Berlin, Kameras

Berlin setzt auf Kameras und Verbotszonen für ruhigen Jahreswechsel

28.12.2025 - 14:13:11

Berlin und andere Großstädte rüsten mit erweiterter Videoüberwachung und neuen Verbotszonen für die Silvesternacht auf. Die Maßnahmen lösen eine Debatte über den Spagat zwischen Sicherheit und Datenschutz aus.

Mit nur noch drei Tagen bis zum Jahreswechsel laufen die Sicherheitsvorbereitungen für Silvester 2025 in Berlin und anderen Großstädten auf Hochtouren. Die Behörden wollen mit einem Bündel aus erweiterten Videoüberwachungsmaßnahmen und strikten Verbotszonen für Feuerwerk eine Wiederholung der Krawalle vergangener Jahre verhindern. Doch der massive Einsatz von Überwachungstechnik befeuert erneut den Grundsatzkonflikt zwischen öffentlicher Sicherheit und Datenschutz.

Sicherheitskonzept: Verbotene Zonen und lückenlose Beobachtung

Die Berliner Polizei und die Senatsinnenverwaltung haben ihr Sicherheitspaket für die Nacht zum 1. Januar finalisiert. Neben den bekannten pyrotechnischen Verbotszonen am Alexanderplatz und im Steinmetzkiez (Schöneberg) stehen in diesem Jahr erstmals auch die Admiralbrücke in Kreuzberg und Teile der Sonnenallee in Neukölln unter einem absoluten Böllerverbot. Von Mittwochabend (18 Uhr) bis Donnerstagmorgen (6 Uhr) ist dort der Einsatz privaten Feuerwerks untersagt.

Die Einhaltung soll durch einen massiven Aufgebot an stationären Kameras und mobilen Videoeinheiten überwacht werden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) unterstützt die harte Linie. Bundesvorsitzender Jochen Kopelke warnte vor gewaltbereiten „extremistischen Kreisen“ und einer zunehmenden Hemmschwelle, die aus dem Fußball-Umfeld in die Silvesternacht übertragen werde. Er forderte erneut ein umfassenderes Verbot von Feuerwerkskörpern zum Schutz der Einsatzkräfte.

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Politische Rückendeckung für „robuste Maßnahmen“

Der politische Rückenwind für das strenge Vorgehen kommt ausgerechnet von den Grünen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Spitzenkandidat für die anstehende Landtagswahl in Baden-Württemberg, sprach sich in einem Interview für „robuste Maßnahmen“ gegen Angreifer von Polizei und Rettungskräften aus. Seine Äußerungen signalisieren einen sicherheitspolitischen Kurswechsel innerhalb eines Teils der Grünen, der maßgeblich vom Wahlkampf getrieben sein dürfte.

Diese politische Unterstützung gibt den Sicherheitsbehörden den nötigen Spielraum für ihr rigoroses Vorgehen. Die Herausforderung bleibt jedoch, die Kontrolle zu wahren, ohne die Bürgerrechte über Gebühr einzuschränken – eine Gratwanderung, die von Datenschützern genau beobachtet wird.

Datenschutz: Die rechtlichen Fallstricke der Videoüberwachung

Die größte Unsicherheit für Veranstalter und Behörden bleibt die Rechtssicherheit beim Einsatz von Kameras. Die Debatte um den Berliner Verfassungsschutz vom September 2025, der einen Live-Zugriff auf private Kameras in Einkaufszentren diskutierte, hat die rechtliche Gemengelage zusätzlich verkompliziert.

Während die Polizei sich auf Polizeigesetze wie das Berliner ASOG stützt, müssen private Veranstalter streng die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) beachten. Experten verweisen auf drei Kernpflichten:

  1. Transparenz: Gut sichtbare Hinweisschilder müssen über die Überwachung informieren – und zwar bevor jemand den überwachten Bereich betritt.
  2. ​​Zweckbindung und Löschung: Aufnahmen dürfen nur für einen konkreten Sicherheitszweck erfolgen. Die Daten müssen in der Regel innerhalb von 48 bis 72 Stunden gelöscht werden, es sei denn, sie dienen der Strafverfolgung.
  3. ​​Live-Beobachtung vs. Aufzeichnung: Die reine Live-Beobachtung zur Menschenführung ist rechtlich einfacher zu legitimieren als eine dauerhafte Aufzeichnung für mögliche spätere Ermittlungen.

Silvester 2025 als Testlauf für die Zukunft

Die kommende Nacht wird zum Praxistest für die Zukunft der Überwachung in Deutschland. Gelingt es den verschärften Maßnahmen, Krawalle wirksam zu verhindern, könnte dies den Weg für eine breitere Akzeptanz von KI-gestützten Analyse-Tools ebnen, die bereits in einigen Bundesländern erprobt werden.

Scheitern die Pläne jedoch oder kommen gravierende Datenschutzverstöße ans Licht, droht 2026 ein massiver Rückzieher. In diesen letzten Stunden vor dem Jahreswechsel konzentrieren sich alle Beteiligten auf den unmittelbaren Einsatz: Tausende Polizisten und unzählige Kameras warten darauf, den Übergang ins neue Jahr zu überwachen – und zu dokumentieren.

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