Alzheimer-Therapien: IQWiG verweigert Lecanemab den Zusatznutzen
07.12.2025 - 15:49:12Die ersten deutschen Kliniken behandeln Alzheimer-Patienten mit dem neuen Antikörper Lecanemab. Doch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen stellt sich quer – und könnte damit die größte Hoffnung seit Jahrzehnten ausbremsen.
Nur drei Monate nach Markteinführung kassiert Lecanemab die erste Schlappe. Das IQWiG attestiert dem Hoffnungsträger keinen Zusatznutzen. Die Begründung: Die Studiendaten ließen sich nicht auf die deutsche Versorgungspraxis übertragen. Die Patientengruppe in der Zulassungsstudie entspreche nicht der nun verschreibungsfähigen Population.
Für die pharmazeutische Industrie und Patientenverbände ein Schock. Der EU-Zulassung im April und dem breiten Einsatz seit September folgt nun die bürokratische Vollbremsung. Dabei zeigten die Zulassungsstudien eine Verlangsamung des kognitiven Abbaus um 27 Prozent.
Stephan Seiler, Alzheimer-Spezialist an der Uniklinik Graz, hält das Urteil für unverhältnismäßig: „Diese bürokratische Bewertung ändert nichts an der wissenschaftlich belegten Wirksamkeit.” Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. pflichtet bei. Erstmals greife ein Wirkstoff direkt in den Krankheitsmechanismus ein und entferne Amyloid-Plaques aus dem Gehirn.
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Das IQWiG-Urteil bedeutet keinen Therapiestopp. Lecanemab bleibt zugelassen. Doch die Entscheidung bildet die Grundlage für Preisverhandlungen mit den Krankenkassen – und könnte den langfristigen Zugang erheblich erschweren.
Zwei Antikörper, eine Revolution
Trotz politischer Querelen läuft der klinische Alltag an. Die Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach starteten diese Woche die ersten Behandlungen. Seit September steht mit Donanemab sogar ein zweiter Antikörper bereit.
Der entscheidende Unterschied: Donanemab wird nur so lange verabreicht, bis die Plaques verschwunden sind. Dann kann die Therapie pausieren. Allerdings gilt die Zulassung nur für Patienten mit maximal einer Kopie des Risikogens ApoE4. Das Risiko schwerer Hirnschwellungen soll so minimiert werden.
„Wir haben erstmals die Wahl zwischen zwei kausalen Therapien”, erklärt ein DZNE-Sprecher. „Keine Heilung, aber eine echte Verzögerung des Verlaufs.”
Der Bluttest revolutioniert die Diagnostik
Bisher erforderte eine sichere Alzheimer-Diagnose teure PET-Scans oder invasive Nervenwasserentnahmen. Der p-Tau217-Bluttest ändert das Spiel grundlegend. Mit über 90 Prozent Genauigkeit erkennt der Biomarker Alzheimer-Pathologien.
Laboranbieter wie Labor Berlin und Hersteller wie Fujirebio haben ihre Kapazitäten massiv ausgebaut. Entscheidend dabei: Die neuen Medikamente wirken nur im Frühstadium. Eine schnelle, skalierbare Diagnostik ist daher unerlässlich.
Die Zahlen steigen dramatisch
Die demografische Entwicklung verschärft den Druck zusätzlich:
- Deutschland: 1,84 Millionen Demenz-Patienten heute, bis zu 2,7 Millionen bis 2050
- Weltweit: Von 57 Millionen Betroffenen auf voraussichtlich 139 Millionen bis 2050
Besonders problematisch: der Personalmangel. Die neuen Therapien erfordern Infusionen alle zwei bis vier Wochen plus engmaschige MRT-Kontrollen. Die deutsche Gesundheitsinfrastruktur ist darauf nicht vorbereitet.
Medizinischer Erfolg trifft ökonomische Realität
Das Jahr 2025 markiert den Übergang von der Symptombehandlung zur biologischen Intervention. Doch der Dezember zeigt die Sollbruchstellen:
Die Medikamente wirken, sind aber teuer und logistisch aufwendig. Das IQWiG-Urteil spiegelt die Angst des Gesundheitssystems vor explodierenden Kosten. Hinzu kommt: Die Antikörper bergen Risiken. Hirnblutungen erfordern strenge Patientenselektion. Viele Betroffene – etwa Blutverdünner-Patienten oder Träger bestimmter Genvarianten – fallen dadurch durchs Raster.
Was kommt 2026?
Der Gemeinsame Bundesausschuss entscheidet in den kommenden Monaten über den offiziellen Nutzenbeschluss. Von dieser Entscheidung hängt ab, ob die Therapien breit verfügbar bleiben oder zur Nischenanwendung verkommen.
Technologisch steht die nächste Verbesserung bevor: Subkutane Injektionen für Lecanemab könnten die Behandlung nach Hause bringen. Statt alle zwei Wochen in die Klinik könnte die Therapie ambulant erfolgen – eine enorme Entlastung für alle Beteiligten.
Zusätzlich rücken Kombinationstherapien in den Fokus. Sie bekämpfen nicht nur Amyloid, sondern auch Tau-Proteine. Die Hoffnung: noch effektivere Verlangsamung des kognitiven Verfalls.
Die Werkzeuge zur Bekämpfung von Alzheimer sind endlich da. Ob sie allen Berechtigten zugänglich werden, entscheidet sich in den nächsten Monaten. Der gesellschaftliche und finanzielle Kraftakt hat gerade erst begonnen.
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