Amazon-Betrüger nutzen Weihnachtsstress für neue Vishing-Welle

Ein automatisierter Anruf warnt vor einer teuren Bestellung – doch dahinter steckt ein raffinierter Betrugsversuch. Verbraucherschützer und Sicherheitsbehörden verzeichnen diese Woche einen deutlichen Anstieg sogenannter Vishing-Attacken gegen Amazon-Kunden. Die Masche zielt darauf ab, Konten leerzuräumen.

Das Telefon klingelt mit einer gefälschten, vertrauenserweckenden Nummer. Eine Computerstimme oder ein angeblicher Support-Mitarbeiter warnt vor einer verdächtigen Bestellung, oft über 800 Euro für iPhones oder Konsolen. „Drücken Sie die 1, um zu stornieren“, heißt es dann. Wer darauf eingeht, wird an einen Betrüger weiterverbunden.

Dieser erzeugt gezielt Panik und gibt sich als Sicherheitsexperte aus. Sein eigentliches Ziel: den direkten Zugriff auf Ihr Gerät. Unter dem Vorwand, das Konto zu sichern oder eine Rückzahlung zu veranlassen, wird zur Installation von Fernwartungs-Apps wie AnyDesk oder TeamViewer gedrängt.

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Die gefährliche Folge: Fernzugriff erlaubt

Sobald die Software installiert und ein Zugangscode weitergegeben ist, übernehmen die Kriminellen die Kontrolle. Sie können dann in Echtzeit Banking-Apps öffnen, Transaktionen durchführen und TANs abfangen. Die Polizei warnt eindringlich: Kein seriöses Unternehmen wird Sie jemals telefonisch auffordern, eine solche App zu installieren.

KI macht Betrügerstimmen täuschend echt

Die aktuelle Welle fällt durch eine neue Qualität der Täuschung auf. Sicherheitsexperten beobachten den vermehrten Einsatz von KI-Stimmgeneratoren. Diese erzeugen akzentfreies, natürliches Hochdeutsch und erschweren es enorm, einen Bot von einem echten Menschen zu unterscheiden. Die Technik ermöglicht es, sogar dynamisch auf Rückfragen zu reagieren.

Drei Schritte, um sich zu schützen

Wie sollten Sie reagieren, wenn das Telefon klingelt? Amazon und Verbraucherzentralen empfehlen einen klaren Dreiklang:

1. Sofort auflegen. Lassen Sie sich nicht auf ein Gespräch ein und drücken Sie keine Taste.
2. In der offiziellen App prüfen. Öffnen Sie die Amazon-App oder die Website und checken Sie unter „Meine Bestellungen“. Die behauptete teure Bestellung existiert dort fast nie.
3. Das Message Center nutzen. Amazon kommuniziert Sicherheitswarnungen ausschließlich über das Nachrichtencenter im Kundenkonto. Fehlt dort ein Hinweis, war der Anruf betrügerisch.

Warum schlagen die Betrüger gerade jetzt zu?

Das Timing ist perfide gewählt. In der hektischen Vorweihnachtszeit sind viele Menschen gestresst und erwarten tatsächlich Pakete. Die Angst, hohe Summen durch Betrug zu verlieren, überlagert dann oft die Vorsicht. Kriminelle nutzen diesen psychologischen Effekt skrupellos aus.

Gleichzeitig verschiebt sich die Kriminalität: Während E-Mail-Filter viele Phishing-Versuche abfangen, bleibt das Telefonnetz ein vergleichsweise offenes Einfallstor. Internationale Banden umgehen Nummernsperren durch gefälschte Anruferkennungen.

Für das kommende Jahr rechnen Experten mit einer weiteren Zunahme und Verfeinerung solcher Angriffe. Die wichtigste Verteidigung bleibt das gesunde Misstrauen gegenüber unerwarteten Anrufen, die sich um Geld drehen.

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