China, Exportwachstum

China: Exportwachstum im November überrascht Märkte

09.12.2025 - 01:50:12

Der chinesische Export zeigt sich trotz globaler Unsicherheiten unerwartet robust. Im November 2025 legte das Ausfuhrvolumen um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu – eine bemerkenswerte Trendwende nach dem Rückgang um 1,1 Prozent im Oktober. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 3,8 Prozent gerechnet.

Die Zahlen der Zollbehörde offenbaren eine historische Dimension: In den ersten elf Monaten des Jahres überschritt Chinas Handelsüberschuss erstmals die Marke von einer Billion US-Dollar und erreichte 1,08 Billionen Dollar. Allein im November betrug der Überschuss 111,68 Milliarden Dollar – deutlich mehr als die 90,07 Milliarden im Vormonat.

Wie konnte China diesen Erfolg erzielen, während gleichzeitig die Exporte in die USA massiv einbrachen? Die Antwort liegt in einer strategischen Neuausrichtung der Handelsströme.

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Ende Oktober trafen sich US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping in Südkorea zu einem Krisengespräch. Das Ergebnis: Washington senkte bestimmte Zölle, Peking lockerte im Gegenzug Exportkontrollen für Seltene Erden. Ein diplomatisches Tauwetter, das zumindest kurzfristig Vertrauen in die Lieferketten zurückbrachte.

Doch die direkten Exporte in die USA brachen im November um 28,6 Prozent ein – der achte Monat in Folge mit zweistelligen Rückgängen. Was nach Widerspruch klingt, zeigt tatsächlich die neue Realität des Welthandels: China kompensiert den Wegfall des US-Marktes durch massive Zuwächse anderswo.

Die Europäische Union verzeichnete ein Exportplus von 14,8 Prozent, die ASEAN-Staaten – mittlerweile Chinas größter Handelspartner – legten um 8,2 Prozent zu. Besonders spektakulär: Die Ausfuhren nach Australien explodierten um 35,8 Prozent, getrieben von der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Technologie für erneuerbare Energien.

“Die Rolle von Handelsumleitung nimmt offensichtlich zu”, erklärt ein Analyst einer großen Investmentbank. Umwegrouting entwickelt sich zum neuen Normalzustand im globalen Handel.

Hightech und Schiffbau als Wachstumstreiber

Die Zusammensetzung der chinesischen Exporte hat sich fundamental gewandelt. Die sogenannten “Neuen Drei” – Elektrofahrzeuge, Lithiumbatterien und Solarzellen – treiben das Wachstum voran. Doch auch traditionelle Industrien erleben eine Renaissance:

Schiffbau verzeichnete ein Plus von 26,8 Prozent und unterstreicht Chinas Dominanz in der globalen Schifffahrtslogistik. Halbleiterexporte sprangen um 24,7 Prozent nach oben – ein Signal, dass die Strategie zur technologischen Eigenständigkeit trotz westlicher Sanktionen Früchte trägt. Autoexporte wuchsen um 16,7 Prozent, obwohl die EU Anti-Subventions-Untersuchungen führt.

Verlierer der Entwicklung sind arbeitsintensive Branchen mit starker US-Abhängigkeit: Spielzeugexporte fielen um 12,1 Prozent, Schuhe um 10,7 Prozent. Die Erholung verläuft höchst ungleichmäßig.

Seltene Erden: Neue Spielregeln für kritische Rohstoffe

Für Compliance-Experten birgt der November-Bericht eine zentrale Nachricht: Nach der Vereinbarung mit Washington beschleunigte China die Ausfuhr Seltener Erden deutlich. Die Lieferungen stiegen um 24 Prozent auf 5.494 Tonnen – nach 4.343,5 Tonnen im Oktober.

Das Handelsministerium arbeitet derzeit an einem neuen Lizenzsystem, das Exporte beschleunigen soll, ohne die staatliche Kontrolle aufzugeben. Diese regulatorische Kehrtwende könnte die Engpässe in Hightech- und Verteidigungssektoren lindern, die 2024 und 2025 die globalen Lieferketten belasteten.

Wird Peking künftig strategische Rohstoffe als geopolitisches Druckmittel zurückhaltender einsetzen? Die nächsten Monate werden zeigen, ob die neue Lizenzpraxis tatsächlich Erleichterung bringt.

Schwache Importe offenbaren inländische Schwäche

Während die Exportmaschine brummt, zeichnen die Importe ein besorgniserregendes Bild der heimischen Wirtschaft. Sie legten im November lediglich um 1,9 Prozent zu und verfehlten damit die Prognose von 3,0 Prozent.

Die Binnennachfrage bleibt schwach, belastet durch die anhaltende Immobilienkrise und zurückhaltende Konsumenten. Die Schere zwischen boomenden Exporten und lahmen Importen ist der Hauptgrund für den Rekord-Handelsüberschuss – eine Entwicklung, die international auf Kritik stößt.

“Der aufgeblähte Handelsüberschuss wird zwar zum BIP-Wachstum 2025 beitragen”, sagt Lynn Song, Chefvolkswirt für Greater China bei ING. “Doch die Abhängigkeit von externer Nachfrage macht die Wirtschaft verwundbar, sollte der fragile Handelswaffenstillstand mit den USA scheitern.”

Ausblick: Wie stabil ist der Aufschwung?

Die zentrale Frage für 2026 lautet: Kann China diesen Exportboom aufrechterhalten? Der aktuelle “Zollwaffenstillstand” bietet eine Atempause, doch die strukturellen Spannungen mit Washington bleiben ungelöst.

Drei Entwicklungen verdienen besondere Beobachtung: Die Umsetzung des neuen Lizenzsystems für Seltene Erden wird in den kommenden Wochen konkretisiert. Die EU könnte angesichts des Exportschwalls mit Handelschutzmaßnahmen reagieren. Und der wachsende Handelsüberschuss setzt den Yuan unter Aufwertungsdruck – eine Herausforderung für Pekings Wettbewerbsfähigkeit.

Chinas Exporteure haben bewiesen, dass sie durch geschicktes Navigieren im Dickicht von Zöllen und Sanktionen erfolgreich sein können. Ob diese Strategie trägt, wenn die Weltkonjunktur 2026 ins Stocken gerät, bleibt abzuwarten. Die Abhängigkeit vom diplomatischen Goodwill zwischen Washington und Peking ist jedenfalls größer denn je.

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