Bitcoin, Kryptowährung

Bitcoin-Casinos: Verdienen am Doppel-Boom?

09.08.2018 - 12:55:55

Kryptowährungen wie der Bitcoin sind mittlerweile weltweit und auch in Deutschland sehr bekannt. Das macht sie nicht zuletzt für Geschäftsmodelle interessant, die komplett auf Kryptowährungen basieren. Ein Beispiel dafür sind sogenannte Bitcoin-Casinos, in denen man Bitcoins für Spiele wie Blackjack, Roulette und digitale Spielautomaten einsetzt.

 
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Für die Betreiber sind solche Casinos der Versuch, sich auf einem Milliardenmarkt zu etablieren und sowohl vom Erfolg der Onlinecasinos allgemein als auch vom Bekanntheitsgrad der Bitcoins in hohem Maß zu profitieren. Ganz einfach wird es nicht werden, dieses Ziel zu erreichen, aber zumindest ein attraktives Stück vom großen Kuchen müsste für diese Anbieter erreichbar sein.

Der Bitcoin ist weiter Nummer 1 der Kryptowährungen

Dass so etwas wie Bitcoin-Casinos entstehen konnte, verwundert bei näherer Betrachtung nicht. Diese Casinos vereinen mit den Kryptowährungen und den Onlinecasinos zwei Bereiche, die nicht zuletzt aus geschäftlicher Sicht sehr interessant sind. Mit dem Begriff "Kryptowährung" können mittlerweile viele Menschen in Deutschland etwas anfangen.

"Rund 88 Prozent der Verbraucher kennen die virtuellen Zahlungsmittel oder haben bereits davon gehört", heißt es in einer Pressemitteilung des Beratungsunternehmens Bearingpoint vom Mai 2018. Anlass war eine Umfrage zu Kryptowährungen unter 1.000 Deutschen. Ebenfalls interessante Ergebnisse liefert die "Postbank Digitalstudie 2018". Laut dieser Studie bezeichnen 29 Prozent aller Bundesbürger digitale Währungen als eine interessante Geldanlage. Bitcoin-Casinos treffen damit auf eine Öffentlichkeit, in der nicht wenige Menschen in Bezug auf Kryptowährungen zumindest eine gewisse Neugier entwickelt haben.

Für Marketingzwecke bietet das sicherlich Vorteile, zumal der Bitcoin die mit Abstand erfolgreichste Kryptowährung ist. Das zeigen Charts auf der Seite CoinMarketCap. Sie illustrieren den Markt für Kryptowährungen und die Marktanteile der einzelnen Varianten der digitalen Währungen. Laut dieser Charts hatte der Bitcoin bis ungefähr Februar 2017 fast immer Marktanteile über 80 Prozent. Dann ging es erst einmal abwärts.

Einen Tiefpunkt gab es mit weniger als 35 Prozent im Januar 2018. Damit hatte der Bitcoin aber noch immer großen Abstand zum Verfolger Ethereum, der es zur damaligen Zeit bis auf einen Marktanteil von etwa 21 Prozent schaffte. Für den Bitcoin ging es seither wieder aufwärts. Anfang August 2018 erreichte er wieder einen Marktanteil von knapp 48 Prozent.

Bitcoin-Casinos bewegen sich auf einem Milliardenmarkt

Bitcoin-Casinos bewegen sich auf einem milliardenschweren und dynamischen Markt. Laut der Studie "Der Glücksspielmarkt in Deutschland" vom "Handelsblatt Research Institute" lagen die Bruttospielerträge der Onlinecasinos alleine in Deutschland 2015 bei 1,165 Milliarden Euro. Als Quelle nennt die Studie die Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder. Weitere interessante Zahlen liefert die ebenfalls 2017 vom Handelsblatt Research Institute herausgebrachte Studie "Die Digitalisierung des Glücksspiels".

 
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Ihr zufolge stiegen die Bruttospielerträge im Online-Glücksspiel in den letzten zehn Jahren weltweit von 15 auf 40 Milliarden Euro an und wuchsen damit im Durchschnitt jährlich um über zehn Prozent. Besaß das Onlineglücksspiel anfangs nur einen Marktanteil von 5,7 Prozent am Gesamtmarkt, lag er zuletzt bei 10,6 Prozent. Da lässt sich der Wunsch nachvollziehen, am Marktgeschehen zu partizipieren.

Bitcoin-Casinos sind (fast) wie andere Onlinecasinos.

Onlinecasinos wie Bitstarz.com oder Bitcasino.io bieten im Prinzip dieselben oder ähnliche Spiele wie die Onlinecasinos, die mit klassischen Währungen arbeiten. Es gibt Automatenspiele wie Jumanji und Fruit Zen, Kartenspiele wie Blackjack und Bakkarat sowie Roulette. Eingesetzt werden dabei jedoch Bitcoins.

Die Anbieter werben dafür mit diversen Vorteilen. Sie versprechen blitzschnelle Auszahlungen, die für den Spielenden mühelos und anonym verlaufen. Fallen Gebühren an, sind die im Vergleich zu denen für andere Zahlungsarten zudem gering, heißt es beim Anbieter Bitcasino. Allerdings weiß man nicht so ganz genau, wie sich die Regulierung des Bitcoins zukünftig entwickelt. Hier bestehen gewisse Unsicherheiten.

Für Casinobesucher kommt noch die Unsicherheit hinzu, was den Kurs der Bitcoins angeht. Wenn sie 50 Euro in einem Onlinecasino gewinnen, wissen sie relativ genau, was sie dafür heute, in einer Woche und in einem Monat kaufen könnten. Aber was ist, wenn sie 0,009 Bitcoin gewinnen, die (Stand: 08.08.2018) etwa 50 Euro entsprechen? Der Kurs von Kryptowährungen wie dem Bitcoin ist hochvolatil: Laut Bitcoin.de lag der gewichtete Tageskurs des Bitcoins beispielsweise am ersten August 2018 bei 6.586,85 Euro, während er am siebten August nur noch 6087,51 Euro erreichte.

Wer also 0,009 Bitcoin gewinnt, weiß bereits eine Woche später nicht, was sein Gewinn in Euro eigentlich wert ist: vielleicht weniger, vielleicht aber auch mehr als zuvor. Das ist sowohl eine doppelte Chance als auch ein doppeltes Risiko. Als Casinobesucher gewinnt oder verliert man beim Spiel und gewinnt und verliert zusätzlich durch die Kursentwicklung des Bitcoins. Das macht alles noch etwas spannender. Es wird aber zugleich noch wichtiger, nur Geld einzusetzen, auf das man im Extremfall komplett verzichten könnte.

Sich gegen etablierte Anbieter durchzusetzen, wird schwierig

Bitcoin-Casinos sind noch eher jung. So entstand Bitcasino.io als einer der größten Anbieter beispielsweise 2014. Die Bitcoin-Casinos konkurrieren gegen Anbieter wie 888 Holdings, die oft deutlich mehr Erfahrung einbringen. Das Unternehmen 888 Holdings mit Angeboten wie Onlinepoker, Onlinecasino und Sportwetten wurde bereits 1997 gegründet und sein ehemals als Casino-on-Net bekanntes 888 online casino feierte ebenfalls 1997 Premiere.

Solch große Anbieter haben sich auf vielen Online-Glücksspielmärkten relativ fest etabliert und werden den Neulingen nicht kampflos Marktanteile überlassen. Gegen solche Platzhirsche werden es die Bitcoin-Casinos nicht einfach haben. Bisher können sie eher Nischen besetzen. Für den österreichischen Markt liefern beispielsweise die Analysten des Unternehmens Branchenradar Zahlen.

Auf Basis ihrer Studie "Glücksspiel & Sportwetten in Österreich 2018" schreiben sie, dass der Onlinesektor 2017 Wachstumstreiber im Markt für Glücksspiel und Sportwetten gewesen ist, dass Anbieter mit ausländischen Lizenzen den größten Anteil an diesem Wachstum besitzen und dass die Anbieterkonzentration hier hoch sei: Die zehn größten Anbieter stellen "mehr als 85 Prozent des Marktvolumens", heißt es in der Mitteilung von Branchenradar.

Inwieweit es Bitcoin-Casinos tatsächlich schaffen, solchen etablierten Anbietern weitere Marktanteile abzujagen, bleibt abzuwarten. Zumindest die größeren Anbieter im Bitcoin-Casino-Bereich scheinen jedenfalls gekommen zu sein, um zu bleiben. Inwieweit sie das auch können, entscheidet indes nicht nur der Markt. Zusätzlich sind Regulierer und Gesetzgeber involviert. Es gibt also einige schwer kalkulierbare Faktoren im Spiel. Das macht es für einige noch reizvoller, während andere eher die Risiken sehen.