Adobe, DocuSign

Adobe und DocuSign: KI-Revolution im Dokumenten-Workflow

04.12.2025 - 05:00:12

Die digitale Unterschrift steht vor ihrer größten Bewährungsprobe. Während künstliche Intelligenz immer tiefer in unsere Arbeitsabläufe eindringt, verschärft sich eine fundamentale Frage: Wie viel Flexibilität verträgt ein rechtsverbindliches Dokument?

Am 2. Dezember haben Adobe und DocuSign nahezu zeitgleich Updates veröffentlicht, die genau diesen Spagat wagen. Die beiden Marktführer integrieren leistungsstarke KI-Funktionen in ihre Plattformen – doch die kryptografische Integrität digital signierter Dokumente bleibt unantastbar. Ein Balanceakt, der die gesamte Branche neu definieren könnte.

Was diese Woche geschah, markiert einen Wendepunkt. Dokumente entwickeln sich von passiven Datenbehältern zu aktiven Geschäftswerkzeugen. Adobe packt seinen KI-Assistenten direkt in Acrobat (Version 25.001.20982), während DocuSign seine Intelligent Agreement Management Platform mit automatisierter Vertragsanalyse aufgerüstet.

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Die Botschaft ist unmissverständlich: Die Ära des simplen „Unterschreiben und Absenden” endet. An ihre Stelle tritt ein komplexer Zyklus, in dem Software Inhalte vorschlägt, überprüft und optimiert – bevor überhaupt ein digitales Siegel aufgebracht wird.

Branchenbeobachter sprechen von einer grundlegenden Verschiebung: „Wir erleben, wie die Grenze zwischen starren Dokumenten und dynamischen, KI-gesteuerten Daten verschwimmt.”

Adobe: Der Acrobat-Assistent lernt dazu

Adobes Dezember-Update konzentriert sich auf tiefere KI-Integration im gesamten Acrobat-Ökosystem. Der KI-Assistent beherrscht nun deutlich komplexere Aufgaben als noch vor Monaten.

Die wichtigsten Neuerungen:

  • Intelligente Abfragen: Nutzer können lange Verträge oder technische Handbücher in natürlicher Sprache „verhören” – das System findet spezifische Datenpunkte, ohne dass man das gesamte Dokument lesen muss
  • Nahtlose Workflows: Neue „Deep Link”-Funktionen verbinden Acrobats KI-Tools direkt mit Unternehmenssoftware und beschleunigen den Datentransfer aus statischen PDFs
  • Quick Action Toolbar: Shortcuts für Dokument-Snapshots erleichtern die Zusammenarbeit im Team

Die Strategie dahinter? Adobe will das PDF vom „digitalen Papier” zum intelligenten Datencontainer transformieren. Doch genau hier entsteht das Dilemma: Je leichter Inhalte modifiziert werden können, desto kritischer wird die Frage nach Versionskontrolle und Dokumentenintegrität.

DocuSign: KI prüft, bevor Sie unterschreiben

Während Adobe am Editor feilt, fokussiert sich DocuSign auf die Phase vor der Unterschrift. Die aktualisierten Funktionen der IAM-Plattform zielen direkt auf das größte Nadelöhr digitaler Geschäftsabschlüsse: die Vertragsverhandlung.

Was die KI-gestützte Prüfung jetzt leistet:

  • Automatische Risikoerkennung: Das System markiert Klauseln, die von Standard-Compliance-Vorgaben abweichen – noch bevor das Dokument zur Signatur geht
  • Datenextraktion: Unstrukturierte Verträge werden in durchsuchbare Datenbankeinträge verwandelt, sobald sie unterschrieben sind
  • Beschleunigte Workflows: DocuSign verspricht deutlich kürzere Durchlaufzeiten bis zur rechtsgültigen Unterschrift

Der entscheidende Punkt: Alle KI-Modifikationen erfolgen vor der digitalen Signatur. Ist der kryptografische Hash einmal erstellt, bleibt er der ultimative Wächter über die Gültigkeit. Die neuen Tools sollen sicherstellen, dass der Inhalt stimmt, bevor er besiegelt wird – nicht danach.

Das Gültigkeits-Paradoxon

Hier offenbart sich die zentrale Herausforderung: Noch nie war es so einfach, ein PDF zu bearbeiten. Gleichzeitig bleibt die Forderung nach Unveränderlichkeit bei Rechtsdokumenten absolut.

Eine digitale Signatur basiert auf einem kryptografischen Hash des gesamten Dokuments. Ändert sich auch nur ein einziges Zeichen, wird das Siegel ungültig. Die Updates dieser Woche verschärfen dieses Spannungsfeld.

Wie die Branche reagiert:

  • Strikte Trennung: Adobe und DocuSign positionieren KI klar als Werkzeug für die Entwurfs- und Prüfphase. Wer nachträglich ein signiertes PDF mit KI-Tools bearbeitet, erhält eine Warnung: „Signatur ungültig”
  • Inkrementelle Updates: Fortgeschrittene Systeme experimentieren mit einer Methode, bei der Änderungen an die Dateihistorie angehängt werden, ohne den ursprünglichen Hash zu brechen – doch dafür braucht es spezialisierte Software
  • Rechtliche Grauzonen: Regulierungsbehörden beobachten genau: Ist ein Vertrag gültig, den eine KI vollständig formuliert hat und den Menschen ohne Prüfung unterschreiben? Nach aktueller Rechtslage (eIDAS in Europa, ESIGN Act in den USA) bleibt die Signatur rechtskräftig – solange die Absicht zu unterschreiben klar ist

Ausblick: Agenten verhandeln bald autonom

Was 2026 kommen dürfte, klingt nach Science-Fiction: KI-Agenten verschiedener Vertragsparteien könnten künftig autonom Bedingungen aushandeln, bevor Menschen die Endfassung zur Kenntnis nehmen und signieren.

Weitere Entwicklungen am Horizont:

  • Dynamische Signaturen: Systeme, die einzelne Datenblöcke authentifizieren und unwichtige Abschnitte zur KI-Bearbeitung freigeben, ohne den Kernvertrag zu entwerten
  • Transparenz-Standards: Die PDF Association arbeitet vermutlich an Metadaten-Labels, die KI-generierten Content explizit kennzeichnen
  • Echtzeit-Kollaboration: Wo heute Menschen Verträge hin- und herschicken, könnten morgen Algorithmen innerhalb definierter Parameter die Vorarbeit leisten

Die Updates vom Dezember 2025 liefern Unternehmen mächtige neue Werkzeuge – vorausgesetzt, sie wahren eiserne Disziplin bei der Trennung von „Bearbeiten” und „Besiegeln”. Denn eines bleibt unverhandelbar: Ein gebrochener Hash bedeutet einen ungültigen Vertrag.

Bleibt die Frage: Können wir der KI vertrauen, dass sie die richtigen Inhalte zur Unterschrift vorlegt? Die Antwort darauf wird darüber entscheiden, ob diese technologische Revolution zum Standard wird – oder zum Sicherheitsrisiko.

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