Kunden-Allzeithoch, Aktienkurs

„Haben unser Kunden-Allzeithoch übertroffen“

12.04.2007 - 07:29:16

Der Aktienkurs von trading-house.net AG bewegt sich dennoch nicht...

Instock sprach mit trading-house.net-Chef Raphael Müller über Messeauftritte, alte und neue Geschäfte und die nächste Kapitalerhöhung... Instock: Sie haben trading-house.net vor einiger Zeit auf der Anlegermesse „Invest“ präsentiert. Was bringt ein solch kostspieliger Auftritt für das Unternehmen? Müller: Das ist ein berechtigte Frage, denn wir haben ein ganz spezielles Klientel. Es haben uns aber in Stuttgart sehr viele Kunden besucht. Es waren auch viele Interessenten, also zukünftige Kunden, an unserem Messestand. Eine solche Messe bietet eben die Möglichkeit für direkte Gespräche, die wir sehr gerne nutzen. Dabei können wir erläutern, wie wir arbeiten, wie unser Dienstleistungspaket aussieht und die Interessenten einladen, unsere Info-Seminare zu besuchen. Die veranstalten wir inzwischen das achte Jahr in Folge bundesweit. Ziel ist es, möglichst viele qualifizierte Adressen zu generieren. Andere wollen beispielsweise über Gewinnspiele einfach möglichst viele Adressen sammeln. Das brauchen wir zum Glück nicht. Wenn wir solche Adressen generieren wollen, machen wir über unser eigenes Finanzportal ein Gewinnspiel. Das ist die eine Seite. Instock: Und die andere? Müller: Als börsennotiertes Unternehmen benötigen wir auch Publicity. Wir haben auch in diesem Bereich auf der Invest viele Kontakte geknüpft. Ich selber bin auch auf einer solchen Messe immer unterwegs, um Kooperationen für unsere Geschäftsbereiche zu knüpfen. Instock: Sie sprachen von einer sehr speziellen trading-house.net - Klientel. Wie viel Day-Trader sind zur Zeit bei Ihnen aktiv? Müller: Ich will der Zahl vorwegschicken, dass es sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten gibt, Kunden zu zählen. Wir haben für uns selber die konservativste Methode gewählt. Wir zählen nicht jeden als Kunden, der ein Konto bei uns hat. Im angelsächsischen Bereich ist es beispielsweise üblich, jeden zu zählen, der irgendwann ein Konto hatte. Instock: Wie ist der aktuelle Stand? Müller: Etwas mehr als 200 Kunden. Das ist der höchste Stand in unserer Firmengeschichte. Vor drei Monaten haben wir unser Kunden-Allzeithoch aus dem Jahr 2000 übertroffen. Das waren 150. Das bedeutet einen Netto-Kundenzuwachs von 15 bis 20 pro Monat. Instock: Generieren Sie diese Neukunden nur über die angebotenen Seminare oder kommen auch auf anderen Wegen Kunden zu trading-house.net AG? Müller: Es kommen sehr viele Kunden über die von uns veranstalteten Road-Shows. Wir unterscheiden ja zwischen den bundesweit angebotenen kostenfreien Road-Shows und den kostenpflichtigen Seminaren. Von den Kunden, die Seminare belegen, gewinnen wir 90 bis 100 Prozent als Trader. Unter den Besuchern der Road-Shows sind es 15 bis 20 Prozent. Das ist für unser sehr spezielles Angebot ein sehr hoher Prozentsatz. Wären wir eine normale Direktbank oder wir hätten ein Angebot für die breite Masse, dann wäre die Quote schlecht. Instock: Wie schlägt sich der Erfolg der vergangenen Monate auf das Zahlenwerk von trading-house.net nieder? Müller: Wir setzten im ersten Quartal etwa 400.000 Euro um. Das entspricht dem Umsatz des vergangenen Geschäftsjahres. Instock: Bleibt davon auch etwas in der Kasse? Müller: Es verblieb einiges in der Kasse. Instock: Das heißt, die Zeiten der Kapitalerhöhungen bei trading-house.net sind vorbei? Müller: Im Gegenteil. Wir hatten die Kapitalerhöhung vor einem Jahr genutzt, um das Wachstum zu beschleunigen. Wir sind von fünf auf mehr als 20 Mitarbeiter gewachsen. Dadurch hatten wir im vergangenen Jahr auch noch einen Verlust von zirka 180.000 Euro erzielt. Wir werden noch eine Handvoll Mitarbeiter einstellen. Dann haben wir die für dieses Jahr geplante Mitarbeiterzahl erreicht. Das begleitet von einem bereits positiven Quartalsergebnis. Instock: Sprengt das nicht ihre räumlichen Kapazitäten in Berlin? Müller: Das ist ein aktuelles Thema: Der Mietvertrag läuft in einem guten Jahr aus, so dass wir noch ein halbes Jahr Zeit haben, uns für Räumlichkeiten zu entscheiden. Derzeit reicht der Platz noch, da wir den ursprünglich für Kunden reservierten Handelsraum Ende 2006 in zusätzliche Büroplätze umgewandelt haben. Wir wissen zeitweise nicht, wo wir uns zu Konferenzen treffen sollen, so dass wir an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen. Doch aus unser Erfahrung haben wir gelernt, dass es nicht sinnvoll ist, gleich ein supergroßes Büro anzumieten. Die Entwicklung kann im nächsten halben Jahr auch wieder ganz anders verlaufen. Ich bin ganz froh, dass wir an dieser Steller flexibel sind. Instock: Ihre Planungssicherheit scheint nicht sehr hoch zu sein? Müller: Man kann des beste Brokerteam haben. Wenn die Börse abstürzt, dann springen die Kunden ab. Dann wird es insbesondere schwieriger, Neukunden zu gewinnen. Das würde sich im Umsatz niederschlagen. Instock: Würde sich eine schwache Börse nur im Dax-Tradingbereich negativ auswirken? Müller: Nein, auch in unserem anderen Geschäftsbereich. Wir hatten vor einem knappen Jahr das Nachrichtenportal Ad-hoc-News.de gelauncht, in dem ja auch Instock-Nachrichten einlaufen. Das kommt sehr gut an. Seit einem halben Jahr explodieren die Besucherzahlen. Wir haben diese im vergangenen Halbjahr von 20.000 im Monat auf 200.000 ausgebaut. Die Page Impressions erreichten im März rund zwei Millionen. Bereits gestartet wurde die Vermarktung des Portals, wofür wir ebenfalls zwei Mitarbeiter benötigen. Hier haben wir bereits erste Einnahmen generiert. Es waren im März rund 50.000 Euro. Hier zeichnet sich ebenfalls ein hervorragendes Wachstum ab. Instock: Sie haben einen Erfolg nach dem anderen zu vermelden – allerdings reagiert der Aktienkurs nicht darauf. Gelingt es Ihnen nicht, die Entwicklung zu kommunizieren? Müller: Für den Aktienkurs sind primär die Aktionäre zuständig. Es gibt auch Leute, die die Aktie kaufen. Natürlich ist das Unternehmen auch dafür verantwortlich, dass der Erfolg entsprechend kommuniziert wird. Das geschieht scheibchenweise. So veröffentlichen wir monatlich unsere gesamten Umsatzzahlen. Instock: Dennoch bewegt sich der Kurs kaum.... Müller: Wir sind seit dem 2. Januar 2006 im Entry-Standard gelistet. Wir waren dort der 21. Wert. An die Börse sind wir vor vier Jahren gegangen. Wir waren das erste Unternehmen mit einem sogenannten Cold-Listing – ein Begriff, den es damals noch gar nicht gab. Inzwischen finden die meisten Börsengänge ohne direkte Kapitalerhöhung statt. Die Regeln des Entry-Standard verstehe ich nicht ganz. Das geht vielen meiner Kollegen ebenso. Instock: Was ist da so kompliziert? Müller: Zum einen sind wir verpflichtet, bestimmte Angaben auf der Firmen-Homepage zu machen. So müssen wir unseren Listing-Partner benennen. Gleichzeitig ist es uns untersagt, in einer Pressemitteilung, die im Zusammenhang mit unseren Ergebnissen steht, unsere Börsennotierung zu erwähnen. Schwierig ist auch, dass wir auf unserer Seite unsere eigene WKN und unser Börsensymbol nicht nennen dürfen. Das ist schwer nachzuvollziehen. Instock: Sie haben den Ruf eines erfahrenen Marketing-Strategen. Wieso ist davon in letzter Zeit nicht viel zu merken? Müller: Das stimmt. Abgesehen davon, dass wir unsere monatlichen Umsatzzahlen und unsere Quartals- und Jahreszahlen veröffentlichen, passiert nicht viel. Auf unserer Homepage kann man außerdem unsere täglichen Brokerage-Umsätze einsehen. Wir dürfen aber auf der Homepage nicht schreiben, dass wir börsennotiert sind. Wir haben allerdings eine Menge Dinge, die wir kommunizieren können und auch werden. Wir haben uns allerdings im vergangenen Jahr darauf konzentriert, nicht PR für uns zu machen, sondern den Umsatz zu steigern. Das ist uns, wie schon gesagt, sehr gut gelungen. Instock: Wie ist das nun mit der angesprochenen Kapitalerhöhung? Müller: Auch hier müssen die Regeln des Entry-Standards beachtet werden. Wer in den Entry-Standard ohne Prospekt geht, wird als privat eingestuft. Wer mit Prospekt in den Standard wechselt, wird als öffentlich eingestuft. Wir haben beim Gang in den Entry-Standard kein neues Prospekt vorgelegt, da wir ja schon seit Jahren an der Börse notiert waren. Das war ja nur ein Segmentwechsel. Dafür macht man eigentlich kein Prospekt. Das ist alles völliger Schwachsinn. Instock: Wussten Sie das nicht vorher? Müller: Wir sind davon ausgegangen, das wir bereits bei unserem Börsengang den notwendigen Prospekt vorgelegt haben und wir damit als öffentlich gelten. Wir haben tatsächlich erst nach dem Segmentwechsel von der anderen Auslegung der Börse gehört, die uns nicht bekannt war. Instock: Was ist mit der Kapitalerhöhung? Müller: Nachdem wir im ersten Quartal den Break-even durchschritten haben, sollte sich der Aktienkurs entsprechend entwickeln. Dann werden wir im Sommer, spätestens im Herbst einen weitere Kapitalerhöhung durchführen. Instock: Was soll damit finanziert werden? Müller: Damit wollen wir unser Wachstum beschleunigen. Instock: Wie hoch soll die Kapitalerhöhung ausfallen? Müller: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Wir haben ein genehmigtes Kapital von 200.000 Aktien. Das werden wir unter Umständen auch ausnutzen. Instock: Sollen mit dem frischen Kapital neue Geschäftsfelder erschlossen werden? Müller: Wir sind dabei, unsere Geschäftsfelder auszuweiten und haben uns bereits neue erschlossen. Das ist die Herausgabe von Online-Portalen. Hier haben wir bereits ein eigenes Team im Haus. Unsere Börsen-Akademie bietet derzeit ein breites Angebot von Einzelseminaren an. Daraus wollen wir ein systematisches Seminar-Programm entwickeln, dass den Kunden über längere Zeit begleitet. Darüber hinaus sind wir dabei, eine Tochtergesellschaft zu gründen – IPO-Finance. Da ist der Name Programm. Mit der Tochtergesellschaft, für die wir einen sehr fähigen ehemaligen Brokerage-Kollegen von mir gewinnen konnten, wollen wir klein- und mittelständische Unternehmen beim Börsengang beraten. Wir bewegen uns dabei in einem Segment, in dem kaum jemand aktiv ist. Die Firmen verfügen über eine Marktkapitalisierung von 5 bis 15 Millionen Euro. Instock: Wieso bewegen Sie sich so weit weg vom Kerngeschäft? Müller: Wir haben vor einem Jahr das Finanzportal gegründet, um uns von Kooperationen im Medienbereich unabhängiger zu machen. Das spart unter dem Strich monatlich allein im Werbebereich 10.000 Euro. Bei IPO-Finance wollen wir auch die Privatanleger mit ins Boot holen. Dazu braucht man eine entsprechende Lizenz, über die wir im Gegensatz zu den meisten Beratern verfügen. Wir können so eine IPO-Beratung und eine Begleitung über die Erstnotiz hinaus anbieten. Wir können außerdem eine Plazierung im Privatbereich machen. Wir beraten bei der Erstellung von Verkaufsprospekten und wir sind in der Lage, die Unternehmen auch medial zu begleiten. Wir haben damit verschiedene Möglichkeiten, Aufmerksamkeit auf die Aktie zu lenken. Damit schließt sich für uns wieder der Kreis.
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