letztlich Gewinnmitnahmen Platz. Die Institute gelten als Profiteur höherer Zinsen, weil diese das AlltagsgeschĂ€ft zum Beispiel mit Krediten lukrativer machen können. FĂŒr BNP Paribas FR0000131104 ging es ungeachtet eines angelaufenen AktienrĂŒckkaufprogramms um weitere 2,8 Prozent bergab.