Anlaufstelle, Arzttermine

116117-App wird zur zentralen digitalen Anlaufstelle für Arzttermine

23.12.2025 - 00:51:12

Die Bundesregierung treibt die Digitalisierung des Gesundheitssystems mit Nachdruck voran. Das Ziel: Bis Anfang 2026 soll die 116117-App für gesetzlich Versicherte zur einheitlichen Plattform für Terminbuchungen werden. Doch der ambitionierte Zeitplan steht auf der Kippe – eine kritische Infrastruktur-Warnung könnte für Verzögerungen sorgen.

BERLIN – Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben eine neue Initiative gestartet. Sie wollen den 116117-Terminservice zum zentralen digitalen Zugangstor für Arztpraxen ausbauen. Damit soll der Flickenteppich aus privaten Buchungsportalen und Praxis-Telefonen endgültig der Vergangenheit angehören. Der Vorstoß kommt zu einem heiklen Zeitpunkt: Erst vergangenen Freitag warnte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin vor möglichen technischen Störungen im neuen Jahr.

Aus dem einfachen Buchungstool für dringende Termine wird eine umfassende „digitale Eingangstür“. Seit dieser Woche können Patienten über die App nicht nur Termine vereinbaren, sondern auch direkt die Freigabe für ihre elektronische Patientenakte (ePA) erteilen. Ein einziger, sicherer Login soll reichen.

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„Wir schaffen endlich eine einheitliche Infrastruktur und beenden das digitale Chaos“, erklärte Ministerin Warken. Die App sei nicht länger nur für Notfälle da, sondern werde zum Standard-Interface für die Arzt‑Patienten‑Beziehung.

Die Initiative ist eine direkte Umsetzung des Digitale‑Versorgung‑Gesetzes (DigiG), das seit diesem Jahr in vollem Umfang gilt. Es verpflichtet Vertragsärzte, standardisierte digitale Buchungsslots anzubieten. Ein wichtiger Schritt, um die Praxen von der Flut an Telefonanrufen zu entlasten.

Warnung: Technische Hürden drohen

Doch die langfristige Vision trifft auf kurzfristige Realität. Am 19. Dezember warnte die KV Berlin vor möglichen Beeinträchtigungen im Januar 2026. Grund sind verpflichtende Updates für die Telematikinfrastruktur (TI) – das sichere Datennetz, das alle Akteure im Gesundheitswesen verbindet.

Der Wechsel zu neuen Verschlüsselungsstandards und der Austausch veralteter Hardware-Konnektoren könnten zu „verlängerten Wartezeiten oder organisatorischen Verzögerungen“ führen, so die Warnung. Praxen, die die Umrüstung noch nicht abgeschlossen haben, droht vorübergehend der digitale Ausschluss. Betroffen wären dann auch das E-Rezept, die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und die Terminbuchung über die 116117-App.

„Wir tauschen den Motor aus, während das Auto mit voller Geschwindigkeit fährt“, beschreibt ein KBV-Sprecher die Lage. Der Schritt zu TI 2.0 sei für die Sicherheit unerlässlich, erfordere in der Übergangsphase aber Geduld von Ärzten und Patienten.

Markt im Wandel und Boom der „App auf Rezept“

Die staatliche Initiative verändert auch den Markt der digitalen Gesundheitsanwendungen. Während die 116117-App zur zentralen Grundversorgung wird, müssen private Konkurrenten wie Doctolib oder Jameda ihre Strategie anpassen. Sie setzen verstärkt auf Integration mit der öffentlichen Infrastruktur oder spezielle Zusatzfeatures für Privatpatienten.

Parallel dazu boomt der Bereich der DiGAs (Digitale Gesundheitsanwendungen), umgangssprachlich „Apps auf Rezept“. Aktuelle Daten zeigen: Über 60 Prozent der deutschen Ärzte haben 2025 mindestens eine solche App verordnet – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Die einheitliche Terminplattform könnte diesen Trend weiter befeuern.

„Die Verknüpfung von Terminbuchung und digitaler Therapie ist der nächste logische Schritt“, sagt Digital-Health-Analyst Dr. Marcus Weber. „Bucht ein Patient einen Termin wegen Depressionen, könnte das System künftig direkt passende, erstattungsfähige DiGAs wie Selfapy oder HelloBetter vorschlagen.“

Ausblick: Der steinige Weg ins Jahr 2026

Im ersten Quartal 2026 steht die Stabilisierung der Infrastruktur im Fokus. Das Gesundheitsministerium hat eine Frist für den Abschluss der Hardware-Migration gesetzt. Alle verbleibenden Praxen werden aufgefordert, ihre Konnektoren zu aktualisieren, um nicht vom digitalen Netz abgeschnitten zu werden.

Für Patienten verspricht die Initiative eine Zukunft, in der die Suche nach einem Facharzttermin nicht mehr Dutzende Telefonate erfordert. Die 116117-App soll einen Echtzeit-Überblick über freie Termine in ganz Deutschland bieten. Diese technische Möglichkeit ist bereits gegeben – ihre zuverlässige Nutzung hängt nun am reibungslosen Abschluss der TI-Updates.

Die Bundesregierung hat mit ihrem Kurs hin zum „funktionierenden Digitalstaat“ viel politisches Kapital investiert. Der reibungslose Start der Updates 2026 ist damit nicht nur eine technische, sondern auch eine politische Nagelprobe.

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