Alzheimer-Therapien, IQWiG

Alzheimer-Therapien: IQWiG verweigert Zusatznutzen-Bescheinigung

05.12.2025 - 23:01:12

Die neue Alzheimer-Therapie Lecanemab ist verfügbar, doch das IQWiG erkennt keinen belegten Zusatznutzen. Die Erstattung durch Krankenkassen steht nun auf dem Spiel.

Lecanemab ist verfügbar – doch das IQWiG sieht keinen Zusatznutzen. Während erste Patienten die neue Alzheimer-Therapie erhalten, droht ein Erstattungs-Aus durch den G-BA. Was bedeutet das für Betroffene?

Drei Monate nach der Markteinführung von Lecanemab in Deutschland kommt die Ernüchterung: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) stellte diese Woche fest, dass ein Zusatznutzen gegenüber der Standardtherapie nicht belegt sei. Für die Hersteller Eisai und Biogen ein herber Rückschlag im laufenden AMNOG-Verfahren – und für wartende Patienten ein Schlag ins Gesicht.

Das IQWiG bemängelt fehlende Daten, die einen klaren Vorteil gegenüber dem bisherigen deutschen Standard belegen würden. Bei leichten kognitiven Störungen bedeutet das: beobachtendes Abwarten. Bei leichter Demenz: Acetylcholinesterase-Hemmer. Das negative Votum ist keine Todgeburt für Lecanemab, aber eine deutliche Warnung an den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), der in den kommenden Monaten über die Erstattung entscheidet.

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Behandlungsstart trotz administrativer Hürden

Ungeachtet der Bewertungsdebatte läuft die Therapie bereits an. Seit September ist Lecanemab verfügbar, erste Kliniken wie die Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach begannen diese Woche mit Behandlungen. Ein 70-jähriger Patient erhielt dort als einer der Ersten in NRW die Infusion.

Doch der Zugang gleicht einem Hindernislauf. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) knüpfte die Zulassung an strikte Bedingungen:

  • Genetischer Ausschluss: Patienten mit zwei Kopien des Risikogens ApoE4 dürfen nicht behandelt werden – zu hoch das Blutungsrisiko
  • Diagnostik-Marathon: Amyloid-Nachweis per PET-Scan oder Liquor-Punktion obligatorisch
  • Engmaschige MRT-Kontrollen: Zum Schutz vor Hirnschwellungen (ARIA)

Die jährlichen Therapiekosten: rund 24.000 Euro pro Patient, plus erhebliche Ausgaben für Diagnostik und Monitoring. Kein Wunder also, dass die IQWiG-Bewertung die Nervosität erhöht.

Donanemab als Alternative am Start

Die Therapielandschaft wird komplexer: Donanemab von Eli Lilly erhielt im September ebenfalls die EU-Zulassung. Der entscheidende Unterschied zu Lecanemab? Es ist als zeitlich begrenzte Therapie konzipiert.

Sobald die Amyloid-Plaques unter einen Schwellenwert fallen, kann die Behandlung pausieren. Das könnte Patienten entlasten und Kosten senken. Dennoch gelten auch hier strenge Sicherheitsauflagen bezüglich ApoE4-Status und ARIA-Risiko. Betroffene stehen nun vor der Wahl: Dauertherapie oder Intervall-Behandlung?

Zwischen Hoffnung und Ernüchterung

Wissenschaftlich ist belegt: Beide Antikörper verlangsamen den kognitiven Abbau im Frühstadium um 27 bis 35 Prozent. Das bedeutet Monate, in denen Patienten länger selbstständig bleiben. Doch ist dieser statistische Effekt im Alltag spürbar genug, um Hirnschwellungen und zweiwöchentliche Klinikbesuche zu rechtfertigen?

Neurologen betonen die Bedeutung partizipativer Entscheidungsfindung. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnt vor falschen Erwartungen: Diese Mittel heilen nicht, sie verzögern. Für einen aktiven Patienten im Frühstadium können sechs Monate Lebensqualität jedes Risiko wert sein. Für andere überwiegen Ängste vor Nebenwirkungen.

Systemfrage: Ist Deutschland bereit?

Die aktuellen Entwicklungen offenbaren Schwachstellen:

  • Infrastruktur: Spezialisierte Infusionszentren und MRT-Kapazitäten fehlen flächendeckend
  • Finanzierung: Das negative IQWiG-Votum deutet auf harte Preisverhandlungen hin
  • Zwei-Klassen-Medizin: Sollte der G-BA dem IQWiG folgen, könnten Krankenkassen die Erstattung drastisch einschränken

In den USA läuft Leqembi seit 2023, die Akzeptanz ist höher – doch auch dort kämpfen Kliniken mit der Logistik. Deutschland setzt auf maximale Evidenzbasierung. Zum Leidwesen ungeduldiger Patienten.

Die nächsten Monate entscheiden

Alle Blicke richten sich auf den G-BA. Seine Entscheidung in den kommenden drei bis sechs Monaten bestimmt, ob Lecanemab Nischentherapie bleibt oder in die breite Versorgung gelangt. Parallel läuft die Markteinführung von Donanemab an – der Wettbewerb dürfte den Preisdruck erhöhen.

Für Betroffene im Dezember 2025 gilt: Wer die Kriterien erfüllt, kann behandelt werden. Doch die Hürden sind hoch, die Unsicherheit über die Kostenübernahme bleibt. Die Alzheimer-Wende hat begonnen – sie verläuft holpriger als erhofft.

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