Bayern digitalisiert Demenz-Prävention: 23 Prozent zeigen auffällige Befunde
04.12.2025 - 16:50:13Die Lücke zwischen städtischer Spitzenmedizin und ländlicher Versorgung schrumpft. Digitale Screening-Tools kommen direkt in die Dörfer – mit alarmierenden Ergebnissen. Bei nahezu jedem vierten Teilnehmer zeigt sich ein abklärungsbedürftiger Befund. Während die Bundespolitik noch an der Demenzstrategie feilt, liefert Bayern bereits konkrete Zahlen.
“Angesichts von 820.000 prognostizierten Pflegebedürftigen bis 2050 ist die Digitalisierung kein Luxus, sondern ein Schlüssel zur Sicherung hochwertiger Versorgung”, betonte Gesundheitsministerin Judith Gerlach heute auf dem Zukunftskongress der Diakonie in Nürnberg.
Das Digitale Demenzregister Bayern (DigiDEM) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat die 3.000-Teilnehmer-Marke geknackt. Damit zählt das Projekt zu den größten europäischen Vorhaben zur Erfassung von Langzeitdaten in der Demenzversorgung.
Die Strategie: Digitale Screenings physisch in die Fläche bringen. In der Herbst-Kampagne 2025 wurden an 62 Screening-Tagen rund 1.500 Bürger getestet – ein neuer Rekord. Das Ergebnis: Bei 23 Prozent der Getesteten wurde ein abklärungsbedürftiger Befund festgestellt.
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Gerade im ländlichen Raum, wo der Weg zum Facharzt oft weit ist, erweist sich dieser niedrigschwellige Ansatz als wirksam. Die IKK classic verlieh dem Projekt Ende November den “Gesundheits- und Pflegestern 2025” in der Kategorie “Digitale Gesundheitslösungen”.
Neun Millionen Euro für KI-Medizin
Während DigiDEM die Basisdaten liefert, treten spezialisierte KI-Projekte in die Umsetzungsphase. Das Bayerische Gesundheitsministerium hat im Rahmen der HighCare Agenda und der Digitalisierungsrichtlinie BayDiGuP massive Investitionen getätigt.
Drei Projekte stehen im Fokus, gefördert mit insgesamt neun Millionen Euro:
- DENSE-BAVARIA (Universitätsklinikum Erlangen): KI-gestützte Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs – Faktoren, die indirekt das Demenzrisiko beeinflussen
- EndoKI: KI-Einsatz in der Endoskopie für präzisere und schnellere Diagnosen
- GO-TWIN: Digitale Zwillingstechnologie im Gesundheitswesen
“Digitalisierung ersetzt nicht die menschliche Zuwendung, aber sie schafft die nötigen Freiräume dafür”, stellte Gerlach in Nürnberg klar. Die HighCare Agenda sieht bis 2029 insgesamt rund 31 Millionen Euro vor, um Bayern als führenden Standort für E-Care zu etablieren.
Nationale Strategie: 60 Prozent der Maßnahmen umgesetzt
Auch der Bund zieht Bilanz. Der Monitoring-Bericht zur Nationalen Demenzstrategie zeigt: Von 65 Maßnahmen, die bis Ende 2024 abgeschlossen sein sollten, wurden 39 (60 Prozent) erfolgreich beendet. Weitere 23 Maßnahmen befinden sich in der Umsetzung.
Die Strategie läuft noch bis 2026. Aktuell wird bereits das Konzept für die Fortführung ab 2027 erarbeitet. Der Fokus dürfte noch stärker auf der Vernetzung von Kommunen und digitalen Plattformen liegen.
Warum das bayerische Modell funktioniert
Die bayerischen Ergebnisse beweisen: Gerade im ländlichen Raum ist die Offenheit für digitale Lösungen groß. Wenn ein KI-gestütztes Screening im Dorfzentrum stattfindet, sinkt die Hemmschwelle für Früherkennung drastisch.
Die Kombination aus High-Tech im Hintergrund (KI-Auswertungen, Registerdaten) und High-Touch vor Ort (persönliche Beratung, Screening-Tage) erweist sich als effektivster Hebel gegen Unterversorgung. Ökonomisch betrachtet ist dies zwingend: Ohne effektive Prävention droht das System unter der Last der demografischen Entwicklung zu kollabieren.
2026: Vom Projekt zur Regelversorgung
Mit dem Auslaufen der Nationalen Demenzstrategie wird 2026 ein Entscheidungsjahr. Experten erwarten, dass erfolgreiche Pilotprojekte wie DigiDEM in die Regelversorgung überführt werden müssen.
Zudem wird die Integration der KI-Verordnung (EU AI Act) die Entwicklung neuer Tools beeinflussen. Der Fokus wird sich voraussichtlich von der reinen Datenerfassung hin zu prädiktiven Modellen verschieben: Apps, die nicht nur den Ist-Zustand messen, sondern Risikoprofile Jahre im Voraus erstellen und individuelle Präventionspläne generieren.
Gerlach kündigte an, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen: “Wir wollen die Pflege von morgen in Bayern bereits heute starten.” Die technologischen Grundlagen sind Ende 2025 gelegt.
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