Aktie, Führungswechsel

BP Aktie: Führungswechsel

18.12.2025 - 09:58:31

BP ernennt mit Meg O'Neill eine externe Chefin, was als Signal für eine stärkere Fokussierung auf das klassische Öl- und Gasgeschäft gewertet wird. Die Aktie reagierte positiv auf die Führungswechsel.

Bei BP wird an der Spitze kräftig umgebaut. Der überraschende Abgang von CEO Murray Auchincloss und die Berufung von Meg O’Neill kommen zu einem Zeitpunkt, an dem der Konzern zwischen Energie­wende und klassischem Öl- und Gasgeschäft neu austarieren muss. Die zentrale Frage lautet: Deutet der Personalwechsel auf eine klarere Rückbesinnung auf das Kerngeschäft hin?

Neuer CEO-Kurs bei BP

Am späten Mittwoch hat BP das sofortige Ausscheiden von Murray Auchincloss bekanntgegeben, keine zwei Jahre nach seinem Amtsantritt. Übergangsweise übernimmt Carol Howle als Interim-CEO, bis Meg O’Neill im April 2026 offiziell an die Spitze rückt.

O’Neill kommt vom australischen Energiekonzern Woodside und ist damit die erste externe Chefin und die erste Frau an der Spitze eines westlichen Öl-Majors. Ihre Verpflichtung wird an den Märkten als Signal gewertet, dass BP den Fokus wieder stärker auf Öl und Gas legen könnte – ein Bereich, den viele Investoren unter Auchincloss zugunsten ambitionierter „Net Zero“-Pläne als vernachlässigt empfanden.

Die Reaktion an der Börse fiel positiv aus. Die Aktie profitierte von der neu gewonnenen Führungsklarheit und von Rückenwind aus dem gesamten Sektor. Auslöser der Branchenrally waren geopolitische Spannungen: Ein Anstieg des Ölpreises, nachdem US-Präsident Trump Tankerlieferungen nach Venezuela blockiert hatte, stützte die Kurse von BP und Wettbewerbern wie Shell gleichermaßen.

Strategie, Kosten und Portfolio

Der Führungswechsel fällt in eine Phase, in der BP seine Finanz- und Investitionsstrategie schon deutlich nachgeschärft hat. Trotz eines Umfelds mit Ölpreisen um die 60 Dollar konnte der Konzern 2025 einige Wettbewerber übertreffen und lag seit Jahresbeginn im Plus, bevor die Aktie im Vorfeld der Personalnachricht innerhalb von 30 Tagen rund 8 % nachgab.

Wesentliche Stellschrauben der aktuellen Strategie:

  • Kostendisziplin:
    BP setzt ein umfassendes Sparprogramm um. Bis 2027 sollen 4 bis 5 Milliarden Dollar eingespart werden, unter anderem durch den Abbau von etwa 5 % der rund 90.000 Stellen.

  • Investitionen mit Schwerpunkt Öl & Gas:
    Für die Jahre 2025 bis 2027 sind jährlich 13 bis 15 Milliarden Dollar an Investitionen geplant. Davon entfallen rund 10 Milliarden auf das klassische Öl- und Gasgeschäft – ein klares Bekenntnis zu den traditionellen Ertragsquellen.

  • Portfolioumbau:
    Im Dezember wurde bekannt, dass Petrobras knapp 50 % an brasilianischen Lightsource-bp-Gesellschaften übernimmt. Der Deal zahlt auf das Ziel ein, zwischen 2025 und 2027 Vermögenswerte im Volumen von 20 Milliarden Dollar zu veräußern.

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Bewertungsmodelle, auf die sich Marktanalysten berufen, sehen die Aktie trotz dieser Maßnahmen weiterhin unter dem fairen Wert. Daten von Simply Wall St lassen eine Unterbewertung von knapp 10 % auf Basis eines „Narrative Fair Value“ erkennen. Discounted-Cashflow-Modelle kommen sogar auf einen deutlich höheren fairen Wert als das aktuelle Kursniveau.

M&A-Fantasie und Sektorlogik

Mit der Berufung einer externen Chefin flammt auch die Spekulation um mögliche Großtransaktionen in der europäischen Energiebranche wieder auf. Analysten, die von Reuters zitiert werden, halten es für denkbar, dass der Umbau an der Spitze den Weg für eine „Mega-Fusion“ ebnen könnte.

Hintergrund: Zu Wochenbeginn war bekannt geworden, dass der M&A-Chef von Shell zurückgetreten ist, nachdem ein Übernahmevorstoß für BP offenbar intern gestoppt wurde. Vor diesem Kontext wird O’Neills Start auch als Chance gesehen, BP strategisch klarer zu positionieren – sei es als aktiver Konsolidierer oder als Ziel in einem enger vernetzten europäischen Energiemarkt.

Viele Investoren hatten unter Auchincloss kritisiert, dass BP zwischen erneuerbaren Ausbauzielen und fossilen Renditeansprüchen hin und her pendelte. Im Vergleich zu US-Rivalen wie ExxonMobil und Chevron handelte die Aktie deshalb über längere Zeit mit einem Bewertungsabschlag. O’Neills Vita im klassischen Fördergeschäft legt nahe, dass künftig verstärkt auf Ertragskraft und Produktion gesetzt werden könnte. BP peilt dabei bis 2030 eine Förderung von 2,3 bis 2,5 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag an.

Technische Lage und Ausblick

Charttechnisch steckt der Titel aktuell in einer Konsolidung. Mit einem Schlusskurs von 4,92 Euro gestern liegt die Aktie rund 12,5 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch, aber klar über dem Jahrestief; auf Sicht von zwölf Monaten steht dennoch ein Plus von knapp 7 % zu Buche.

Kurzfristig richtet sich der Blick nun auf die Umsetzung des angekündigten Desinvestitionsprogramms für 2025 bis 2027 und auf erste Akzente, die Interim-CEO Carol Howle im Alltag setzt. Mittelfristig dürfte entscheidend sein, wie deutlich Meg O’Neill nach ihrem Amtsantritt im April 2026 die Kapitalverwendung, den Mix aus Öl, Gas und erneuerbaren Projekten sowie mögliche M&A-Schritte definiert – diese Weichenstellungen werden maßgeblich bestimmen, ob der aktuelle Bewertungsabschlag im Sektorvergleich kleiner wird.

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