Medizin, Depot

Medizin fürs Depot?

Medizin fürs Depot?. Drägerwerk muss ins Fitness-Studio

Das Unternehmen aus Lübeck ist von der Krise stark betroffen. Prinzipiell gilt die Branche der Medizintechnik als recht resistent gegen konjunkturelle Einbrüche. Bei Drägerwerk (DE0005550636) scheint dies anders zu sein. Die Zahlen für das erste Quartal waren äußerst schwach. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres konnte das Unternehmen zwar noch den Umsatz um fünf Prozent steigern, jedoch implodierten die Erträge massiv. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen reduzierte sich um sage und schreibe 63 Prozent auf nur noch 6,5 Millionen Euro. Vor allem der operative Gewinn aus der Medizintechnik implodierte um satte 77,7 Prozent auf lumpige 2,7 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss schmolz wie Schnee in der Sonne zusammen und brach um 96 Prozent auf lausige 0,1 Millionen Euro ein. Abzüglich Minderheiten musste CEO Stefan Dräger sogar einen Verlust ausweisen. Wegen der düsteren Ergebnisentwicklung geht der Dräger-Sprössling mit seiner Firma ins Fitness-Studio. Das Unternehmen muss saniert und restrukturiert werden. Der Absolvent der Berufsakademie Stuttgart, der seine Sporen bei Hewlett-Packard verdient hat, will ab dem Jahr 2011 gegenüber 2008 rund 100 Millionen Euro einsparen. Schon im Jahr 2010 soll sich der überwiegende Teil der insgesamt 400 Einzelmaßnahmen bezahlt machen. Um dem Turnaround mehr Schwung zu verleihen, muss der diplomierte Ingenieur der Elektrotechnik auch Personal vor die Tür setzen. Konkrete Angaben macht der CEO, der in 2008 knapp 1,5 Millionen Euro verdient hat, allerdings nicht. Aktionäre des Unternehmens können das Jahr 2009 getrost abhaken. Dieses Jahr ist schlichtweg verhunzt. Dräger erwartet, dass das Konzern-EBIT deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen wird. In 2008 erzielte das Unternehmen vor Einmalaufwendungen ein EBIT von 130 Millionen Euro. Inklusive dieser Aufwendungen betrug das EBIT 105 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss erreichte mehr als 46 Millionen Euro und der Konzerngewinn betrug rund 33 Millionen Euro. Die bereinigte EBIT-Marge lag im letzten Jahr bei 6,8 Prozent nach 8,3 Prozent im Vorjahr. Inklusive Einmaleffekte sogar nur bei 5,4 Prozent. Das Zahlenwerk für 2008 war somit insgesamt eher verhalten und die Erträge geringer als in 2007. Wir sind sehr gespannt, wann Dräger seine in Aussicht gestellte EBIT-Marge von zehn Prozent für den Konzern zeigen kann. Er scheint sich davon immer weiter zu entfernen, anstatt zu nähern. Auch hier ist die Medizintechnik mit verantwortlich. Die bereinigte EBIT-Marge lag in 2008 in diesem Segment bei 7,1 Prozent. Das Zielniveau soll bei 13 Prozent liegen. Auch diese Vorgabe rückt in weite Ferne. Anfang des Jahres kündigte der dreifache Familienvater den Rückkauf des derzeit von Siemens gehaltenen 25-Prozent Anteils an der Dräger Medical an. Um dieses Thema ist es ruhig geworden. Kein Wunder, da bei ersten sondierenden Gesprächen zwischen den Parteien ergeben hat, dass ein Rückkauf zu einer Gesamt-Finanzbelastung für Dräger von satten 300 Millionen Euro führen kann. Vor dem Hintergrund der Verschuldung von Drägerwerk per Ende März, kann sich der CEO den Deal nur schwer leisten. Kurzfristig steht der Betrieb bei Banken mit 78 Millionen Euro in der Kreide. Kurzfristige sonstige finanzielle Schulden belaufen sich auf rund 63 Millionen Euro. Langfristig ist die Gesellschaft bei Banken mit 291 Millionen Euro verschuldet. Das Genussscheinkapital drückt die Schuldenlast um weitere 75 Millionen Euro und Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen schlagen mit satten 167 Millionen Euro zu Buche. Insgesamt ist die Nettoverschuldung recht sportlich. Drägerwerk ist keine Bastlerklitsche, aber auch kein einwandfreies Qualitätsunternehmen. Dafür sind die Erträge und Margen viel zu schwach und die Verschuldung zu hoch. Wir raten die Aktie zunächst nicht zu kaufen. Setzen Sie lieber auf die ebenfalls im TecDAX notierte Carl Zeiss Meditec. Diese Aktie hat sich seit unserer Empfehlung vor ein paar Wochen sehr erfreulich entwickelt. Bei Drägerwerk sind Käufe allenfalls im Bereich zwischen elf und 13 Euro diskutierbar. Laut Analysten von Bankhaus Lampe liegt das KGV für dieses Jahr bei 145, Ergebnis je Aktie wird bei zwölf Cent erwartet und für 2010 bei 16. Günstig ist das nicht! Bei einem Kurs von elf Euro würde das KGV 2010 gemäß den Schätzungen der Analysten für den Gewinn je Aktie bei zehn liegen. Viele Grüße www.tradecentre.de
@ ad-hoc-news.de | 17.07.09 12:16 Uhr