DGB-Studie, Arbeitstage

DGB-Studie: Deutsche lehnen längere Arbeitstage ab

04.12.2025 - 19:21:12

Acht Stunden – und nicht länger. Das ist die klare Botschaft von 72 Prozent der deutschen Arbeitnehmer an Politik und Arbeitgeber. Eine überwältigende Mehrheit will am traditionellen Achtstundentag festhalten, zeigt der heute in Berlin vorgestellte „DGB-Index Gute Arbeit 2025″. Doch die Realität sieht oft anders aus.

Die repräsentative Umfrage unter 4.000 Beschäftigten offenbart eine beunruhigende Kluft: Während fast drei Viertel der Befragten den Achtstundentag als Obergrenze fordern, arbeiten mehr als 40 Prozent regelmäßig deutlich länger. „Menschen sind keine Maschinen, die man auf Knopfdruck einfach länger laufen lassen kann”, betonte DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi bei der Präsentation der Studie.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nur 40 Prozent der Beschäftigten sind mit ihrer aktuellen Wochenarbeitszeit zufrieden. Mehr als die Hälfte – 53 Prozent – würde gerne weniger arbeiten. Bei Beschäftigten mit schlechten Arbeitsbedingungen steigt dieser Wert sogar auf 72 Prozent.

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Besonders eindeutig fällt die Ablehnung extrem langer Arbeitstage aus. Ganze 98 Prozent aller Befragten lehnen Arbeitstage von mehr als zehn Stunden strikt ab. Eine Entwicklung, die den Forderungen mancher Arbeitgeberverbände nach Zwölfstundenschichten diametral entgegensteht.

Gesundheit als Kollateralschaden?

Die Studie liefert auch brisante Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen langen Arbeitszeiten und Gesundheit. Die oft beschworene „Flexibilität” entpuppt sich für viele Beschäftigte als Belastung statt als Benefit.

46 Prozent derjenigen, die regelmäßig über acht Stunden arbeiten, fühlen sich nach Feierabend „leer und ausgebrannt” – verglichen mit nur 23 Prozent bei regulären Arbeitszeiten. Noch drastischer: 51 Prozent der Überstundenleister können in ihrer Freizeit kaum abschalten, während es bei Beschäftigten mit Achtstundentag nur 21 Prozent sind.

„Das Arbeitszeitgesetz dient genau diesem Schutz aus arbeitsmedizinischer Sicht”, so Fahimi. Jede Aufweichung der bestehenden Regelungen sei „kontraproduktiv” und eine „einseitige Verschiebung zulasten der Beschäftigten”.

Strukturelle Probleme statt Freiwilligkeit

Warum arbeiten so viele Menschen länger als gewollt? Die Antwort liegt nicht in persönlichen Präferenzen, sondern in systemischen Mängeln.

63 Prozent der Befragten nennen „starre betriebliche Strukturen” als Haupthindernis für kürzere Arbeitszeiten. 60 Prozent geben an, dass sie ihre vertraglich zugesagte Arbeit schlicht nicht in der vorgesehenen Zeit schaffen können. Die Arbeitsmenge stimmt nicht mit der verfügbaren Zeit überein.

Frank Werneke, Vorsitzender der Gewerkschaft ver.di, machte auf eine weitere Dimension aufmerksam: „Ein Viertel der Beschäftigten leistet regelmäßig unbezahlte Überstunden.” Er warnte die Bundesregierung eindringlich vor jedem Versuch, den Achtstundentag zu demontieren.

Hotellerie und Gastronomie besonders betroffen

Besonders dramatisch ist die Lage in der Gastro-Branche. Guido Zeitler vom Gewerkschaftsbund NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) bezeichnete längere Arbeitszeiten als „Brandbeschleuniger” für gesundheitliche Probleme und den Fachkräftemangel. „Die aktuellen gesetzlichen Leitplanken schützen Menschen – und genau deshalb müssen sie unangetastet bleiben”, so Zeitler.

Kann ausgerechnet eine Branche, die bereits jetzt unter massivem Personalmangel leidet, es sich leisten, ihre Mitarbeiter noch stärker zu belasten?

Fronten verhärten sich

Die Veröffentlichung der Studienergebnisse verschärft den Konflikt zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden. Letztere argumentieren seit langem, der Achtstundentag sei ein Relikt aus der Industriezeit und passe nicht zur modernen Wissensökonomie. Sie fordern eine Umstellung von der täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit – was Zwölfstundentage ermöglichen würde, solange der Wochendurchschnitt stimmt.

Die DGB-Zahlen zeigen jedoch: Eine solche Reform würde auf massive Ablehnung bei der Belegschaft stoßen. Bei 98 Prozent Gegnerschaft zu Arbeitstagen über zehn Stunden dürfte jeder legislative Versuch, den Zwölfstundentag zu normalisieren, auf erbitterten Widerstand treffen.

In den anstehenden Tarifverhandlungen 2025 werden die Gewerkschaften diese Daten nutzen, um die Diskussion neu zu rahmen: weg von arbeitgeberdefinierter „Flexibilität”, hin zu arbeitnehmerdefinierter „Souveränität” – konkret dem Recht auf verlässliche, gesundheitsschützende Zeitgrenzen.

Der DGB-Index sendet eine unmissverständliche Botschaft: Die Arbeitswelt mag sich wandeln – doch das fundamentale menschliche Bedürfnis nach Erholung und Regeneration bleibt für die deutsche Belegschaft nicht verhandelbar.

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