Gildemeister, Hemdsärmel

Gildemeister: Hemdsärmel hochkrempeln, Arbeiten!

Gildemeister? Kaufen?

Der Werkzeugmaschinenhersteller erzielte wie erwartet starke Zahlen in den ersten 9 Monaten des laufenden Jahres. Die Einnahmen expandierten um 27% auf 1,363 Milliarden Euro. Das EBITDA verbesserte sich um 46% auf über 137 Millionen Euro. Beim EBIT erzielte die Gesellschaft einen Gewinn von rund 115 Millionen Euro oder ein Plus von 61%. Die operative Marge von mehr als acht Prozent ist anständig. Der Jahresüberschuss hat sich im selben Zeitraum mehr als verdoppelt und erreichte 57,6 Millionen Euro. Am wichtigsten: Der Auftragseingang konnte weiter verbessert werden und erreichte ein Niveau von fast 1,6 Milliarden Euro. Per 30. September betrug der Auftragsbestand knapp eine Milliarde Euro. Zudem positiv: Vorstandschef Rüdiger Kapitza hat die Prognose für dieses Jahr bestätigt. Er geht unverändert von neuen Rekordwerten für den Konzern aus, die „jetzt aber ambitionierter und risikoreicher geworden sind“. Jedoch stören uns etwas die Molltöne des Vorstandschefs und das Jammern. Die Finanzmarktkrise hat den Konzern schon jetzt rund 100 Millionen Euro an Auftragseingang gekostet. Das Ziel in 2008 erstmals einen Auftragseingang von mehr als zwei Milliarden Euro erzielen zu können gilt nicht mehr. Jedoch soll sich der Ordereingang nunmehr auf mehr als 1,9 Milliarden Euro belaufen. Den Umsatz erwartet der Vertriebsprofi bei über 1,85 Milliarden Euro. Das EBIT und der Jahresüberschuss sollen um jeweils 50% wachsen. Somit errechnet sich in diesem Jahr ein EBIT von fast 190 Millionen Euro und ein Jahresüberschuss von mindestens 75 Millionen Euro oder mehr als 1,73 Euro je Aktie. Soweit so gut: Börsentechnisch ist das Jahr 2008 ohnehin schon Geschichte. Die Aktie wurde nach Veröffentlichung der Zahlen kräftig abgestraft. Zudem will das Unternehmen die Dividendenzahlung für dieses Jahr überprüfen. Für 2007 wurde eine Dividende von 35 Cent gezahlt. Ärgerlich, sollte diese trotz einem Rekordjahr reduziert werden. Bilanztechnisch hingegen können wir die Diskussion bezüglich der Dividende jedoch nachvollziehen. Der operative Cashflow in den ersten neun Monaten dieses Jahres ist schlicht eine Katastrophe: Nach einem Plus von minus fünf Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, liegt dieser nunmehr mit über 80 Millionen Euro im roten Bereich. Vor allem die Vorräte sind förmlich explodiert. Auf der Passivseite drücken Gildemeister (DE0005878003) kurzfristige Finanzverbindlichkeiten von rund 300 Millionen Euro. Langfristig stehen knapp 30 Millionen Euro Schulden in der Bilanz. Der Buchwert liegt per Ende September bei 370 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote von knapp 30 Prozent ist akzeptabel. Für das nächste Jahr ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Rückgang des Gewinns zu erwarten. Das EBIT dürfte sich nur noch auf 135 bis 155 Millionen Euro belaufen und der Überschuss auf 60 bis 70 Millionen Euro. 2010 könnte es gemäß Analysten weiter abwärts gehen. Vorstandschef Kapitza hat es in über zehn Jahren nicht geschafft, den Konzern so aufzustellen, dass auch in einer Krise sich die Gewinne zumindest stabil halten. Gildemeister ist eher ein Schönwetterunternehmen. Im Boom um die Jahrtausendwende verdiente die Firma prächtig. In der Krise 2002 und 2003 hat das Unternehmen 20 respektive 3,6 Millionen Euro platt gemacht und Verluste geschrieben. Von einem Vorstandsteam, dass sich in 2007 Gehälter von 5,4 Millionen Euro gönnte, fast 40 Prozent mehr als in 2006, erwarten wir mehr als nur knackige Gewinne in Schönwetterphasen einzufahren. In einer Boomphase kann jeder viel Geld verdienen. Vorstandschef Kapitza, der im letzten Jahr einen Salär von strammen 1,5 Millionen Euro eingestrichen hat, sollte seine edlen Manschettenknöpfe und das adrette Einstecktuch ablegen und besser die Hemdsärmel hochkrempeln. Zur Not den Blaumann überziehen und Gildemeister auch fit in Krisenzeiten zu machen. Bei der Hauptversammlung in 2008 war der angestellte CEO noch recht zuversichtlich. 2009 sollte der Umsatz weiter steigen und auch der Gewinn weiter zulegen. Das können sich die Anteilseigner jetzt abschminken. Die Schönwetterphase ist vorbei. Ob das Schiff wetterfest ist, wird sich in 2009 zeigen. Die Aktie selbst ist alles andere als teuer und mit einem Börsenwert von unter 300 Millionen Euro sogar unter dem Buchwert zu haben. Zudem sehen wir Gildemeister als potenziellen Übernahmekandidaten. Eventuell hat Maxcor aus USA Interesse, die sich in der Branche der Werkzeugmaschinen eingekauft hat. Der Freefloat von 100 Prozent lädt jedenfalls zu einer Übernahme ein. Der Vorstand und Aufsichtsrat von Gildemeister hält keine Anteile respektive allenfalls im kleinsten Umfang. Spekulativ ist das Papier auf aktuellem Kursniveau sehr reizvoll. Viele Grüße www.tradecentre.de
@ ad-hoc-news.de | 17.11.08 21:11 Uhr