Betrugsmasche explodiert: Käufer umgehen Händler und stornieren direkt
05.12.2025 - 09:30:12
Die “freundliche Betrugswelle” rollt über den deutschen Einzelhandel hinweg. Aktuelle Zahlen zeigen: Fast vier von fünf Verbrauchern gehen bei Zahlungsdisputen mittlerweile direkt zur Bank – und lassen den Händler komplett außen vor. Was für Kunden bequem klingt, wird für Unternehmen zum Milliarden-Problem.
Laut einer heute veröffentlichten Branchenanalyse bevorzugen 77 Prozent der Käufer den direkten Weg zum Kreditinstitut, statt zunächst den Kundendienst zu kontaktieren. Der Schaden? Mehrere Milliarden Euro jährlich – und das in einer Zeit, in der der Handel ohnehin unter Druck steht.
Die Cyber Week 2025 könnte zum Wendepunkt werden. Während Analysten mit Umsätzen von 213,5 Milliarden Euro für die gesamte Weihnachtssaison rechnen, droht die Flut ungerechtfertigter Rückbuchungen die Gewinnmargen massiv zu schmälern.
Die Zahlen klingen zunächst positiv: Allein die Cyber Week soll 36,8 Milliarden Euro Umsatz generieren – ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch hinter den Kulissen tobt ein Kampf um jeden Euro.
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Das eigentliche Problem beginnt nach dem Kauf. Die Zahlungsdienstleister berichten von einer dramatischen Verschiebung: Reklamationen werden zunehmend nicht mehr als Kundenservice-Anfrage, sondern als Bankdisput abgewickelt. Der Grund ist erschreckend simpel: Ein Klick in der Banking-App genügt.
Experten sprechen von “First-Party Misuse” – einem Phänomen, bei dem legitime Kunden gültige Transaktionen anfechten. Die Gründe reichen von klassischem Reue-Kauf bis zur simplen Tatsache, dass 39 Prozent der Käufer Abbuchungen auf ihrem Kontoauszug nicht wiedererkennen. Unklare Rechnungsbeschreibungen werden so zum Einfallstor für massenhafte Stornierungen.
Gastgewerbe besonders betroffen: Millionenverluste in Großbritannien
Während der Einzelhandel zumindest theoretisch Ware zurückfordern kann, trifft die Betrugswelle das Gastgewerbe mit voller Wucht. Eine am Mittwoch veröffentlichte britische Studie offenbart das Ausmaß: 128 Millionen Pfund Verlust allein im vergangenen Jahr.
Restaurants und Hotels stehen vor einem unlösbaren Dilemma: Eine verzehrte Mahlzeit oder eine genutzte Übernachtung lässt sich nicht zurückgeben. Wird die Zahlung storniert, bleibt ein Totalverlust. Hinzu kommen administrative Kosten und stundenlange Auseinandersetzungen mit den Banken.
Besonders prekär: Viele Kleinbetriebe arbeiten mit minimalen Margen. Die für 2026 prognostizierte Steigerung um 40 Prozent könnte zahlreiche Unternehmen in existenzielle Schwierigkeiten bringen. Was für den Kunden wie eine harmlose Reklamation aussieht, bedeutet für Betriebe realen Umsatzverlust und zusätzlichen Verwaltungsaufwand.
Digitale Güter: Das 22,8-Milliarden-Euro-Problem von morgen
Eine am Dienstag präsentierte Studie von Juniper Research zeichnet ein düsteres Zukunftsbild. Der Wert betrügerischer Transaktionen bei digitalen Gütern wird demnach von 8,8 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 22,8 Milliarden Euro bis 2030 explodieren – ein Anstieg um 162 Prozent.
Digitale Produkte wie Gaming-Währung, Streaming-Abonnements oder Software-Lizenzen schaffen dabei ideale Bedingungen für Missbrauch. Die sofortige Lieferung lässt klassischen Betrugserkennungssystemen keine Reaktionszeit. Hinzu kommt: Kleine, wiederkehrende Abbuchungen werden von Banken häufig ohne großen Widerstand storniert.
“Traditionelle Fraud-Tools scheitern bei der Erkennung vor der Auslieferung”, konstatieren die Forscher. Der Trend zum mobilen Einkaufen erweitert das Angriffsfeld zusätzlich.
Der “Amazon-Effekt” und Social-Media-Tutorials zum Betrug
Die Ursachen der Entwicklung liegen tiefer als auf den ersten Blick erkennbar. Analysten sprechen vom “Amazon-Effekt”: Die Gewöhnung an reibungslose, fragenlose Rücksendungen hat Erwartungshaltungen verschoben. Was beim Online-Riesen funktioniert, wird nun auf alle Händler übertragen.
Verschärfend wirken Social-Media-Plattformen, auf denen “Rückerstattungs-Hacks” millionenfach aufgerufen werden. Die Praxis, gültige Zahlungen anzufechten, um kostenlose Produkte zu erhalten, wird normalisiert und zum viralen Trend.
Das Perfide: Im Gegensatz zu klassischem Kreditkartenbetrug handelt es sich um legitime Karteninhaber. Die Transaktionsdaten – IP-Adresse, Geräte-ID, Lieferadresse – passen alle zum verifizierten Nutzer. Eine Unterscheidung zwischen echtem Betrug und berechtigter Reklamation wird nahezu unmöglich.
2026: Anpassen oder untergehen
Die Prognosen für das kommende Jahr sind eindeutig: Das Disputvolumen wird weiter steigen. Händler müssen reagieren – oder erhebliche Verluste hinnehmen.
Branchenexperten setzen auf KI-gestützte “Post-Transaction”-Analysesysteme. Diese sollen Streitfälle automatisch mit der Kaufhistorie und dem digitalen Fußabdruck des Kunden abgleichen, um unbegründete Forderungen zurückzuweisen. Parallel wächst der Druck auf Kartennetzwerke, ihre Haftungsstandards zu überarbeiten und sofortige Rückbuchungen ohne überzeugende Beweise zu erschweren.
Bis dahin bleibt Händlern nur die Schadensbegrenzung: Optimierte Rechnungsbeschreibungen sollen Kunden helfen, Abbuchungen zu erkennen. Gleichzeitig müssen lückenlose Dokumentationen der Leistungserbringung vorgehalten werden – für den kommenden Ansturm der Post-Holiday-Disputes.
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