Akupunktur: Globaler Schub für Qualität und Anerkennung
17.12.2025 - 07:40:12
Deutsche Bewertung und Hongkongs Kriseneinsatz zeigen: Die Nadeltherapie wird zum Mainstream.
Während in Deutschland eine entscheidende wissenschaftliche Bewertung der Akupunktur kurz vor dem Abschluss steht, setzt Hongkong die Therapie erstmals flächendeckend in der staatlichen Katastrophenhilfe ein. Die parallelen Entwicklungen markieren einen globalen Trend: Die einst als „alternativ“ geltende Methode wird professionalisiert und unter strenge Qualitätsstandards gestellt.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) befindet sich in der finalen Phase seiner Nutzenbewertung von „Akupunktur zur Migräneprophylaxe“. Bis zum 23. Dezember 2025 können Fachgesellschaften, Forscher und Praktiker noch Stellungnahmen zum vorläufigen Bericht einreichen. Diese Bewertung ist wegweisend, denn sie bildet die Grundlage für die Erstattungsfähigkeit der Behandlung durch die gesetzlichen Krankenkassen.
Ein positives Votum des IQWiG könnte standardisierte Akupunkturprotokolle gegen chronische Migräne in Deutschland etablieren. Damit würde die Therapie von einem oft selbst zu zahlenden Angebot zu einer evidenzbasierten Regelversorgung aufsteigen. Die Entscheidung wird für das erste Quartal 2026 erwartet und wäre ein Meilenstein für die Integration komplementärmedizinischer Verfahren in das deutsche Gesundheitssystem.
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Hongkong: Akupunktur als staatliche Krisenintervention
Als Reaktion auf das verheerende Hochhausfeuer in Tai Po hat das Hongkonger Gesundheitsamt ein beispielloses Hilfspaket geschnürt. Seit dem 15. Dezember erhalten die Betroffenen kostenlose Akupunktur- und Knochenbehandlungen in über 170 ambulanten Zentren und dem chinesischen Krankenhaus der Stadt. Rund 150 Therapeuten sind im Einsatz, um Folgen wie Atemwegsprobleme durch Rauch, Muskelverletzungen und emotionalen Stress zu lindern.
Die Maßnahme gilt bis Ende Februar 2026 und stellt eine offizielle Anerkennung der Akupunktur in der Akutversorgung dar. Hongkong demonstriert damit, dass die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) nicht nur im Wellness-Bereich, sondern auch in der staatlich koordinierten Notfallmedizin eine Rolle spielen kann.
USA: Oregon modernisiert Regulierung und Sprache
Parallel dazu treiben die USA die Professionalisierung voran. Im Bundesstaat Oregon werden derzeit neue Regeln für das Fünf-Nadel-Protokoll (5NP), eine spezielle Ohrakupunktur gegen Trauma und Sucht, finalisiert. Ein neues Gesetz schafft einen eigenen Registrierungsweg für 5NP-Techniker und stellt so den Spagat zwischen breiterem Zugang und klaren Qualifikationshürden her.
Zugleich vollzieht sich ein branchenweiter Wandel in der Terminologie. Die wichtigste US-Zertifizierungsstelle, die National Certification Commission for Acupuncture and Oriental Medicine (NCCAOM), wird sich zum 1. Januar 2026 in National Certification Board for Acupuncture and Herbal Medicine (NCBAHM) umbenennen. Der Schritt unterstreicht den umfassenden Behandlungsansatz und distanziert sich von veralteten, kulturell unscharfen Begriffen.
Analyse: Vom Alternativ-Angebot zum verifizierten Standard
Die jüngsten Entwicklungen zeigen einen klaren globalen Kurs: Akupunktur wird messbar, reguliert und in bestehende Gesundheitssysteme integriert.
* Evidenz vor Tradition: Deutschland setzt mit dem IQWiG-Verfahren auf harte klinische Daten als Entscheidungsgrundlage.
* Integration statt Isolation: Hongkong macht die Therapie zum integralen Bestandteil der staatlichen Daseinsvorsorge.
* Präzision und Sicherheit: Oregon definiert klare Kompetenzprofile für Spezialbehandlungen, um Patientensicherheit und Qualität zu gewährleisten.
Die Botschaft an die Profession ist eindeutig: Die Zukunft der Akupunktur liegt in wissenschaftlicher Fundierung, transparenten Standards und der Anpassung an moderne regulatorische Rahmenbedingungen. Der Weg in den Mainstream ist geebnet – vorausgesetzt, die Qualität stimmt.
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