Deutschland, Anschluss

Deutschland verpasst Anschluss: Elternurlaub-Reform gescheitert

04.12.2025 - 19:29:12

Während Spanien den Elternurlaub auf 19 Wochen ausweitet und Österreich seine Familienleistungen erhöht, warten deutsche Eltern vergeblich auf die versprochene Familienstartzeit. Die Folgen sind drastisch.

Der Kontrast könnte kaum größer sein. In Spanien erhalten Väter 19 Wochen voll bezahlten Urlaub, in Österreich steigt der Familienzeitbonus auf 1.700 Euro. Und in Deutschland? Hier blockieren Haushaltsstreitigkeiten ein längst überfälliges Gesetz.

Die Rechnung zahlen Arbeitnehmer und ihre Familien. Denn ohne gesetzliche Grundlage weigern sich selbst progressive Konzerne, in Vorleistung zu gehen.

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Das Familienstartzeitgesetz sollte deutschen Vätern zwei Wochen bezahlte Freistellung nach der Geburt garantieren. Ursprünglich für 2024 angekündigt, liegt der Entwurf Ende 2025 weiterhin auf Eis.

Die Konsequenzen treffen Familien hart:

  • Kein Rechtsanspruch: Väter müssen Urlaubstage opfern oder direkt in Elternzeit gehen
  • Finanzielle Einbußen: Elterngeld statt volles Gehalt belastet das Familienbudget
  • Abhängigkeit vom Arbeitgeber: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird zur Glückssache

Besonders bitter: SAP hatte angekündigt, die zweiwöchige Freistellung freiwillig einzuführen. Diese Pläne liegen nun auf Eis. Ohne gesetzliche Grundlage wollen Unternehmen kein Risiko eingehen.

Österreich macht es vor

Ganz anders präsentiert sich die Lage im Nachbarland. Österreich passt seine Familienleistungen automatisch an die Inflation an. Die Zahlen für 2025 sind eindeutig:

  • Täglicher Satz: 54,87 Euro (zuvor 52,46 Euro)
  • Gesamtvolumen: Rund 1.700 Euro für den vollen Monat
  • Steuerfrei: Der Bonus belastet das Familieneinkommen nicht zusätzlich

Diese automatische Valorisierung um 4,6 Prozent schafft Planungssicherheit. Etwas, das deutschen Eltern derzeit fehlt.

Der Clou: Während der Bonus eine Sozialleistung ist, bleibt der Rechtsanspruch auf die Freistellung im Arbeitsrecht fest verankert. Österreichische Väter können sich darauf verlassen.

Spanien: 19 Wochen Vollzahlung

Den progressivsten Schritt ging Spanien mit dem Königlichen Gesetzesdekret 9/2025. Das Land baut seine bereits großzügige Regelung weiter aus.

Die Fakten sprechen für sich:

  • 19 Wochen Elternzeit für spezifische Familienkonstellationen
  • 100% Lohnfortzahlung statt gedeckeltes Elterngeld
  • Unübertragbar: Väter müssen ihre Zeit nehmen, können sie nicht an Mütter abgeben

Diese Unübertragbarkeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie stabilisiert die Erwerbsbeteiligung von Müttern nachweislich und fördert die partnerschaftliche Aufteilung der Sorgearbeit.

Zum Vergleich: Deutsches Elterngeld beträgt maximal 65 Prozent des Nettoeinkommens und ist gedeckelt. Spanische Eltern erhalten ihr volles Gehalt.

Unternehmen suchen eigene Wege

Der politische Stillstand zwingt deutsche Firmen zum Handeln. Doch bezahlte Freistellungen wie bei SAP geplant sind die Ausnahme. Zu teuer, zu riskant ohne gesetzliche Grundlage.

Stattdessen setzen Unternehmen auf neue Strategien:

Flexible Hybrid-Modelle: Statt fixer Väterwochen bieten Tech- und Consulting-Firmen hochflexible Arbeitszeiten für das erste Lebensjahr. Ziel ist die Reduktion des Mental Load durch asynchrones Arbeiten.

Betreuungszuschüsse: Direkte finanzielle Unterstützung für Kinderbetreuung steigt wieder an. Öffentliche Plätze bleiben in Ballungsräumen Mangelware.

Rückkehr-Coaching: DAX-Konzerne etablieren Programme für den strukturierten Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Der Fachkräftemangel lässt grüßen.

Diese Benefits können helfen. Doch sie ersetzen keine gesetzliche Grundlage, auf die sich alle Arbeitnehmer verlassen können.

Der Druck der EU wächst

Die EU-Vereinbarkeitsrichtlinie sollte längst umgesetzt sein. Sie schwebt wie ein Damoklesschwert über der Bundesregierung. Experten erwarten, dass das Thema spätestens im Vorfeld der nächsten Bundestagswahl zurückkehrt.

Dann jedoch unter enormem Zugzwang. Der Anschluss an Nachbarländer wie Spanien und Österreich darf nicht komplett verloren gehen.

Für Arbeitnehmer bedeutet das Ende 2025: Der Wohnort entscheidet über die Qualität der ersten Wochen mit dem Neugeborenen. Eine Situation, die in der größten Volkswirtschaft der EU eigentlich nicht sein sollte.

Die Kluft zwischen politischem Anspruch und Realität war selten so groß wie heute. Während andere Länder die partnerschaftliche Aufteilung der Sorgearbeit fördern, herrscht in Deutschland Stillstand. Das ist nicht nur eine verpasste Chance – es ist ein Standortnachteil im globalen Wettbewerb um Talente.

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