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Verfallstagsshort oder Verfallstagsrally?

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

an diesem Freitag wartet der nächste Verfallstag auf uns. Diesmal ist er es ein kleiner Verfallstag“ und auch das Kursziel für den DAX ist eindeutig. Sollten die Bullen aber in den nächsten Tagen nochmal Gas geben, könnte gerade aufgrund dieser Eindeutigkeit zu einer kräftigen Verfallstags-Rally kommen und uns damit ein paar spannende Tage liefern.

Die Ausgangslage im Verfallstagsdiagramm

Wie sonst auch, schauen wir uns zunächst die Ausgangslage anhand des aktuellen Verfallstagsdiagramms an:

Verfallstagsdiagramm DAX April 2018

(Quelle: EUREX)

Der DAX stand zum Montagmittag bei rund 12.450 Punkten (siehe grüne Pfeile im Diagramm). An dieser Stelle scheint das „verfallstagstechnische“ Niemandsland im April zu liegen: Nach oben (ab 12.500 Punkten) sind die Call-Positionen (blaue Balken) klar stärker vertreten, nach unten ist die 12.200er Marke als das nächste auffällige Niveau zu nennen und darunter dominieren die Put-Positionen (rote Balken) immer mehr.

Etwas Leere herrscht dagegen im Bereich zwischen 12.200 und 12.500 Punkten, sowohl bei Calls als auch Puts. Würden die beiden auffälligen Call-Positionen bei 12.200 und 12.150 Punkten (siehe blaue Balken in der gelben Ellipse) fehlen, sieht die Sache wieder einmal etwas schwammig aus: Wie schon so oft würde man mit einer Seitwärtsbewegung zwischen 12.500 und 12.200 Punkten rechnen.

Eindeutiges Kursziel zum Verfallstag

Aber durch die beiden relativ großen Calls bei 12.200 und 12.150 Punkten ändert sich das diesmal. Denn bei dem aktuellen Kursniveau des DAX liegen sie im Geld. Da sich in dem Bereich zwischen dem aktuellen Kurs und 12.200 Punkten nur sehr wenige Puts befinden, haben die Stillhalter eine gute Chance, den DAX zum Verfallstag noch in Richtung der 12.200/12.150 Punkte zu bringen. In diesem Fall würden die beiden großen Call-Positionen wertlos verfallen (oder wenigstens dramatisch an Wert verlieren) und gleichzeitig nur sehr wenige Puts ins Geld laufen.

Zudem befindet sich bei 12.200 Punkten auch noch eine sehr große (rote) Put -Position. Dadurch haben wir diesmal für den DAX ein sehr eindeutiges Kursziel: 12.200 Punkte! An dieser Stelle wären die Verluste für die Stillhalter am geringsten (siehe „Schüsselkurve“ im unteren Teil des Verfallstagsdiagramm). Dadurch wird der DAX bis zum Verfallstag praktisch nach unten gezogen (siehe gelber Pfeil).

Abwärtssog durch Verfallstag

Um zu erklären wie es zu dieser etwas ungewöhnlichen Situation kommt und was die Alternativen sind, schauen wir uns den Chart des DAX an:

DAX Tageschart seit August 2017

Es ist klar, warum die „Call-Region“ ab 12.500/12600 Punkten beginnt: Im Februar und März wurden hier die Zwischenhochs nach der Korrektur erreicht (siehe blaue Ellipsen). Die laufende Bodenbildung würde als beendet gelten, wenn sich der Kurs oberhalb dieser Hochs bewegen würde.  Und da nicht nur die charttechnische Lage in dieser Hinsicht so eindeutig ist, sondern inzwischen auch die Bestätigung von der Verfallstagspositionierung kam, gab es am Freitag das jüngste Hoch (siehe roter Pfeil) genau an der 12.500-Punkte-Marke mit einer bearishen Umkehrkerze.

Der positive Start gestern konnte auch nicht verhindern, dass der DAX wieder nach unten tendierte und dabei eine weitere bearishe Kerze ausbildete. Die Auswirkungen des Abwärtssogs aufgrund der Verfallstagspositionierung sind also schon erkennbar!

Short-Trade mit Ziel 12.200 Punkte

Etwas schwieriger ist es, die Bedeutung der 12.200er Marke zu erklären. Die Oberkante der großen Kurslücke von Anfang April (siehe graues Rechteck im DAX-Chart) befindet sich bei 12.136 Punkten und damit knapp unterhalb der großen Call-Position bei 12.150 Punkten. Hierbei handelt es sich offenbar um eine sogenannte Ausbruchs-Gap (das weiter steigende Kurse verheißt), bei der die Trader mit den Call-Positionen bei 12.150 und 12.200 Punkten long gingen. Und tatsächlich stieg das Volumen an Call-Positionen nach dem 5. April (als die Kurslücke entstand) stark an. Seither wird dieses bullishe Signal des Ausbruchs-Gaps vom Kursverlauf bestätigt.

Aber die Zwischenrally könnte nun erst einmal bei 12.500 Punkten beendet sein. Dafür spricht auch, dass der DAX mittlerweile kurzfristig überkauft ist: So steht der 8-Tage-RSI bereits wieder klar über 70 Punkte. Dieses Niveau konnte in den vergangenen Monaten bestenfalls mehrere Tage gehalten werden, bevor Kurs und RSI wieder nach unten drehten (siehe blaue Kurve/roter Kreis im unteren Teil des DAX-Charts).

Kurzes Zwischenfazit: Unter Berücksichtigung der Charttechnik und vor dem Hintergrund der Verfallstagspositionierung für April liegt ein Short-Trade mit Ziel 12.200 Punkte nahe.

Zwei Schlussfolgerungen für Trader

Wie so oft gibt es auch hier ein „aber“: Denn die Charttechnik hat angedeutet, dass bei 12.500 Punkten am Freitag viele Trader bereits ausgestiegen oder short gegangen sind, wodurch die bearishe Umkehrkerze entstand. Sollte es zu einem weiteren Kursanstieg des DAX kommen, müssen nicht nur die Stillhalter ihre Call-Positionen absichern, sondern auch noch viele Trader ihre Short-Trades auflösen.

Daher ist bei DAX-Kursen über 12.500 Punkten mit einer kräftigen Short-Squeeze zu rechnen, welche die Kurse wieder nach oben schnellen lassen kann. Im Zuge dessen könnte der DAX 12.800 oder gar 13.000 Punkte erreichen. Ob ihm das bis Freitag schon gelingt, bleibt aber abzuwarten.

Nichtsdestotrotz folgen daraus zwei Schlussfolgerungen für Trader: Ein Short-Trade mit Ziel 12.200 Punkte (siehe oben) sollte eng abgesichert werden – am besten dicht am Hoch vom Freitag. Falls der Short-Trade dann tatsächlich ausgestoppt wird und eine klare Aufwärtsdynamik erkennbar ist, kann wegen der zu erwartenden Short-Queeze und Stillhalter-Absicherungen direkt ein Long-Trade nachfolgen.

Damit ist also Ihr Wochenprogramm für das DAX-Trading abgesteckt.

Viel Erfolg wünscht Ihnen

Ihr Torsten Ewert

 (Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 17.04.18 10:12 Uhr