Dax, Helikopergeld

Aktien: Wenn es Geld vom Himmel regnet

Lassen Sie uns träumen: Stellen Sie sich vor, Sie stehen eines Morgens auf und es regnet Geld vom Himmel. Sie brauchen es einfach nur aufzusammeln. Und schon sind Sie um einige Tausend Euro reicher. Was machen Sie dann mit dem neuen Geld? Ausgeben? Bunkern? Sie sollen es ausgeben, um die Wirtschaft und die Inflation anzukurbeln. Bunkern ist verboten. So wünscht es sich zumindest die Europäische Zentralbank. Sollte es wirklich zum viel beschworenen „Helikoptergeld“ kommen, sollen Sie konsumieren und das Geld nicht ängstlich auf die hohe Kante legen.

„Helikoptergeld“ ist ein Konzept, bei dem die Notenbank dem Staat und den Bürgern Geld schenkt, um die Inflation anzuheizen. Aber: Sollte die EZB wirklich Geld drucken und verschenken? EZB-Präsident Mario Draghi hat die Debatte zumindest angefacht, als er im März das Konzept des „Helikoptergelds“ als „sehr interessant“ bezeichnete. Er spielte das Thema zwar gleich wieder herrunter, aber die Diskussion ist entfacht.

„Helikoptergeld“ – was soll das?

Es gibt wie immer Befürworter und Kritiker solcher Maßnahmen. Die Befürworter sehen in „Helikoptergeld“ die Möglichkeit, Geld direkt in die Realwirtschaft zu lenken. Diese soll damit angekurbelt werden, um die deflationären Risiken seit der Finanzkrise zu bekämpfen. Sie würde dem Konsum zu Gute kommen, es könnten Aktien oder Fonds gekauft werden. Auf jeden Fall könnte endlich die gewünschte eine Inflationsrate von 2 Prozent erreicht werden.

Die Gegner halten von solchen Maßnahmen gar nichts. Sie sagen Helikoptergeld sei Quatsch und löse keine Probleme. Der Effekt einer solchen Maßnahme sei schnell verpufft. Zu diesen Gegnern zählt der Manager unseres Nachhaltigkeitsfonds PRIMA – Global Challenges, Dr. Hendrik Leber. Er wies in der jüngsten PRIMA-Onlinekonferenz (https://youtu.be/zSGb-BsjLBo) darauf hin, dass eh schon extrem viel Geld in Umlauf sei, aber trotzdem nicht konsumiert wird.

„Wenn die Zuversicht fehlt, hängt das Geld fest.“

„Es ist schon sehr viel Geld in Umlauf“, betont Leber. „Es erfüllt aber nicht den Sinn, den es sollte. Wir bekommen einfach keine Inflation. Ich kann so viel Geld drucken wie ich will, die Menschen haben derzeit kein Vertrauen in ihre Zukunft. Nur Menschen, die positiv in die Zukunft schauen, geben Geld freudig aus.“ Derzeit erleben wir in der Volkswirtschaft aber, dass die Menschen tendenziell pessimistisch oder zumindest skeptisch sind, weil sie der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung nicht trauen. Lebers Fazit: „Helikoptergeld bringt gar nichts, weil den Menschen der Optimismus fehlt.“

Neubewertung von Aktien: „Da ist noch richtig Luft nach oben!“

Leber fordert deshalb auch Geduld ein. Er vergleicht das aktuelle Niedrigzinsumfeld mit einem Tsunami, das über kurz oder lang zu Inflation führe. „Zuerst bemerkt man ihn kaum, aber kommt der Tsunami mal ins Rollen, kommt er mit Macht“, so Lebers These.

Durch die niedrigen Zinsen habe sich aber auch die Bewertung von Aktien verändert. Das aktuelle Zinsniveau rechtfertige wesentlich höhere Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs). „Je niedriger die Zinsen sind, umso höher darf das Kurs-Gewinnverhältnis sein“, betont er. „Derzeit ist das KGV in Relation zu den Zinsen unter dem fairen Niveau. Das Kursniveau könnte sich bei gleichbleibenden Gewinnen nahezu verdoppeln.“ Daher glaubt er auch, „dass die Kurse so weit ansteigen werden, bis wir in KGVs vorstoßen, die zum aktuellen Zinsniveau passen. Bis das so weit ist, haben wir viel, viel Geld verdient, bis wir gar nicht mehr wissen, was wir mit dem vielen Geld machen sollen.“ Das gelte für Aktien europäischer Indizes wie den DAX oder den Eurostoxx 50, aber auch für die amerikanischen wie den Dow Jones oder den S&P 500. „Da ist noch richtig Luft nach oben.“

„Die Rahmenbedingungen sind unverändert positiv“

Was das Portfolio des PRIMA – Global Challenges betrifft, so sieht er besonders Erneuerbare Energien im Aufwind. Die Windbranche laufe gut, die Solarbranche habe die Überkapazitäten abgebaut. Das komme vor allem den Portfolio-Werten Nordex, Vestas Wird, Gamesa oder auch SunPower und Enagas zu Gute. Außerdem würde das billige Geld Übernahmen begünstigen. Auch das sehen wir im Portfolio: So ist Siemens an Teilen von Gamesa interessiert, der japanische Hitachi-Konzern greift nach der italienischen Ansaldo STS-Gruppe, und auch Snam, der italienische Fernleitungsnetzbetreiber für Erdgas, ist auf dem M&A-Markt aktiv.

 Lassen wir zum Schluss noch einmal Dr. Leber zu Wort kommen: „Die Rahmenfaktoren sind unverändert positiv, ob bei den Zinsen, beim Ölpreis oder der Inflation. Deshalb sollten die Aktienkurse selbst bei einer Gewinnstagnation steigen.“ Zuversicht - auch ohne „Helikoptergeld“!

 

@ ad-hoc-news.de | 20.04.16 07:47 Uhr